
Tschaikowski, Peter Iljitsch - ´Moskau´ - Kantate
Nobler Tschaikowsky
Label/Verlag: Mariinsky
Detailinformationen zum besprochenen Titel
'1812’ ist das Zugpferd, interessanter ist auf dieser Platte jedoch die Kantate 'Moskau'. Die Interpretation durch das Mariinskij Theater und Valery Gergiev betont eher die noble Seite der Musik.
Valery Gergiev interpretiert Gängiges und Rares
Die ‘1812’-Ouvertüre steht als Zugpferd groß auf dem Cover. Neben dem slawischen Marsch ist sie das einzige bekannte Werk auf einer neuen Platte mit Werken von Tschaikowsky. Was hat man nicht mit diesen beiden Schlachtrossen schon alles angestellt, der Einsatz echter Kanonen und Kirchenglocken am Schluss der Ouvertüre gehört schon fast zum guten Ton, Aufnahmen von Dorati, Bernstein, Karajan (inklusive Don Kosaken) überbieten sich in puncto Krawall gegenseitig. Den vorläufigen Gipfelpunkt bildet womöglich eine etwa zehn Jahre alte Einspielung des eigentlich feinsinnigen Michail Pletnev. Viel Lärm um nichts, könnte man boshaft sagen, doch was soll man mit dieser martialischen Musik auch anders tun, als sie ordentlich krachen zu lassen?
Obwohl also die ‘1812’ auf dem Cover so ins Zentrum gerückt wird, man dort zudem direkt in die Mündung eines Geschützes in Großaufnahme blickt, bietet Valery Gergievs Neueinspielung von 2009 eher wenig Lärm. Er lässt sein Orchester des Petersburger Mariinskij Theaters rund und nobel klingen und durchkreuzt so die Erwartungen. Selbst die ‚Kanonenschläge’ klingen bei ihm geradezu vornehm.
Nun gehören die hier zusammengestellten Orchesterwerke eher nicht zu Tschaikowskys großen Meisterwerken, das gilt neben den genannten auch für einen festlichen Krönungsmarsch und die Konzertouvertüre über die dänische Nationalhymne, ein Jugendwerk. Die – sie bezieht natürlich, wie die meisten Werke der Platte, auch die alte russische Hymne mit ein – erfährt hier eine Interpretation, bei der die Partitur bis aufs letzte ausgereizt wird.
Das Kuriosum der Platte jedoch ist die völlig unbekannte Kantate ‘Moskau’, ein Gelegenheitswerk von knapp 25 Minuten Dauer, das der Komponist nach Auskunft des Beihefts in nur zwei Wochen niederschrieb und die einzige der hier versammelten Kompositionen, die über weite Strecken auch lyrische Qualitäten besitzt. Sie erfährt durch Gergievs Mannschaft eine glanzvolle Aufführung. Neben Chor und Orchester des Mariinskij Theaters singen als Solisten Ljubow Sokolowa, ‚die Besitzerin von merkwürdigen Mezzosopran mit schöner Stimmklangfarbe’ (deutsche Fassung ihrer Vita im Beiheft) und der Bariton Aleksej Markow. Sokolowa gehört dabei der wohl bemerkenswerteste Satz, ein sanftes Arioso, von ihr einfühlsam gestaltet. Markow wiederum überzeugt in seinen Partien durch eine kräftig-markante Stimmfärbung.
Die technische Seite der Aufnahme ist dem hauseigenen Label des Mariinskij Theaters sehr gut gelungen, das Beiheft ist aufwändig gestaltet. Jedes Werk wird gesondert in vier Sprachen vorgestellt, der Text der Kantate ist jedoch nur auf russisch und englisch enthalten.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Tschaikowski, Peter Iljitsch : ´Moskau´ - Kantate |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Mariinsky 1 01.11.2009 |
Medium:
EAN: |
SACD
822231850328 |
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Mariinsky Das Mariinsky-Theater gehört zu den renommiertesten Opernhäusern der Welt. Zu Sowjetzeiten in Kirow Theater unbenannt, trägt es seit 1992 wieder seinen ursprünglichen Namen. Seit 1996 ist Valery Gergiev dem Haus als künstlerischer Leiter und Intendant verbunden. Auf dem hauseigenen Label werden die herausragende künstlerische Leistung dieses traditionsreichen Hauses dokumentiert. Das Repertoire umfasst neben Oper auch das große symphonische und konzertante Repertoire des 19. und 20. Jahrhunderts. Mehr Info... |
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