> > > Migot, Georges : Klaviertrio
Samstag, 23. September 2023

Migot, Georges - Klaviertrio

Ernst und heiter


Label/Verlag: Atma classique
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Georges Migot (1891-1976) muss noch entdeckt werden; von seinen vielen Werken ist kaum etwas auf Platte zu haben. Da ist die vorliegende Kammermusik-Platte ein Schritt in die richtige Richtung und zudem ein echtes Plädoyer.

In der Reihe ‚Musique française: Découvertes 1890-1939’ lagen bislang fünf Platten vor, auf denen das kanadische Trio Hochelaga – bestehend aus dem Pianisten Stéphane Lemelin, der zugleich auch der ‚Kopf’ hinter der ganzen Reihe ist, sowie Anne Robert (Violine) und Benoît Loiselle (Violoncello) – Musik unbekannter französischer Komponisten mit Werken aus dem genannten Zeitraum vorstellt. Darunter befinden sich allein drei CDs, die sich der Kammermusik von Théodore Dubois (1837-1924) widmen. Während der Romantiker Dubois den gesteckten Zeitrahmen mit seinem letzten Lebensdrittel abdeckt, ist es bei dem – weitaus unbekannteren – Georges Migot (1891-1976) die erste Lebenshälfte. Von Migot lag bereits eine CD mit Klaviermusik (‚Le Zodiaque’) vor; auf der nun erschienenen zweiten Migot-CD (die sechste der Reihe) ist wieder das ganze Trio Hochelaga zu hören, das zusätzlich durch den Flötisten Robert Cram unterstützt wird.

Multitalent Migot

Georges Elbert Migot war nicht nur musikalisch begabt; er betätigte sich auch als Maler, Dichter (er vertonte fast ausschließlich eigene Texte) und Musikschriftsteller. Zu seinen Lehrern am Pariser Konservatorium gehörten so klangvolle Namen wie Charles-Marie Widor, Vincent d’Indy und Louis Vierne. Seine Werke wurden mit zahllosen Preisen und Auszeichnungen bedacht, was freilich nicht verhindern konnte, dass das umfangreiche Oeuvre nahezu vollkommen in Vergessenheit geriet und erst wieder entdeckt werden muss. Insofern trägt Lemelins Reihe ihren Titel ‚Découvertes’ völlig zu Recht. Man darf gespannt sein auf ein Schaffen, das allein 13 Sinfonien, mehrere große Chorwerke (Oratorien) und einen umfangreichen Katalog an Kammermusik umfasst.

Barocke Formen

In Migots Kompositionen finden sich häufig Anlehnungen an die Barockmusik. Das trifft auf die hier zu hörende Suite 'Le Livre de danceries’ für Flöte, Violine und Klavier zu, die Migot 1929 komponiert hat. In vier Sätzen, deren Titeln (Introduction – Gai – Religieux – Conclusion) man es nicht anmerkt, bietet der Komponist so etwas wie eine moderne Tanzsuite in der Tradition des französischen Barock. So ist der letzte Satz nichts anderes als die erwartete Gigue; es spricht aber für den Komponisten, diese plakativen Bezeichnungen gemieden zu haben – immerhin ist es Musik des 20. Jahrhunderts und keine Barockmusik-Stilkopie. Während die Klangsprache in diesem Werk recht eingängig ist, erfordert das Klaviertrio von 1935 (auch 'Suite à trois’ genannt) einen Hörer, der bereits ist, sich auf die zum Teil eher spröde, eher nachdenklich sich gebende Musik einzulassen. Zwar geht es auch hier durchaus einmal heiter zu (der zweite Satz ist 'allègre’ überschrieben), wirklich befreit klingt das aber eigentlich nie.

Gegensätze

Auch in diesem Fall kann man dem Label Atma classique und dem Trio Hochelaga nur gratulieren zu einer rundum stimmigen und neugierig machenden Produktion. Die so gegensätzlichen Charaktere der beiden Kompositionen werden perfekt herausgearbeitet. So klingt die Tanzsuite durchweg leichtfüßig, luftig, transparent und sorglos, woran auch der silbrige Flötenklang Robert Crams seinen Anteil haben mag. Das Klaviertrio hingegen wird als Ganzes völlig anders präsentiert; hier herrschen Ernst und eine gewisse ‚Schwere’ – es ist hervorzuheben, dass dieser Grundcharakter im gesamten Werk beibehalten wird, so dass sich beide Kompositionen gut gegeneinander abheben, in sich aber sehr einheitlich und überzeugend geraten sind. Die Aufnahmequalität (2007) ist sehr gut. Die Texte im Booklet liegen in englischer und französischer Sprache vor.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Migot, Georges : Klaviertrio

