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Freitag, 2. Juni 2023

Rosenmüller, Johann - Venezianische Abendmusik

Immer mehr im Blickpunkt


Label/Verlag: Christophorus
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Johann Rosenmüllers Potenzial sehr schön ausgedeutet: Arno Paduch und sein Rosenmüller Ensemble mit Psalmen und Sonaten.

Die aktuelle Renaissance Johann Rosenmüllers (1617-1684) ist eine der erfreulichsten Erscheinungen in der Alten Musik. Zwar war seine Musik nie wirklich verkannt oder vergessen – ihrem enormen Rang entsprechend im Repertoire vertreten war sie gleichwohl auch nicht. Das immer nachhaltiger zu ändern haben sich eine Reihe von Ensembles und Solisten angeschickt, unter ihnen – selbstverständlich, möchte man sagen – das Johann Rosenmüller Ensemble, das der Zinkenist Arno Paduch 1995 gründete. Und die vorliegende Platte mit Psalmen und Sonaten bestätigt die schon bisher gezeigten Qualitäten der Formation.

Thematisch dem Kreis der Komplet, also dem Stundengebet am Ende des Tages zugeordnet, zeigen die ausgewählten Werke Rosenmüllers Qualitäten deutlich: Bei im Vergleich zu manch anderem seiner Sätze gedämpfter Expressivität überwiegen vielleicht intime Gesten, wird einer erheblichen Virtuosität aber dennoch Raum gegeben. Das 'Nunc dimittis' oder der ebenfalls groß dimensionierte Psalm 'Ecce nunc benedicte' zeigen das exemplarisch: Von fein nuancierter, subtiler Satztechnik bis zur klug ausgebauten Klanggeste stehen Rosenmüller alle Mittel seiner Zeit zu Gebote. Das Programm der Platte wird mit glücklich gewählten und charakterlich passenden Sonaten aus der 1682 in Nürnberg gedruckten Sammlung bereichert.

Souverän und kundig

Arno Paduch leitet seine Instrumentalisten zu einem beachtlichen, kammermusikalisch konzentrierten Spiel an. Die Artikulation ist fein und kleinteilig angelegt, ohne dabei den Blick auf größere Kontexte oder die architektonische Dimension der Musik zu verstellen. Der Basso continuo ist in variablen Registern durchscheinend musiziert. Und auch die solistischen Leistungen sind bemerkenswert: Arno Paduch findet auf seinem Zink einen wunderbar entspannt wirkenden, leichten und klangströmenden Ton, Volker Mühlberg und Irina Kisselova spielen die obligaten Violinpartien mit artikulatorischer Raffinesse und musikantischem Temperament.

Das Vokalensemble setzt sich aus versierten Stilisten zusammen, die auf hohem Niveau ausgeglichen, intonationsstark und präzis agieren. Im Einzelnen sind es die Sopranistinnen Heike Heilmann und Julla von Landsberg, die Altisten Alexander Schneider und Jürgen Banholzer, die Tenöre Georg Poplutz und Nils Giebelhausen sowie die Bässe Markus Flaig und Christoph Kögel.

Neben den umfangreichen Ensembleaufgaben sind drei der Vokalisten auch ausgedehnt solistisch gefordert: Julla von Landsberg bewegt sich mit ihrer schlanken, gleichwohl nicht schmalen Stimme sicher durch ihre Partie, dabei durchaus zur expressiven Geste befähigt. Heike Heilmanns runde, etwas körperlicher klingende Stimme zeigt sich technisch ansprechend basiert. Und die Qualitäten Markus Flaigs sind wie in so vielen früheren Aufnahmen eminent: Vor allem die Ausgeglichenheit der Lagen garantiert eine glückende Interpretation der beiden von ihm gesungenen Werke.

Klanglich ist die Einspielung auf vergleichbar hohem Niveau realisiert: Gut gestaffelte, plastische Anteile sind gelungen in einen moderaten Raumeffekt eingebettet und in ein balanciertes Ensemblebild integriert.

Damit fügt sich die Platte des Rosenmüller Ensembles mit erheblicher Kompetenz und interpretatorisch-stilistischer Erfahrung nahtlos in den Kreis der hochwertigen Rosenmüller-Einspielungen der jüngsten Zeit ein.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Rosenmüller, Johann: Venezianische Abendmusik

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Christophorus
1
01.09.2010
Medium:
EAN:

CD
4010072773333


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Christophorus

Christophorus ist das älteste deutsche Plattenlabel mit dem Schwerpunkt "Geistliche Musik". Es wurde 1935 gegründet, um religiöse Inhalte mittels Schallplatten und Bücher auch während des Nazi-Regimes zu verbreiten. Heute - mehr als 75 Jahre später - stehen spirituelle Themen weiterhin im Mittelpunkt des Labels, mit besonderem Interesse für unbekannte Werke und historische Interpretation. Gregorianische Gesänge, geistliche Vokalmusik, Musik der christlichen Kirchen und die Gesänge aus Taizé sind im Katalog ebenso vertreten wie Musik des Mittelalters und der Renaissance. Mit diesem Repertoire gilt Christophorus heute als eines der wichtigsten unabhängigen Labels auf dem internationalen Klassikmarkt.


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