
Haydn, Joseph - Sinfonien Nr. 26, 73, 82
Elegante Ausgewogenheit
Label/Verlag: Glor classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Ohne Überraschungen, aber aus einem Guss: Das SWR Sinfonieorchester wartet mit drei Sinfonien Joseph Haydns auf.
An Einspielungen von Haydns Sinfonien herrscht wahrlich kein Mangel. Nun hat das junge Label Glor Classics Aufnahmen des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg vorgelegt, die allesamt im Jahr 2001 entstanden sind. Sylvain Cambreling befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre im Amt des Chefdirigenten, das er nach der laufenden Spielzeit aufgibt (ab der Saison 2012/13 wird er als musikalischer Leiter der Staatsoper Stuttgart wirken). Die drei Sinfonien stammen aus verschiedenen Schaffensphasen Haydns und wurden im Konzerthaus Freiburg, im Festspielhaus Baden-Baden und im Kultur- und Kongresszentrum von Luzern aufgenommen. Der Gesamtklang ist transparent und gut austariert; der leichte Nachhall nimmt ihm Präsenz und Direktheit und lässt ihn manchmal etwas gedämpft wirken. Das Orchester klingt weich und warm. Die Extreme in Ausdruck und Dynamik werden eher gemieden. Auf einer analytischen Ausleuchtung der Details liegt der Schwerpunkt dieser Interpretation nicht – vielmehr steht ein Musizieren im Vordergrund, das homogen, aus einem Guss ist und mit einer Ausgewogenheit und Eleganz gefällt, die Haydns Musik bestens anstehen. Die Kehrseite: Überraschende Perspektiven, ungeahnte Lesarten eröffnet dieser geschmackvolle Zugriff nicht.
Gleichwohl wird das Orchester dem dramatischen Impetus, der den beiden Ecksätzen von Haydns vermutlich um 1781 und noch in Esterháza entstandener Sinfonie Nr. 73 D-Dur innewohnt, überaus gerecht. Sie endet mit einer Ouvertüre, derjenigen zur 1781 im neu aufgebauten Opernhaus von Esterháza uraufgeführten Oper 'La fedeltà premiata', die zum Finalsatz wird, dem die Sinfonie ihren Beinamen verdankt: ‚La Chasse‘. Die übermütigen Hörner, die natürlich nicht fehlen dürfen, überzeugen mit klanglicher Rundung und einer blitzblanken Intonation. Ebenso durchpulst wird der herrliche Kopfsatz mit seinem schmissigen Thema in den quirligen hohen Streichern musiziert. Die Durchführung ist dramatisch aufgeladen. Hier weht ein Sturm und Drang durch die Partitur.
Düster und drängend beginnt Sinfonie Nr. 26 d-Moll aus dem Jahr 1768, deren Beiname ‚Lamentatione‘ lautet, da Haydn im zerrissenen ersten Satz den Beginn einer mittelalterlichen Markuspassion in der zweiten Violine und Oboe zitiert, deren Stimmen jedoch plastischer modelliert sein könnten. Verstärkt vom samtenen Horn erklingt das Zitat in der Reprise, wie auch im zweiten Satz dieses vermutlich für die Karwoche komponierten dreisätzigen Werks, in dem der Komponist mit einem melodisch eher unscheinbaren Choralzitat arbeitet. Hier drängt sich der Eindruck einer makellosen Glätte auf.
Am Ende steht Haydns großbesetzte Sinfonie Nr. 82 C-Dur, eine seiner Pariser Sinfonien, deren ernsten, höfisch-repräsentativen Charakter das SWR Sinfonieorchester mit ausholender Geste glanzvoll zur Geltung bringt. Ihr Beiname ‚L‘Ours‘ (Der Bär) lässt sich auf den markigen, gleichsam tanzbärenhaften Bordunbass des Finales zurückführen. Wohl aus diesem Grund sind in dem soliden Booklet, neben nicht wenigen Porträtfotos des Dirigenten, Kontrabässe abgebildet.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Haydn, Joseph: Sinfonien Nr. 26, 73, 82 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Glor classics 1 16.10.2009 |
Medium:
EAN: |
CD
4260158915229 |
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