
Lutoslawski, Witold - Orchesterwerke
Verkettungen
Label/Verlag: Chandos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Drei Orchesterwerke von Witold Lutoslawski in einer herausragenden Interpretation.
Der britische Label Chandos hat jetzt eine Reihe mit dem Titel ‚Muzyka Polska‘ eröffnet, deren erster Teil die vorliegende (auch auf herkömmlichen CD-Playern abspielbare) SACD mit Orchesterwerken des 1913 in Warschau geborenen und 1994 dort verstorbenen polnischen Komponisten Witold Lutoslawski ist. Das BBC Symphony Orchestra interpretiert unter der Leitung des 1974 geborenen Dirigenten Edward Gardner mit dem 'Konzert für Orchester', dem Orchesterstück 'Chain 3' und der Dritten Sinfonie drei bedeutende Werke von einem der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.
Das atmosphärisch dichteste Werk der SACD ist das 1986 verfasste 'Chain 3'. Diese Komposition ist die letzte eine Gruppe von drei Werken. 'Chain 1' schrieb Lutoslawski 1983 für ein Kammerensemble aus Solisten, 'Chain 2', ein Dialog für Violine und Orchester, wurde Anfang 1986 uraufgeführt, 'Chain 3' am Ende desselben Jahres. Die drei Chain-Kompositionen sind kein Zyklus, keine Kette, es sind eigenständige Kompositionen, bei denen Lutoslawski allerdings eine gemeinsame Kompositionstechnik verwendet. Die Struktur besteht aus zwei unabhängigen Schichten, deren Teile zu verschiedenen Zeiten beginnen und enden, so dass der Eindruck eines Überlappens besteht, wie eine Kette, deren Glieder ineinandergreifen. Auffallend an 'Chain 3' ist auch eine – von Edward Gardner überzeugend herausgearbeitete – bewusste Unschärfe, ein Zittern und Flirren der Klänge.
Kühl und expressiv
Weiter ausholend, epischer, ist die Dritte Sinfonie, die Lutoslawski zwischen 1981 und 1983 für das Chicago Symphony Orchestra komponierte. Ähnlichkeiten in der Struktur sind unverkennbar, auch hier überlappen sich nachfolgende Teile. Die SACD schließt mit dem 'Konzert für Orchester', Lutoslawskis wohl meistgespieltes Werk, geschrieben zwischen 1950 und 1954. Zu dieser Zeit, trotz der Vorgaben des ominösen sozialistischen Realismus, begann sich Witold Lutoslawski mehr und mehr von einer eher klassischen Ausrichtung zu lösen, moderne Elemente zu verwenden und eine eigene, originelle musikalische Sprache zu entwickeln. So gesehen deckt die SACD auch einen weiten zeitlichen Rahmen der kompositorischen Entwicklung Lutoslawskis ab.
Edward Gardner arbeitet in den drei Orchesterwerken der vorliegenden Einspielung plastisch die Strenge, die Kühle und das Abstrakte der musikalischen Schichten Lutoslawskis heraus. Zugleich aber, und das macht diese Einspielung zu einer außergewöhnlichen Aufnahme, klingen die Kompositionen unter Gardner ausdrucksstark und expressiv. Alles ist bis ins kleinste Detail gearbeitet und voller Kraft. Die Einspielung dieser herausragenden Kompositionen in ausgezeichneter Klangqualität gehört zu den besten Lutoslawski-Aufnahmen und auch – in toto – zu den besten Platten des Jahres. Sie sollte in keiner Sammlung fehlen. Eine dringende Empfehlung!
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Lutoslawski, Witold: Orchesterwerke |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Chandos 1 22.10.2010 |
Medium:
EAN: |
SACD
095115508220 |
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Chandos Chandos Records was founded in 1979 by Brian Couzens and quickly established itself as one of the world's leading classical labels. Prior to forming the label, Brian Couzens, along with his son Ralph, worked for 8 years running a mobile recording unit recording for major labels (including RCA, Polydor, CFP, etc.) with many of the world's leading artists.
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