
Torp, Martin - Klavierwerke
Bilder wie Töne
Label/Verlag: Hastedt
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Martin Torps Klavierwerke haben durchaus Ähnlichkeiten zu älterer Musik, aber sind doch, wenn man genau hineinhört, ganz bei sich. Das zeichnet diese Aufnahme feinfühlig nach.
Der in Berlin lebende Martin Torp ist nicht nur Komponist, auch tritt er nicht nur, wie viele Komponisten, selbst als Interpret auf, nein, Martin Torp ist neben seiner musikalischen Tätigkeit auch ein bildender Künstler, der bereits zahlreiche Einzelausstellungen hatte. Gleichwohl konzentrierte er sich seit ungefähr einem Jahrzehnt auf die Komposition. Die auf der vorliegenden CD vom Komponisten selbst eingespielten Klavierwerke entstanden in den letzten zwei Jahren. In ihnen zeigt sich weiterhin die Nähe Torps zur Bildenden Kunst. Die fünf Klavierstücke der 'Ikonen' sind angeregt von russischen Ikonen, sechs Klavierstücke schrieb Torp zu Paul Klee ('Klee-Blätter'), die sieben Stücke von 'Modern Art' entstanden nach den Werken mehr oder weniger abstrakter Künstler wie Jackson Pollock, KO Götz oder Wassily Kadinsky. Die CD beginnt mit 'Still-Leben', 16 Miniaturen, nach Torp ,stille Musik'. Die Einzelstücke sind rechts kurz, selten länger als zwei Minuten. Die 'Sonate Nr. 2', deren drei Sätze jeweils immerhin ungefähr 4 Minuten lang sind, rundet die CD ab.
Debussy?
Auffallend an Torps vorliegenden Klavierwerken ist, dass man ziemlich bald auf den Gedanken kommt, dass man das irgendwie schon einmal gehört hat. Nicht nur die 'Still-Leben' erinnern nach Form, Harmonik und vor allem aufgrund ihrer Atmosphäre an Debussy, auch wenn sie friedlicher scheinen als Debussys Klavierwerke, bei den 'Ikonen’ muss man an die 'Bilder einer Ausstellung' von Mussorgsky denken, und bei den ersten Stücke aus ,Modern Art', in denen Torp direkt auf den Saiten spielt, scheint George Crumb neben dem Klavier zu stehen. Das ganze ist recht eigenartig, eigensinnig; Martin Torp ist jedenfalls kein Epigone, und mit Sicherheit schreibt er keine Stilkopien. Eher scheint es, als hätte er diese musikalischen Atmosphären für sich selbst neu erfunden, ist selbst zu einer Musik gelangt, die zwar ein wenig klingt wie Debussy oder Mussorgsky, aber eben Martin Torp ist. Es ist Musik, die nichts verlangt, die so ist, wie sie ist, die still ist wie in einem Raum aufgehängte Bilder. Man kann sie konzentriert betrachten, man kann sie aber auch einfach hängen lassen und sich anderem widmen, wohl wissend, dass die Bilder da sind, und man sie jederzeit wieder betrachten kann, sie sind Bilder wie Töne und Töne wie Farben.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Torp, Martin: Klavierwerke |
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Label: Anzahl Medien: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
Hastedt 1 69:30 2009 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
691230533620 HT 5336 |
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"Mit seiner zweiter Sonate und Klavierzyklen, die "Ikonen", "Still-Leben" oder "Klee-Blätter" heissen und sich zur Melodik bekennen, gibt der Berliner Komponist und Pianist Martin Torp, Jg. 1957, ein erstaunliches CD-Debut." |
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Hastedt Wiederentdeckung einer Musiklandschaft - Vier Jahrzehnte Musik in der DDR. ACHTZEHN JAHRE - Hastedt - ACHTZEHN JAHRE <BR> Seit achtzehn Jahren stellt Hastedt wichtige KomponistInnen vor, die in der DDR gelebt und gearbeitet haben - mit exemplarischen Werken und in erstveröffentlichten Aufnahmen von Solisten/Orchestern aus der ehemaligen DDR. Aber auch KomponistInnen aus Berlin, Bremen, Brünn, Bukarest oder Glasgow finden Sie in unserem Programm. Interpretenporträts von herausragenden, doch weitgehend vergessenen Künstlern aus dem vorigen Jahrhundert vervollständigen unser Programm. Poldi Mildner (1913-2007), eine Pianistin aus der Liszt-Schule. Einen "Vulkan am Klavier" nannte Franziska Kottmann die einstündige Sendung über sie im DLF.<P> Branka Musulin (1917-1975), die Magierin am Klavier. FONO FORUM hat ihr und der Hastedt-CD eben (02/13)einen zweiseitigen Artikel gewidmet. Neu in 2014 erschien von ihr eine Doppel-CD mit ihren schönsten Plattenaufnahmen aus den 60ern (Ravel, Franck und Chopin-Konzerte), zusammen mit den Diabelli-Variationen von Beethoven.<P> Anja Thauer (1945-1973), die "deutsche Jacqueline du Pré", wie die Süddeutsche Zeitung sie nannte, ist mit bisher drei CDs vertreten, die alle begeisterte Kritiken ernteten. Anja Thauer war eine charismatische Musikerin, die leider viel zu früh starb. <P> Jenny Abel, Violine mit Roberto Szidon (1941-2011) am Klavier mit Brahms' dritter Sonate, Medtners 1. Sonate, der Violinsonate von Poulenc sowie zwei hinreißenden kleineren Werken von Messiaen und Rachmaninow werden in Rundfunkproduktionen der achziger Jahre vorgestellt. <P> Max Rostal (1905-1991), ein legendärer Geiger in der ersten Jahrhunderthälfte - und nach seiner Rückkehr aus dem Exil ein ganz wichtiger Lehrer für eine ganze Geiger"generation". An ihn wird in exemplarischen Kammermusik-Aufnahmen aus den fünfziger Jahren erinnert. <P>
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