
Mendelssohn Bartholdy, Felix - Complete Works for Piano 4 Hands
Sie beschwören die Feenwelt
Label/Verlag: Arts music
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Klavierduo gestaltet die Stücke mit energiegeladener Spielfreude.
Kurz bevor er die Arbeit an der berühmten Bühnenmusik zum Sommernachtstraum begann, schrieb Mendelssohn 1825 das Oktett für Streicher Es-Dur op.20. Wenig später fertigte er eine Bearbeitung des Werkes für Klavier zu vier Händen, um es zusammen mit seiner Schwester Fanny bei den regelmäßigen Hauskonzerten der Familie aufführen zu können. Über sein Klavierspiel hieß es damals: ‚Mendelssohns virtuose Pianistik ist von einer nervigen Unruhe erfüllt und zugleich geprägt von geistreicher, weitherziger Noblesse’.
Genau dieser Charakter findet sich auch in der Oktettbearbeitung. Den ersten Satz dominiert ein ausladendes, jugendliche drängendes Thema, das mit ruhigen und innigen Abschnitten abwechselt. Dem zweiten Satz, einem poetisch anmutigen Andante, folgt ein temperamentvoll sprühendes Scherzo. Mendelssohn war bei der Komposition dieses Satzes inhaltlich von Goethes Walpurgisnacht aus Faust angeregt worden. Es waren die Zeilen ‚Wolkenzug und Nebelflor erhellen sich von oben, Luft im Laub und Wind im Rohr und alles ist zerstoben’ die ihn inspirierten.
So schreib er Fanny dazu: Man fühlt sich so nahe der Geisterwelt, so leicht in die Lüfte gehoben, ja man möchte selbst einen Besenstiel in die Hand nehmen, um der lustigen Schar besser zu folgen. Am Schluss flattert die erste Geige federleicht auf, und alles ist zerstoben.’ So ist es nicht weiter verwunderlich, dass dieses Werk eine starke musikalische Ähnlichkeit mit dem thematisch verwandten Sommernachtstraum hat, der ja auch vom wilden Treiben der Waldgeister handelt.
Das 1841 entstandene Andante e Allegro brillant wurde erst nach dem Tode Mendelssohns veröffentlicht. Die erste Aufführung erfuhr das Werk aber schon im März 1841 durch Clara Schumann und den Komponisten. Das Stück ist äußerst kontrastreich. Breit dahinströmende Abschnitte wechseln mit schnellen, rhythmisch akzentuierten Passagen.
Im selben Jahr wie dieses Werk entstand auch das Andante con Variazioni op.83a, das in seiner Urfassung eigentlich ‚für zwei Hände’ geschrieben war.
Das Klavierduo Begona Uriarte und Karl-Hermann Mrongovius gestaltet die Stücke mit energiegeladener Spielfreude. Beide waren Schüler der Meisterklasse von Rosel Schmidt an der Münchner Hochschule für Musik und begannen dort, sich intensiv mit der vierhändigen Klavierliteratur zu beschäftigen.
Den ersten Satz der Oktettbearbeitung op.20 spielen sie mit großem Farbreichtum, leidenschaftlich und schwelgend. Der zweite Satz ist lyrisch zart. Im Scherzo beschwören sie die Feenwelt mit effektreichem Spiel, weiten Spannungsbögen und interessanten dynamischen Schattierungen herauf. Auch das Andante e Allegro brillant gelingt ihnen überzeugend gesanglich und mit rundem Anschlag. Im Andante con Variazioni reihen sie abwechslungsreich und fantasievoll Variation an Variation. Ihr Zusammenspiel ist sehr gut aufeinander eingestellt und lässt ihnen so viel Raum für die Interpretation.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Mendelssohn Bartholdy, Felix: Complete Works for Piano 4 Hands |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: Veröffentlichung: |
Arts music 1 26.01.2005 59:20 2001 2001 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
0600554762227 47622-2 |
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Mendelssohn Bartholdy, Felix |
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