
Maxine Eilander spielt - Werke für Harfe von Georg Friedrich Händel
Händel auf der Harfe
Label/Verlag: Atma classique
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Händels Harfe: Maxine Eilander und Stephen Stubbs mit einer interpretatorisch guten, mit Blick auf das große Händel-Repertoire aber allenfalls durchschnittlichen Produktion.
Das Händeljahr neigt sich seinem Ende zu, und noch immer kommen Platten mit Händel-Programmen auf den Markt. Mancher Höhepunkt ist schon zu hören gewesen, manches Tal durchschritten, so dass sich bei der vorliegenden Platte fast unwillkürlich die Frage aufdrängt, welcher dieser Grundkategorien sie wohl angehören mag. Vorab soviel: Potenten Interpreten gelingt eine klangliche sehr gute Aufnahme, die im unübersichtlich großen Repertoire gleichwohl keine bleibenden Spuren hinterlassen dürfte.
Doch der Reihe nach: Auch die nordamerikanische Alte-Musik-Szene leistet immer wieder bemerkenswerte Beiträge, so auch im Händeljahr. Und da verwundert es nicht, dass der nach langen europäischen Jahren wieder stärker in den USA und Kanada aktive Stephen Stubbs auch auf Händels Spuren wandelt. Natürlich ist es kein Repertoirestück, dem sich der Lautenist widmet – wer seine ambitionierten, überaus reflektierten Projekte etwa seines Ensembles Teatro Lirico kennt, wird nichts anderes erwarten. Stubbs begibt sich zusammen mit der ebenfalls aus diesem Kontext bestens bekannten Harfenistin Maxine Eilander auf die Spur der Harfe in Händels Werk. Diese Fährte ist über etliche Schaffensjahrzehnte und eine Vielzahl großer Werke doch recht dürftig verteilt, so dass neben den Originalkompositionen für Harfe – zum Beispiel aus Opern und Oratorien wie Giulio Cesare, Esther, Saul und Alexander‘s Feast – unter anderem noch Raum für eine solistische Bearbeitung des berühmten 'Laschia ch’io pianga‘ aus dem Rinaldo ist.
Gemischte Bilanz
Das ist natürlich beinahe zwangsläufig ein wenig heterogen und wird nur durch die solistische Ebene der Harfe zusammengebunden. Maxine Eilander zeigt in allen Sätzen eine beeindruckende Geläufigkeit, was auf dieser Platte zugleich die am häufigsten geforderte Qualität der ansonsten durchaus expressiven Künstlerin sein dürfte. Eilander disponiert die Tempi sehr klug und tappt damit nicht in die Falle, ihre figurative Kunst allzu offensichtlich in den Vordergrund zu stellen. Das Virtuose kommt ohnehin zur Geltung.
Im Zusammenspiel mit dem Seattle Baroque Orchestra kann sich die Barockharfe unter den Händen Maxine Eilanders trotz aller Dezenz der Akteure im Instrumentalensemble kaum in der Sphäre wirklich solistischer Präsenz etablieren. Die feine Interaktion mit der Sopranistin Cyndia Sieden verdient dafür eine besondere Erwähnung, denn an der Seite der Vokalstimme gewinnt die Harfe an klanglicher Plausibilität. Neben Sieden agiert das schmal besetzte Instrumentalensemble zurückhaltend, konzentriert und gut auf das überschaubare Klangpotenzial der Harfe eingestellt. Variable Phrasierung und aktive Artikulation prägen das Bild angemessen. Klangliche Größe oder ein lebendiges, atmendes Volumen muss der Hörer aber weitgehend entbehren. Das sehr gut durchhörbare, transparente Klangbild wirkt sehr unmittelbar und bildet die spezielle Besetzung sehr überzeugend ab.
Dennoch ist die Platte im Reigen der Einspielungen zum Jubeljahr Händels programmatisch nicht von bleibendem Gewicht. Zugleich funktioniert sie nur eingeschränkt als Solo-Recital – werden etliche der Ausdrucksmöglichkeiten Maxine Eilanders durch das Programm doch kaum gefordert, ist der Solopart in Händels Sätzen mit Harfe doch sehr speziell gestaltet und intendiert.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Maxine Eilander spielt: Werke für Harfe von Georg Friedrich Händel |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Atma classique 1 07.08.2009 |
Medium:
EAN: |
CD
722056254120 |
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Atma classique Das Label ATMA - Seele oder Lebensgeist auf Sanskrit - wurde 1995 gegründet und bietet inzwischen mehr als 200 Aufnahmen von mittelalterlicher bis zu zeitgenössischer Musik mit einem besonderen Schwerpunkt im Barock. Für ihre Aufnahmen umgibt sich Johanne Goyette, Direktorin und zugleich Toningenieurin der Firma, gerne mit wagemutigen Künstlern, um in ihrem Studio Unerhörtes (und Ungehörtes) zu schaffen.
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