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Atma classique
1
21.01.2010
Medium:
EAN:

CD
722056254328


Cover vergössern

Atma classique

Das Label ATMA - Seele oder Lebensgeist auf Sanskrit - wurde 1995 gegründet und bietet inzwischen mehr als 200 Aufnahmen von mittelalterlicher bis zu zeitgenössischer Musik mit einem besonderen Schwerpunkt im Barock. Für ihre Aufnahmen umgibt sich Johanne Goyette, Direktorin und zugleich Toningenieurin der Firma, gerne mit wagemutigen Künstlern, um in ihrem Studio Unerhörtes (und Ungehörtes) zu schaffen.
ATMA Classique vertreibt in Kanada, den Vereinigten Staaten, in Europa, Australien und Asien. Das Label erfreut sich zunehmend großen Erfolgs und genießt weltweite Anerkennung für die hohe Produktionsqualität sowohl in aufnahmetechnischer als auch in künstlerischer Hinsicht. Zahlreiche Aufnahmen wurden mit Preisen (Diapason d?or, Goldberg, Prix Opus, Félix, JUNO u.a.) ausgezeichnet.
Im Juni 2004 hat ATMA Classique in Zusammenarbeit mit dem Festival Montréal Baroque den Grundstein zu einem anspruchsvollen Großprojekt gelegt: Über die nächsten fünfzehn Jahre sollen Johann Sebastian Bachs 200 geistliche Kantaten zum ersten Mal im hybriden SACD-Format (Super Audio Compact Disc) mit Surround-Sound aufgenommen werden.


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...

Titel bei JPC kaufen


Von Christian Vitalis zu dieser Rezension empfohlene Kritiken:

  • Zur Kritik... Lust auf mehr: Die Musik Dubois’ ist beim noch jungen Trio Hochelaga in den besten Händen. Weiter...
    (Christian Vitalis, 07.10.2006)

Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Atma classique:

  • Zur Kritik... Sperrige Kammermusik eingängig vermittelt: Das Quatuor Molinari überzeugt mit Henryk Góreckis drei Streichquartetten. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
  • Zur Kritik... Ein Hauch Paris: Cameron Crozman und Philip Chiu überzeugen durch ihr sympathisch unaufgeregtes Spiel und eine spannende Programmwahl. Weiter...
    (Benjamin Künzel, )
  • Zur Kritik... Vielhändig: Klassiker der Musikgeschichte brauchen keine sechs Konzertflügel zum Erfolg. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
blättern

Alle Kritiken von Atma classique...

Weitere CD-Besprechungen von Christian Vitalis:

  • Zur Kritik... Bretonische Legende auf der Opernbühne: Ordentliche Aufnahme aus Liège der heute recht unbekannten Oper 'Le Roi d'Ys' von Édouard Lalo. Zwar nicht Referenzklasse-Niveau, angesichts der geringen Auswahl aber dennoch empfehlenswert, sofern man sich für die Oper interessiert. Weiter...
    (Christian Vitalis, )
  • Zur Kritik... Homogener als erwartet: Eine Gegenüberstellung von Orgelwerken finnischer Komponisten und solchen von J. S. Bach und Buxtehude bietet Kari Vuola mit dieser Platte. Faktisch fallen die im Titel versprochenen Kontraste geringer aus als erwartet. Weiter...
    (Christian Vitalis, )
  • Zur Kritik... Stille und Einkehr: Es sind hier drei Konzertstücke zu hören, deren Entdeckung eine lohnende Bereicherung ist. Der Japaner Toshio Hosokawa versteht sich auf Musik an der Grenze zur Stille. Gelungene Interpretationen aus Luxemburg. Weiter...
    (Christian Vitalis, )
blättern

Alle Kritiken von Christian Vitalis...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

NOTE 1 - Mitteilungen (3/2023) herunterladen (4400 KByte)

Anzeige

Jetzt im klassik.com Radio

Sergej Tanejew: Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello E-Dur op.20 - Finale. Allegro molto - Fuga - Moderato serafico

CD kaufen


Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Roger Morelló über seine neue CD, die dem katalanischen Cellisten Pau Casals gewidmet ist.

"Casals kämpfte für den Frieden."
Roger Morelló über seine neue CD, die dem katalanischen Cellisten Pau Casals gewidmet ist.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich