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Sonntag, 24. September 2023

white dawn - songs and soundscapes by David Lumsdaine

Australische Entdeckungen


Label/Verlag: Metier Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Australische Entdeckungen: Der australische Komponist David Lumsdaine überzeugt mit abwechslungsreichen und hochpoetischen Kompositionen. Eine kleine Reise auf den fünften Kontinent.

Der 1931 geborene australische Komponist David Lumsdaine ist in Europa kein Unbekannter mehr. Einen Großteil seines Lebens verbrachte er als Lehrbeauftragter an englischen Universitäten. Bestimmend für sein Schaffen sollte dennoch immer auch die fruchtbare Auseinandersetzung mit seiner Heimat, den Räumen und Klängen seiner Kindheit  sein. Soundscape-Aufnahmen natürlicher Habitate, Ornithologie und Landschaftsimpressionen in seinen Werkkonzepten dienten als Grundlage für eine große Anzahl von Instrumentalstücken, eigenen Texten und Liedern. Divine Art präsentiert mit Unterstützung von musiknahen Stiftungen die Doppel-CD-Box 'White Dawn' und bietet damit einen Überblick auf das späte Schaffen des Komponisten.

Vielfältige Klanglandschaften

Die Einspielung gliedert sich in fünf Teile, jeweils eingeleitet von einer Feldaufnahme aus dem australischen Busch. Die Soundscapes sind Studien zu Rhythmen, Harmonien und Texturen der Klänge und Geräusche einer vielfältigen und für europäische Ohren exotischen Klanglandschaft. Sie entführen den Hörer an völlig unterschiedliche natürliche Habitate zu verschiedenen Tageszeiten. Da kann man zum einen dem Gezwitscher der Wasser- und Waldvögel, dem Zirpen der Zikaden und Grillen lauschen. Das Summen der Bienen am ungestörten Flussarm des Darling Rivers bei Sonnenuntergang leitet ins nächtliche, polyrhythmische Konzert einer Froschversammlung über, bis schließlich am nächsten Morgen das Gekrächze der Raben und australischer Vögel - echter Ureinwohner - den Hörer wecken.

Kompositorische Vielfalt

Lumsdaine hört aufmerksam; das belegen die 30 Stücke auf 'White Dawn' eindrucksvoll. Mit dem Prozess des Aufnehmens und Bearbeitens von Naturgeräuschen organisiert er sein Hören, empfängt wichtige Anregungen für seine eigenen musikalisch-kompositorischen Ideen. Direkte Bezüge zu den Naturklängen sind selten; eine unmittelbare Umsetzung versucht er beispielsweise in seinem letzten Hauptwerk für Klavier,  'Cambewarra'. Die Musik geriert sich hier als komponierte Naturgeste,  als Verkörperung der Formen, Farben, Rhythmen und charakteristischen Vogelgesänge Australiens. Untergründig fügt Lumsdaine das Atmen des gewaltigen Landschaftsraums ein, durchbrochen von gleißenden Lichtspielen. Der Komponist verdichtet die Naturimpressionen zu choral- und kadenzartigen Ausarbeitungen, die die Aura ferner Gebirge untergründig weitertragen.

Der weitaus größere Teil seiner auf vorliegender Doppel-CD versammelten Kompositionen jedoch sind keine Repräsentationen von natürlichen Habitaten. Letztere bilden vielmehr den Ausgangspunkt für hochpoetische Reflektionen über seine australische Herkunft, Erinnerungen an die Kindheit, Tod und Ewigkeit. Eindrücklich zeigen dies die 5 Minaturen in 'A little Cantata Tracey Chadwell, in memoriam'. Das spieltechnisch anspruchsvolle, teilweise modale Monodrama 'A tree telling of Orpheus' stellt darüberhinaus mit seinem unruhigeren Charakter einen gelungenen Gegenentwurf zu den langatmig-getragenen Stücken der Doppel-CD dar.

Interpretatorisch ragt einzig die international tätige Sopranistin Lesley-Jane Rogers aus der Schar der gleichfalls technisch souverän spielenden Musiker wie Peter Lawson (Klavier; Tracks 2-6, 10-15 und 13-15) und Jonathan Price am Violoncello (Track 8) heraus. Sie meistert die extremen und abrupten Intervallsprünge des Monodramas in seltener technischer Leichtigkeit, wobei ihre Phrasierung und die in jeder Lautstärke volle und warme Stimme in den unterschiedlichen Registern eine erstaunliche Farbfülle und Nuancenreichtum aufweisen. Den von Naturpoesie durchdrungenen Texten Lumsdains haucht sie damit jene Lebendigkeit ein, die die Soundscapes ohne musikalische Vermittler zu Gehör bringen. Mit dieser Einspielung gelingt ein vielfältiger und abwechslungsreicher Einblick in das späte Schaffen des Komponisten David Lumsdaine und darüberhinaus ein Ausflug in exotische Klanglandschaften des fünften Kontinents.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:




Kritik von Alexander Datz,


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    white dawn: songs and soundscapes by David Lumsdaine

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Metier Records
2
03.12.2010
Medium:
EAN:

CD
809730851926


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Metier Records

1992 gegruendet, hat METIER schnell einen Namen fuer eine augezeichnete moderne Repertoire- und Produktionsqualitaet erworben. Metier ist mittlerweile einer der wichtigsten Namen der heutigen klassischen Musik ? durch die Zusammenarbeit mit Tonkünstlern aus Grossbritannien, aber auch international mit grossen Komponisten der Welt wie Roberto Gerhard, Charles Ives, George Crumb, Walter Zimmermann, Georg Rochberg, unter anderen.

Metier stellt eine breite Auswahl von musikalischen Stilen und Ideen der ganzen heutigen Komposition vor und schliesst eine grosse Zahl von wichtigen Weltpremieren, insbesondere der Komponisten, welche von den multinationalen Firmen vernachlaessigt werden, mit ein. Metier legt keinen grossen Wert auf schwaermerisches Werbematerial, Prominenten-Empfehlungen und falsche Versprechungen, die die moderne Reklame charakterisieren, sondern einfach auf kuenstlerische Qualitaet. Metier ist daher ein unentbehrlicher Name fuer serioese Sammler.

Die Firma stellt in ihrer ?Re-appraisal? (Neubewertung) Serie auch Musik der Vergangenheit dar ? zum Beispiel Bach und Beethoven, aber mit neuen Herangehensweisen von hochrangigen Künstlern, deren Erfahrung und Innovationsgeist neue, faszinierende Interpretationen hervorbringen.

METIER hat 12 ?CD of the Year? und ?Critic?s Choice? Preise gewonnen und wurde 2007 ein Teil der Divine Art Gruppe. Eine neue Serie von wichtigen modernen Werken ist im Werden, abermals von sehr positiver Kritik begleitet.


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