> > > Ulrich Heinen spielt: Werke für Cello solo von J.S. Bach, Zimmermann, Skempton u.a
Sonntag, 24. September 2023

Ulrich Heinen spielt - Werke für Cello solo von J.S. Bach, Zimmermann, Skempton u.a

Illusion der Polyphonie


Label/Verlag: Metier Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Der in England lebende Cellist Ulrich Heinen spielt die Suiten Johann Sebastian Bachs zusammen mit Kompositionen von heute.

Der in England lebende Cellist Ulrich Heinen kombiniert auf der von ihm in eigener Auswahl eingespielten Doppel-CD ,BACH+' die Suiten für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach mit zeitgenössischen Werken für Violoncello solo. Wer allerdings Vollständigkeit wünscht, wird enttäuscht werden. Die 6. Suite fehlt. Ulrich Heinen, der 1987 die Birmingham Contemporary Music Group mit gegründet hatte, entschied sich gegen ihre Einspielung – sie verlangt als einzige ein fünfsaitiges Instrument.

Bach heute

Weshalb sind die Cello-Suiten von Bach so für die Nähe zur zeitgenössischen Musik geeignet? Auch an anderen Orten werden entsprechende Kombinationen ausprobiert. So spielt etwa der Cellist Matthias Lorenz die Reihe ‚BACH.heute‘, bei der er je eine Suite mit zeitgenössischen Kompositionen kombiniert, etwa mit 'Pression' von Helmut Lachenmann oder mit Luciano Berios 'Sequenza XIV'. Vielleicht steht die zeitgenössische Musik der barocken näher als der romantischen oder klassischen. Eine Rolle mögen auch Mehrdeutigkeiten in den meisterhaft gearbeiteten Kompositionen Bachs spielen – der Interpret muss Entscheidungen treffen, beispielsweise ob ein Ton noch der letzte der aktuellen Phrase oder bereits der erste der nächsten ist. Oder die ,Illusion der Polyphonie' (Ulrich Heinen). Ulrich Heinen liest Bachs Noten allerdings nicht so, als würde er sie ganz neu sehen, als wäre es eine zeitgenössische Komposition. Er verwendet das traditionelle Wissen, etwa in der Interpretation gleicher, sich wiederholender Noten als ,notes inégales', als ungleich (punktiert) zu spielende Noten.

Zu den Suiten, die Bach wahrscheinlich um 1720 herum während seiner Köthener Jahre, verfasste, nimmt Heinen Werke von Bernd Alois Zimmermann, Howard Skempton, Simon Holt, Gerald Barry und Hans Werner Henze. Zimmermanns 'Sonate für Cello solo' (1960) ist mittlerweile ein Klassiker der Cello-Literatur. Zimmermann nutzt hier die serielle Technik lediglich als Ausgangspunkt, viele Aspekte der Komposition behandelt er jenseits strenger serieller Regeln. Henzes 'Serenade für Cello solo' besteht aus neun kurzen Teilen, für die er Material aus einer Schauspielmusik verwendet.

Britische Kompositionen

Eigens für Ulrich Heinen haben die drei britischen Komponisten die vorliegend eingespielten Werke verfasst. Howard Skemptons 'Six Figures' sind sechs eher einfach gehaltene, poetische Miniaturen, jeder liegt eine Idee zugrunde. Die erste beispielsweise orientiert sich am Charakter eine Prélude von Bach, die zweite ist gezupft usw. Simon Holt erzählt mit 'Feet of Clay' dagegen, ohne dabei lautmalerisch zu sein, die ,dramatische' Geschichte der Rückkehr eines Helds. Gerald Barry benutzt für sein kurzes 'Triorchic Blues' Material, dass er bereits in zahlreichen anderen Kompositionen verwendet hatte. Ulrich Heinen zeichnet sich durch einen feinen, zurückhaltenden, eher introspektiven denn expressiven Stil aus. Sein Spiel ist feinfühlig, mit einem leichten, fast schwebenden Charakter, der einen subtilen Sog entwickelt. Insgesamt ist es eine abwechslungsreiche, hervorragend interpretierte Zusammenstellung.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:




Patrick Beck Kritik von Patrick Beck,


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Ulrich Heinen spielt: Werke für Cello solo von J.S. Bach, Zimmermann, Skempton u.a

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Metier Records
1
22.12.2009
Medium:
EAN:

CD
809730851124


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Metier Records

1992 gegruendet, hat METIER schnell einen Namen fuer eine augezeichnete moderne Repertoire- und Produktionsqualitaet erworben. Metier ist mittlerweile einer der wichtigsten Namen der heutigen klassischen Musik ? durch die Zusammenarbeit mit Tonkünstlern aus Grossbritannien, aber auch international mit grossen Komponisten der Welt wie Roberto Gerhard, Charles Ives, George Crumb, Walter Zimmermann, Georg Rochberg, unter anderen.

Metier stellt eine breite Auswahl von musikalischen Stilen und Ideen der ganzen heutigen Komposition vor und schliesst eine grosse Zahl von wichtigen Weltpremieren, insbesondere der Komponisten, welche von den multinationalen Firmen vernachlaessigt werden, mit ein. Metier legt keinen grossen Wert auf schwaermerisches Werbematerial, Prominenten-Empfehlungen und falsche Versprechungen, die die moderne Reklame charakterisieren, sondern einfach auf kuenstlerische Qualitaet. Metier ist daher ein unentbehrlicher Name fuer serioese Sammler.

Die Firma stellt in ihrer ?Re-appraisal? (Neubewertung) Serie auch Musik der Vergangenheit dar ? zum Beispiel Bach und Beethoven, aber mit neuen Herangehensweisen von hochrangigen Künstlern, deren Erfahrung und Innovationsgeist neue, faszinierende Interpretationen hervorbringen.

METIER hat 12 ?CD of the Year? und ?Critic?s Choice? Preise gewonnen und wurde 2007 ein Teil der Divine Art Gruppe. Eine neue Serie von wichtigen modernen Werken ist im Werden, abermals von sehr positiver Kritik begleitet.


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