
Sao Paulo Samba - Werke von Ginastera, Piazzolla, Villa-Lobos u.a
Klassik meets Pop
Label/Verlag: EuroArts
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Dass die Grenzen zwischen 'klassischer' und populärer Musik fließender sind als man sie gerne zementiert, zeigt diese rundum gelungene DVD.
Unter diesem oder einem ähnlichen Titel finden wir in unseren Breitengraden oft den Versuch, beide Genres versöhnlich miteinander zu verbinden. Das Ergebnis ist allzu oft ein etwas unzulänglicher Kompromiss, nicht allein der grobmaschigen Begrifflichkeiten wegen. Die DVD-Produktion ‚São Paulo – Samba’ beweist, dass die Grenzen zwischen klassischer Musik und populäre Musikkultur wesentlich schmaler seien können. Die DVD dokumentiert das abendliche Silvesterkonzert 2008 des Orquestra Sinfônica do Estado de São Paulo unter der Leitung des Dirigenten John Neschling. In außergewöhnlicher Weise präsentiert das Orchester Werke renommierter Komponisten aus Argentinien und Brasilien, unter anderem von Ginastera, Paizolla, Villa-Lobos und Bosco.
Große Besetzung, größere Werke
Die Besetzung eines modernen klassischen Orchesters wird hier noch um einen Chor, sowie einer Big Band-ähnlichen Besetzung ergänzt. Ungewöhnlicher jedoch als die Besetzung sind die Kompositionen. Rhythmisch intensiv und mit viel kleinem Schlagwerk versehen präsentiert sich der Auftakt des Konzertes. Der suitenartigen Komposition 'Malambo’ von Alberto Ginastera liegt ein argentinischer Tanz gleichen Namens zugrunde. Hier wird bereits die Konzertidee deutlich, die Neschling verfolgt: Eine klare Grenze zwischen klassischer Musik und populäre Musikkultur im weiten Sinne will er nicht ziehen. Auch das darauf folgende Werk'Invierno Porteño’ des Komponisten Astor Piazolla macht eine Verwandtschaft zum Tango erkennbar, aber der Hörer wird schnell in andere modernere Sphären geführt, wobei stets auf eine kleine Auswahl thematischen Materials zurückgegriffen wird. Der Solist Cláudio Cruz an der Violine brilliert hier mit technischem Können und musikalischem Ausdruck.
Die Bandbreite des musikalischen Programms wird mit Heitor Villa-Lobos’ Werk Choros n°10 ‚Rasga o Coração’ (1926) zur Moderne hin erweitert. Mit João Boscos 'Linha de Passe’ tritt die Big Band-ähnliche Formation Banda Mantiqueira in Erscheinung und brilliert in hohem Tempo durch rhythmische Genauigkeit, Spielfreude und guten Improvisationen. Als Glanzstück erweist sich die Komposition 'Baião de Laca’, arrangiert von Nailor Azevedeo, da sich hier in gelungener Weise das Orchester mit der Big Band vereint. Gleichzeitig wechseln sich ‚klassisch’ anmutende Passagen mit Samba-Passagen ab und lassen viel Freiraum für Improvisation. Der Kreis brasilianischer Musikkultur schließt sich mit Noel Rosas Komposition 'Conversa de Botequim’, auch hier eine spannende Mischung aus Orchester, Big Band und mit Mônica Salmaso am Gesang.
Abwechslungsreich
Die DVD bietet ein äußerst reichhaltiges, kreatives und technisch sehr gut gespieltes Konzert, welches ein breites Spektrum an musikalischem Repertoire darbietet und tatsächlich sehr schön illustriert, wie nahe die Grenzen verschiedener Genres liegen können. Ob Musik aus dem 20. Jh. oder eine Samba gespielt wird – das Orchester bewerkstelligt alle musikalischen Raffinessen.
