
Mozart, Wolfgang Amadeus - Sonaten für Tangentenflügel und Violine KV 7, 296, 379 & 394
Mozart in alter Stimmung
Label/Verlag: Musicaphon
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die Aufnahme bietet einen interessanten Eindruck einer eher ungewöhnlichen Interpretation im Kontext einer historischen Aufführungspraxis und zudem vermitteln sie einen guten Klangeindruck eines selten zu hörenden Instrumentes, dem Tangentenflügel.
Mozartinterpretationen am historischen Instrument
In Mozarts Jugendjahren existierte nicht nur das weit verbreitete Cembalo; gerade im 18. Jh. begann eine Evolution der Tasteninstrumente, die letztlich das uns heute bekannte Klavier (oder Fortepiano) hervorbrachte. Im Gegensatz zur heute allgemein üblichen Praxis, Mozarts Werke für Clavier/Cembalo auf dem modernen Flügel vorzutragen, haben sich Thomas Leininger und Isabel Schau eben jener Variante des Cembalos und Vorfahre des modernen Klaviers, dem Tangentenflügel, gewidmet. Dieses Instrument stellt durch seine Bauweise klanglich eine Brücke vom Cembalo zum Klavier her. Die beim Tangentenflügel über eine Hammermechanik und durch Holzstäbchen angeschlagenen Seiten erinnern eben an beide Instrumente – durch ihre Konstruktion und Klang.
Die beim Label Musicaphon erschienene Aufnahme beinhaltet drei Sonaten (KV 7, KV 296, KV 379), ein Fugenwerk samt Praeludium (KV 394) und Mozarts sechs Variationen über das Lied 'Au bord d’une fontaine' (KV 360). Alle Werke stammen überwiegend von dem jungen Mozart, die Sonate in D-Dur (KV 7) wurde vom Wunderknaben im Alter von 7 Jahren komponiert, die Fuge (KV 394) zeugt bereits von der Reife eines 26 Jährigen. Eine werkgeschichtliche Einführung, eingebettet in Mozarts biographische Eckdaten, erhält man auf vier Seiten im Booklet. Die Auswahl der Kompositionen bzw. der Gattung der Sonata mit accompagnement wird grob mit den musikalischen Idealen der Familie Mozart und Fragen der Interpretation skizziert. Für diejenigen, die nicht wissen, was ein Tangentenflügel ist, gibt es ebenfalls eine kurze Erläuterung zum Instrument.
Es ist in der Regel die erste Erfahrung die gemacht wird, dass sich das Ohr bei Aufnahmen im historischen Aufführungskontext an die andersartige Stimmung der Instrumente gewöhnen muss. Der Tangentenflügel ist folgerichtig nicht gleichstufig gestimmt, sodass die Tonarten ihren damals ursprünglich zugesprochenen Charakter wieder erhalten. Die sechs Variationen, im übrigen das einzige Werk in einer Moll-Tonart auf diesem Tonträger, macht dies besonders deutlich. Soweit es das Urteilsvermögen des Autors erlaubt, scheint das Spiel der Violinistin Isabel Schau im besonderen Maße die Eigenarten der ungleichstufigen Stimmung zu berücksichtigen. Das moderne Ohr hat jedoch teilweise seine Mühe, die einzelnen Noten in ihrer Intonation einzuordnen, so dass man sich auf einige etwas ‚schiefe’ Töne einzustellen hat. Es wird aber dennoch deutlich, dass Leininger und Schau ihre Instrumente beherrschen und sich bereits zu Studienzeiten mit der historischen Aufführungspraxis auseinandergesetzt haben.
