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Samstag, 2. Dezember 2023

Johannette Zomer singt - Arien von Georg Friedrich Händel

Wahnsinn mit Stil


Label/Verlag: Channel Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Sowohl Schneemann als auch Zomer kultivieren ein Musikverständnis, das weder zu sehr vom Rhythmus dominiert ist, noch reinen Wohlklang produziert.

Als die Sopranistin Johanette Zomer und der Oboist Bart Schneemann beschlossen, ein gemeinsames Programm zu erarbeiten, sichteten sie zusammen die unterschiedlichsten Werke von Händel auf der Suche nach lohnenden Kompositionen für Sopran und Barockoboe. Dabei fanden sie eine ganze Reihe eher unbekannter Opern- und Kantatenarien, die Zomer und Schneemann unter dem Titel ‚Liebe und Wahnsinn’ bei Channel Classics neu eingespielt haben. Die SACD ist nach einer Aufnahme von Liedern des Komponisten Vaughan Williams die zweite Zusammenarbeit der Niederländerin mit dem Australier. Begleitet werden sie vom Ensemble Musica Amphion, das seine Mitglieder aus den großen Barockensembles Europas, wie dem Amsterdam Baroque Orchestra, der Niederländischen Bachgesellschaft, den Musiciens du Louvre, der Academy of Ancient Music und dem Orchestra of the Eighteenth Century bezieht. Geleitet wird die Gruppe vom Cembalisten Pieter-Jan Belder und dem Geiger Rémy Baudet.

Das Programm von ‚Liebe und Wahnsinn’ beinhaltet verschiedene Arien aus Opern und Kantaten von Händel. Dabei entstanden die Kantaten während dessen Italienaufenthalt, während die Opern alle in London geschrieben wurden. Das früheste Werk der SACD ist das Oboenkonzert in g-Moll, welches Händel in Hamburg komponierte. Das Stück passt auf Grund seines gesanglichen Duktus und der opulent orchestrierten Tutti hervorragend zu den dramatischen Opern. Auch das ‘Concerto a quattro’, welches ebenfalls rein instrumental ist, sorgt für Abwechslung und stellt gleichzeitig eine passende Ergänzung zu den übrigen Werken dar.

Zomer und Schneemann harmonieren perfekt in der Gestaltung der Händelschen Musik. Agogik und Phrasierung wirken wie aus einem Guss. Ferner schaffen sie es, ihren jeweiligen Part klanglich so zu modellieren, dass Oboe und Singstimme in einen Dialog treten. Als Beispiel hierfür sei ‘Io sperai’ aus ‘Il trionfo del Tempo’ genannt, in dem die beiden Solisten ein herzergreifendes Wechselspiel zwischen Gesang und Instrument inszenieren. Zomer beherrscht ihre Stimme mit traumwandlerischer Sicherheit und führt sie vielfach fast instrumental durch die Koloraturen und Verzierungen. Sie verzichtetet weder komplett auf Vibrato noch steigert sie ihren Gesang ins Opernhafte, so dass ihre Stimme immer plastisch und rund klingt.

Schneemann weiß genau, wann er sein Instrument etwas zurücknehmen muss, während er gleichzeitig stets präsent bleibt. Das selten zu hörende Stück bezaubert auf Grund seiner weiten kammermusikalischen Passagen, in denen Zomer und Schneemann nur von der Orgel begleitet werden. Ohne Schneemanns Mitwirkung, nur vom Orchester begleitet singt Zomer die Arie ‘Scherza infida!’ aus der Oper ‘Ariodante’, die sie – trotz zügig gehaltenen Tempi – melancholisch und weich gestaltet. Das oft zu hörende ‘Lascia ch'io pianga’ aus der Oper ‘Rinaldo’ trägt Zomer mit viel Delikatesse und exquisit leuchtender Stimme vor. Das Orchester spielt dazu mit einem reich besetzten Instrumentarium, welches die Interpreten sparsam aber effektvoll einsetzen. So spalten sich die einzelnen Akkorde in Streicher-, Cembalo- und Theorbenklänge auf, die fein miteinander verwoben sind.

Sowohl Schneemann als auch Zomer kultivieren ein Musikverständnis, das weder zu sehr vom Rhythmus dominiert ist, noch reinen Wohlklang produziert. Stattdessen wählen sie Tempi und Ausdruck je nach Textaussage neu, setzen dafür auch mal ruppige Akzente und lassen nie Langeweile aufkommen. Abgerundet wird die Aufnahme von wahrlich köstlichen Fotos, auf denen Zomer und Schneemann als liebeskranke Helden posieren – inklusive obligater roter Rose.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:






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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Johannette Zomer singt: Arien von Georg Friedrich Händel

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Channel Classics
1
22.07.2009
Medium:
EAN:

SACD
723385292098


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Channel Classics

Channel Classics Records is a quality record label based in Holland. Director, producer and recording engineer is C. Jared Sacks. Having grown up in Boston Massachusetts, schooled at Oberlin Conservatory and the Amsterdam Conservatory of music with 15 years experience playing French Horn, Jared decided to make his hobby of recording a profession in 1987. The label started in 1990 with the name Channel Classics coming from the street he lived on in Amsterdam. (Kanaalstraat).
Jared and his Dutch wife Lydi Groenewegen together with a group of assistants work closely with distributors in 37 countries to promote the artists through the CD?s.


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