
Il barocco strumentale italiano - Werke von Vivaldi, Bonporti, Frescobaldi u.a
So nicht!
Label/Verlag: NEI - Nuova Era Internazionale
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Kompilationen können ja ganz schön sein - aber nicht diese von Nuovo Era Internazionale.
'Il barocco strumentale italiano' lautet der Titel, mit dem diese Doppel-CD von Nuovo Era Internazionale den Hörer lockt. Und tatsächlich offenbart der erste Blick auf die eindrucksvolle Liste mit Werken der Komponisten Francesco Antonio Bonporti, Dario Castello, Arcangelo Corelli, Girolamo Frescobaldi, Francesco Geminiani, Salvatore Lanzetti, Simone Molinaro, Nicolò Porpora, Bernardo Pasquini, Giovanni Benedetto Platti, Domenico Scarlatti, Alessandro Stradella, Giuseppe Torelli und Antonio Vivaldi einige Seltenheiten, aber auch einen Querschnitt durch die wesentlichen Gattungen der Instrumentalmusik im italienischen Barock. Der zweite – genauer fokussierte – Blick zeigt dann, dass es sich um eine Kompilation handelt, da hier viele unterschiedliche Interpreten, etwa die Ensembles 'Il Giardino Armonico', 'Pian & Forte', 'Tripla Concordia' und 'Artifizii Musicali', aber auch einzelne Musiker wie Paul Beier (Laute) und Lorenzo Ghielmi (Orgel) versammelt sind.
So gut einige der ausgewählten Aufnahmen auch sein mögen – beispielhaft sind etwa jene der Werke von Corelli und Vivaldi durch 'Il Giardino Armonico', aber auch die Einspielung zweier Sonaten für Chitarra und Basso continuo von Francesco Geminiani durch Andrea Dandolo (Chitarra), Antonio Frigè (Cembalo) und Antonio Fantinuoli (Violoncello) –, gibt es doch auch Mittelmaß darunter, etwa die vom Cellisten Claudio Ronco dahin gewischte 'Sonata ottava per violoncello e basso continuo' von Salvatore Lanzetti und die eher langweilig durch Luigi Mangiocavallo (Violine), Claudio Ronco (Violoncello) und Marco Mencoboni (Cembalo) dargebotenen Werke von Bonporti. Der eigentliche Skandal der Veröffentlichung beginnt jedoch dort, wo man als Käufer gern mehr Informationen zu den Titeln haben möchte.
Zunächst einmal besteht jedes Werk nur aus einem einzigen Track, d. h. es gibt keine Unterteilungen für die einzelnen Sätze, was die Verantwortlichen dann wohl auch darin bestärkt hat, bei einigen (nicht bei allen) Kompositionen auf Informationen zu den Satztiteln zu verzichten. Damit nicht genug, wurden auch die Musiker bei den Ensembles nicht gelistet, obgleich die Besetzungen nicht groß sind und solistisch genutzt werden. Darüber hinaus herrscht auch sonst ein ganz heilloses Durcheinander: Bei Bonportis 'Concertino VII' B-Dur sind beispielsweise drei Musiker aufgezählt, obgleich (im Gegensatz zu dessen 'Serenata IV' a-Moll) auf das Cembalo verzichtet wird, im Falle von Lanzettis 'Sonata ottava' ist nur der Cellist als Interpret genannt, während die übrigen drei Beteiligten einfach unter den Tisch fallen, die Lebensdaten von Dario Castello sind peinlicherweise nur mit '16.-17. Jahrhundert' angegeben.
Da braucht man kaum zu ergänzen, dass auch Details zu den Aufnahmen selbst – also vor allem Aufnahmedatum und -ort – fehlen. Nicht jeder Käufer wird sich an solchen Nachlässigkeiten stören. Doch spätestens, wenn man die Platte auch hören muss, ist man mit einem weiteren Problem konfrontiert: Die Tonqualität der einzelnen Aufnahmen ist, insbesondere im Hinblick auf die Aussteuerung des Lautstärkepegels, so heterogen, dass man fast nach jedem Titel zur Fernbedienung greifen und das Ergebnis regulieren muss. Ein ruhiges Hören ist hier also auch nicht gewährleistet. Alles, was für die Doppel-CD spricht, sind demnach einige seltene Werke, über die man jedoch in dem eher unbedeutenden Booklettext auch nichts weiter erfährt. Ansonten zeugt die Platte höchstens noch von einer denkbar chaotischen Zweitverwertung bereits anderweitig publizierter Aufnahmen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Il barocco strumentale italiano: Werke von Vivaldi, Bonporti, Frescobaldi u.a |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: |
NEI - Nuova Era Internazionale 2 13.11.2009 145:24 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4011222328915 232891 |
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"Heute bezeichnet man mit dem Ausdruck „Barockmusik“ im weitesten Sinne alle Musikstücke, die zwischen den letzten Jahren des sechzehnten Jahrhunderts und 1750/60 entstanden sind; all jene Stücke also, die geschaffen wurden, als die Praxis des sogenannten „basso continuo“ gebräuchlich war. Dabei werden - beschränkt man sich ausschließlich auf Italien - voneinander meilenweit entfernte Komponisten wie Frescobaldi und Vivaldi, Castello und Geminiani, Pasquini und Bonporti im selben Lager vereint. Im siebzehnten Jahrhundert hat sich die instrumentelle Virtuosität endgültig eine Vorreiterrolle im Bereich des musikalischen Schaffens erobert. Ergriffenheit und Lust verschmelzen so in der barocken Instrumentalmusik mit den Kategorien Verzückung und Kunstfertigkeit. Außerdem ist im siebzehnten Jahrhundert das Konzept eines festgelegten Instrumentalorchesters für Musikstücke noch unbekannt. Erst am Ende des siebzehnten Jahrhunderts, als Streicherensembles entschieden die Oberhand über andere Arten der Orchester gewonnen und den festen Kern des modernen Orchesters eingenommen haben, entstehen strengere und präzisere Instrumentenpartituren und einige Genres, die das Fundament für die gesamte nachfolgende Instrumentalmusik bilden. Auf dieser Doppel-CD sind instrumentale Meisterwerke von u.a. Vivaldi, Bonporti, Corelli, Fresobaldi, Geminiani, Porpora, Scarlatti enthalten und zeigen die große Vielfalt italienischer Barockmusik." |
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