Mit der CD wird eine interessante Alternative Mozartscher Werkinterpretation angeboten, die zudem einen guten Höreindruck des Tangentenflügels vermittelt. Die musikalischen Vorträge überzeugen durch sauber ausgeführte Spieltechnik, die Interpretationen orientieren sich stark am historischen Kontext, wobei Kenntnisse über das musikalische Ideal auch aus dem schriftlichen Nachlass der Familie Mozart entnommen worden sind. Die Aufnahme bietet einen interessanten Eindruck einer eher ungewöhnlichen Interpretation im Kontext einer historischen Aufführungspraxis und zudem vermitteln sie einen guten Klangeindruck eines selten zu hörenden Instrumentes, dem Tangentenflügel.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Mozart, Wolfgang Amadeus: Sonaten für Tangentenflügel und Violine KV 7, 296, 379 & 394 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: |
Musicaphon 1 22.07.2009 81:57 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4012476569116 M 56911 |
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"Im Laufe seines Lebens widmete sich Wolfgang Amadeus Mozart immer wieder der Gattung der begleiteten Clavier-Sonate. Die frühesten Exemplare schrieb er im Alter von 8 Jahren, um sie entweder mit seiner Schwester am Cembalo und selbst auf der Violine oder mit seinem Vater, dem berühmten Violinpädagogen, und dabei selbst am Cembalo sitzend, aufzuführen. Leopold Mozart selbst versichert seinem Sohn in einem Brief, daß er ihn unter die besten Violinspieler Europas zähle - der Komponist selbst sah sich jedoch selbst lieber als Claviervirtuose und (natürlich) vor allem als ‚Compositeur‘, der viel neues zu sagen hatte. In diesem Spannungsfeld bewegen sich auch die hier eingespielten Werke. Spielt die Violine in den Jugendsonaten noch eine klar untergeordnete Begleitrolle zum brillanten und auch in den cantablen langsamen Sätzen führenden Cembalopart, so ändert sich diese Rollenverteilung im Laufe der Zeit zugunsten der Violine. In den Mannheimer Sonaten der ‚mittleren‘ Phase würde der Verzicht auf die Violine schon einen schmerzlich empfundenen Verlust bedeuten, und in den noch späteren Wiener Sonaten findet sich schließlich eine wahre Partnerschaft der beiden gleichberechtigten Instrumente. Der spielfreudig-virtuose Part bleibt jedoch auch hier noch vorwiegend dem Clavier vorbehalten. " |
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Musicaphon Ende der 50er Jahre gründete Karl Merseburger, Inhaber des Tonkunstverlages in Darmstadt, das Label CANTATE. Etwa zur gleichen Zeit rief Karl Vötterle (Bärenreiter-Verlag) in Kassel MUSICAPHON ins Leben. In beiden Fällen sollte vorrangig das jeweilige Verlagsprogramm auf Tonträgern dokumentiert werden. Nachdem Merseburger den Tonkunstverlag 1963 aufgeben mußte, übernahm Bärenreiter das Label CANTATE und führte beide gemeinsam unter dem Dach der 1965 gegründeten Vertriebsfirma "Vereinigte Schallplattenvertriebsgesellschaft Disco-Center" fort. Auf beiden Labels erschienen in den 60er und 70er Jahren bedeutende Aufnahmen. Besondere Schwerpunkte setzte Wilhelm Ehmann, Leiter der Westfälischen Kantorei in Herford, mit seinen historischer Aufführungspraxis verpflichteten Interpretationen der Werke von Heinrich Schütz. Bach-Kantaten wurden von Helmuth Rilling mit der Gächinger Kantorei und dem Figuralchor der Gedächtniskirche Stuttgart eingespielt. MUSICAPHON gewann daneben Profil mit der Veröffentlichung musikethnologischer Aufnahmen, herausgegeben von der UNESCO (Musik des Orients und Musik Afrikas) bzw. vom musikwissenschaftlichen Institut der Universität Basel (Musik Ozeaniens und Musik Südostasiens). 1994 erwarb der Musikwissenschaftler Dr. Rainer Kahleyss (Kassel) die Label, 1996 auch die Vertriebsfirma von Bärenreiter, die jetzt als "Klassik Center Kassel" firmiert. Seitdem werden auf CANTATE geistliche Musik, auf MUSICAPHON weltliche Musik vom Frühbarock bis zur Gegenwart veröffentlicht. Auch für die Rezeptionsgeschichte bedeutsame Aufnahmen der Altkataloge werden sukzessive auf CD umgestellt. Mehr Info... |
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