Die einzelnen Titel lassen sich über das Kapitelmenü anwählen, zudem bietet die DVD ein Interview mit dem Dirigenten als Bonus an. Das Interview gibt Aufschluss über das Orchester, Neschlings Arbeit mit dem Orchester und über die Musik, die in Zusammenhang mit dem Konzertprogramm steht. Ein Untertitel wird für das englischsprachige Interview nicht angeboten. Durch verschiedene Kameraführungen wird das Konzert anschaulich dokumentiert und wird hinsichtlich der technischen Qualität professionellen Standards gerecht. Das Begleitheft in englischer und deutscher Sprache verschafft einen Querschnitt zu den einzelnen Werken und ihren Kontexten.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: Features: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Sao Paulo Samba: Werke von Ginastera, Piazzolla, Villa-Lobos u.a |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
EuroArts 1 08.06.2009 |
Medium:
EAN: |
DVD
880242573483 |
![]() Cover vergössern |
EuroArts EuroArts Music International ist im Bereich audio-visueller Klassikproduktionen eine der weltweit führenden Produktions- und Distributionsfirmen. Das 1979 gegründete Unternehmen produziert jährlich 10-15 hochwertige Klassik-Programme darunter Konzertaufzeichnungen in aller Welt sowie aufwändige Dokumentationen. Renommierte, preisgekrönte Programme und Events haben EuroArts Music zu einem exzellenten internationalen Ruf verholfen. Eine intensive und langjährige Partnerschaft verbindet EuroArts Music mit führenden Klangkörpern wie den Berliner Philharmonikern, dem Mariinsky Theater Orchester, dem Lucerne Festival Orchestra, der Staatskapelle Berlin, dem Gewandhausorchester Leipzig und vielen anderen. Die alljährlichen Aufzeichnungen des EUROPAKONZERTs, des Waldbühnen- und Silvester-Konzerts der Berliner Philharmoniker sind erfolgreiche und weltweit etablierte Musikprojekte von EuroArts Music. Im August 2005 produzierte und übertrug EuroArts Music live das weltweit beachtete Ramallah-Konzert des West-Eastern Divan Orchestra unter Daniel Barenboim. Im Januar 2006 produzierte EuroArts Music die erste Klassik-Live-Übertragung von Peking nach Europa (u.a. mit Lang Lang). Die weltweit einmaligen Musik-TV-Formate 24hoursBach und 24hoursMozart wurden zu zwei international erfolgreichen Musikevents dieses Unternehmens. In 2012 wurde ein kompletter Prokofiev-Zyklus mit sämtlichen Sinfonien und Klavierkonzerten aufgezeichnet. Seit vielen Jahren verbindet EuroArts Music eine enge Zusammenarbeit mit herausragenden Künstlern wie Daniel Barenboim, Sir Simon Rattle, Valery Gergiev, Claudio Abbado, Martha Argerich, Yuja Wang und András Schiff sowie renommierten Regisseuren Bruno Monsaingeon, Frank Scheffer und Peter Rosen. Das Ergebnis sind Gesamtaufnahmen wie The Beethoven Symphonies (Abbado/Berliner Philharmoniker) und preisgekrönte Dokumentationen wie Claudio Abbado Hearing the Silence oder Multiple Identities Encounters with Daniel Barenboim. 2006 wurde die EuroArts Music Produktion Knowledge is the Beginning mit dem International Emmy Award (Arts Programming) ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm wurde 2007 mit weiteren Preisen geehrt, darunter der FIPA D'OR Grand Prize 2007 (Kategorie Performing Arts) sowie als Best Arts Documentary bei dem renommierten 2007 Banff World Television Festival. Innovation und Qualität bildeten von Anfang an die Grundpfeiler der Firma. Zahlreiche internationale Auszeichnungen bestätigen dies, darunter: Oscar® für die Koproduktion von Journey of Hope Grammy Award für Kurt Weills: Rise and Fall of the City of Mahagonny Emmy Award und ECHO Klassik für Knowledge is the Beginning 2 weitere ECHOs für A Surprise in Texas (ECHO Klassik) und Django Reinhardt- Three-fingered Lighnting (ECHO Jazz) Peabody Award für Blue Note A Story of Modern Jazz National Education Award (USA) für Sir Peter Ustinov: Celebrating Haydn
Sowie folgende Nominierungen:
Emmy Award für Robbie Robertson Rocky und Grammy Award für Blue Note A Story of Modern Jazz
Der Katalog von EuroArts Music umfasst rund 1.800 Musikprogramme, darunter gehören neben EuroArts Eigenproduktionen auch Programme von zahlreichen unabhängigen Produktionsfirmen. Viele eigene Produktionen werden weltweit auf dem eigenen Label EuroArts als DVD und Blu-ray, sowie als digitales Produkt vermarktet. Seit 2016 werden die physischen Produkte durch Warner Music vertrieben. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag EuroArts:
-
In Gala-Form: Einen stimmungsvollen Sommerabend aus dem Wolkenturm bringt diese DVD nach Hause. Weiter...
(Thomas Gehrig, )
-
Komponisten-Feuerwerk: Das Silvesterkonzert 2017 ist nicht nur gute Werbung für die Berliner Philharmoniker, sondern auch ein schönes Zeugnis von der langen und fruchtbaren Zusammenarbeit mit ihrem Chefdirigenten Sir Simon Rattle. Weiter...
(Daniel Eberhard, )
-
Mutti und Sohn: Diese 'Lucrezia Borgia' aus San Francisco lebt von der Überzeichnung. Das gilt leider auch für die musikalische Seite, die zum Teil sehr ansprechende Leistungen präsentiert, aber nicht rundum zufrieden stellen kann. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Weitere CD-Besprechungen von Daniel Lindenblatt:
-
Für Geigenliebhaber: Vor allem die Werkauswahl darf als Spezifikum dieser Einspielung aus dem Hause Farao gelten. Gleichwohl lässt auch die instrumentale Ausführung wenig Wünsche offen. Weiter...
(Daniel Lindenblatt, )
-
Jubilare: William Youn legt mit dieser Zusammenstellung eine technisch tadellose, aber wenig charakterstarke Einspielung vor. Weiter...
(Daniel Lindenblatt, )
-
Kuba im Wohnzimmer: MDG gelingt mit 'Classica Cubana' eine tolle Einspielung kubanischer Musik. Weiter...
(Daniel Lindenblatt, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Pranken und Poesie: Garrick Ohlsson präsentiert einen bedenklichen Brahms. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Gibt es ein 'fast zu schön'?: Christian Zacharias spielt vier mittlere Haydn-Sonaten. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Geistvoll: Karel Valter und Hadrien Jourdan breiten gehaltvolle Sonaten des großen Carl Philipp Emanuel Bach mit dem notwendigen Gewicht aus, verbunden mit gestalterischer Raffinesse und Klangeleganz. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Portrait

"Auf der Klarinette den Sänger spielen, das ist einfach cool!"
Der Klarinettist Nicolai Pfeffer im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich