> > > Strauss, Richard: Eine Alpensinfonie
Freitag, 31. März 2023

Strauss, Richard - Eine Alpensinfonie

Durchschnitt auf hohem Niveau


Label/Verlag: LSO Live
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Mit dem LSO hat Bernard Haitink im Juni 2008 Strauss' letzte große Tondichtung eingespielt. Die Aufnahme überzeugt in erster Linie klanglich. Die Interpretation ist für heutige Verhältnisse eher durchschnittlich, bewegt sich aber auf hohem Niveau.

Im stolzen Alter von 81 Jahren hat Bernard Haitink mit dem London Symphony Orchestra (LSO) die 'Alpensinfonie' von Richard Strauss aufgenommen. Mit der Musik Strauss‘ ist Haitink vertraut; dessen Musik ist fester Bestandteil seines Repertoires. Davon zeugt auch Haitinks Diskographie, die neben einigen Opern vor allem ein sehr breites Spektrum des symphonischen Schaffens von Beethoven bis Schostakowitsch umfasst. Viele Werke, oft auch ganze Sinfoniezyklen, spielte er mit unterschiedlichen Orchestern ein, mit denen er über Jahrzehnte hinweg immer wieder zusammengearbeitet hat, einige sogar mehrfach. Bei dem hauseigenen Label LSO Live liegen neue Einspielungen von Beethovens und Brahms‘ Sinfonien unter Haitink vor. Auch die 'Alpensinfonie' nimmt er in diesem Rahmen nicht zum ersten Mal auf. Bereits 1985 hat er sie mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam eingespielt, jenem Orchester, bei dem er 25 Jahre als Chefdirigent beschäftigt war.

Dass die frühere Aufnahme Haitinks mit dem Concertgebouw-Orchester sich im Gegensatz zur nun vorgelegten Einspielung mit dem LSO durch einen homogeneren Klangkörper auszeichnet, überrascht wenig. Beide Interpretationen unterscheiden sich hinsichtlich der Lesart kaum. Ein Phänomen, das bei der 'Alpensinfonie' nicht verwunderlich ist, denn in der Partitur werden dem Interpreten vom Komponisten sehr genaue Angaben zu Besetzung und Vortrag gemacht. Dass man sich als seriöser Interpret solchen Angaben verpflichtet, versteht sich heutzutage von selbst – kein Wunder also, sondern vielmehr eine Erklärung dafür, dass sich viele Interpretationen auch von unterschiedlichsten Dirigenten der 'Alpensinfonie' nur wenig unterscheiden. Denn der dem Interpreten vom Komponisten hier eingeräumte Freiraum ist nicht gerade groß.

Demnach richtet sich das Interesse bei Neueinspielungen von solch opulent angelegten Werken in erster Linie auf den vom Dirigenten geformten Orchesterklang und die von ihm erzeugten Klangfarben. Dieser ist in Haitinks früher Aufnahme der Alpensinfonie mit dem Concertgebouw-Orchester ein wenig besser gelungen. Die Aufnahme mit dem LSO setzt jedoch in Sachen Klangqualität neue Maßstäbe. Die in der Serie LSO Live als SACD veröffentlichten Produktionen genießen hinsichtlich der Klangqualität ohnehin einen guten Ruf. In dieser Tradition steht auch die Produktion der 'Alpensinfonie' und überzeugt akustisch auf ganzer Linie. Interpretatorisch allerdings vermag sich die Einspielung Haitinks nicht vom Durchschnitt abzuheben. Sie ist ohne Zweifel sehr gut. Jedoch hat sich durch eine Reihe von hervorragenden Aufnahmen der 'Alpensinfonie' im Laufe der letzten Jahrzehnte (zu denen neben Haitinks früher Aufnahme u. a. auch jene von Kempe, Karajan, Previn oder Maazel zählen) hier inzwischen ein sehr hohes Niveau etabliert. Ein Niveau, von dem sich eine neue Aufnahme – um sich neben der Fülle von ebenbürtigen Alternativen auf dem Plattenmarkt zu behaupten – nur noch durch eine besonders individuelle Note abheben kann. Rudolf Kempes Aufnahme beispielsweise wird durch seine im Kammermusikalischen gründende Lesart und den eher zurückhaltendenden Gestus noch lange Zeit interessant bleiben. Auch die 2009 erschienene Aufnahme von Semyon Bychkov mit dem WDR Sinfonieorchester Köln überzeugt durch eine äußerst lebhafte und klangfarbenfrohe Einspielung, wodurch Bychkov seiner Aufnahme einen eigenen Charakter verleiht. Haitink gelingt das leider nicht. Seine Einspielung mit dem LSO ist sicher sehr gut, gehört jedoch ‚lediglich‘ zum exzellenten Durchschnitt.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:




Peter Büssers Kritik von Peter Büssers,


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Strauss, Richard: Eine Alpensinfonie

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
LSO Live
1
01.02.2010
Medium:
EAN:

SACD
822231168928


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LSO Live

Einspielungen des Labels LSO Live vermitteln die Energie und Emotion der großartigsten Aufführungen mit höchster technischer Qualität und Finesse.

Liveaufzeichnungen bedeuteten früher gewöhnlich Kompromisse, aber heutzutage kann mit Hilfe der besten Aufnahmetechnik im Konzertsaal die Vitalität festgehalten werden, die im Studio so schwer nachzustellen ist.
Durch das Zusammenschneiden mehrerer Aufführungen können wir eine Vorlage schaffen, die die Spannung einer Konzertaufführung ohne unerwünschte Nebengeräusche bewahrt.

Seit 2000 veröffentlichte das LSO Live über 80 Alben und nahm zahlreiche Preise entgegen. Das London Symphony Orchestra war schon früher das am meisten aufgenommene Orchester der Welt, hatte es doch für zahlreiche Plattenfirmen gearbeitet und viele der berühmtesten Filmmusiken eingespielt. Die Investition in unsere eigenen Aufnahmen ermöglicht dem Orchester jedoch abzusichern, dass jede Veröffentlichung den höchsten Qualitätsansprüchen genügt und das Hören der besten Musik allen Menschen zugänglich ist.

Das LSO Live war eines der ersten klassischen Plattenfirmen, die Downloads anboten, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Wir geben auch unsere Einspielungen im SACD Format (Super Audio Compact Disc) heraus. SACDs lassen sich auf allen CD-Spielern abspielen, ermöglichen aber den Hörern mit speziellen SACD-Spielern den Genuss eines hochaufgelösten, mehrkanaligen Klangs.

London Symphony Orchestra
Das London Symphony Orchestra wurde 1904 von einer Gruppe von Musikern gegründet, die für den Dirigenten Henry Wood spielten. Sie wollten ihr eigenes Orchester leiten und die Wahl haben, mit welchen Dirigenten sie zusammenarbeiteten. Sie beschrieben das LSO als eine musikalische Republik, und das Orchester war über Nacht ein Erfolg.

Heute gibt das LSO ungefähr 70 Konzerte pro Jahr in London und bis zu 90 auf Tournee. Es ist regelmäßig auf Konzertreise durch Europa, Nordamerika und im Fernen Osten. Waleri Gergijew ist seit 2007 Chefdirigent des LSO und Sir Colin Davis sein Präsident.

Das LSO organisiert auch das in der Welt am längsten laufende und umfangreichste Bildungsprogramm eines Orchesters: LSO Discovery. Mit seinem Sitz im Londoner Musikbildungszentrum LSO St Lukes schafft Discovery die Möglichkeit für Menschen aller Altersgruppen und Veranlagungen, mit Musikern des LSO zusammenzuarbeiten, etwas über Musik zu lernen und ihre Fertigkeiten zu entwickeln.


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