
Jarrell, Michael - Cassandra (Gesprochene Oper für Ensemble & Darsteller)
Das Problem des Monodramas
Label/Verlag: Kairos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Monodrama der Schweizer Komponisten Michael Jarrell nach Christa Wolfs Erzählung 'Kassandra'.
Der Schweizer Komponist Michael Jarrell schrieb seine 'Cassandre’ in den Jahren 1993 und 94, uraufgeführt wurde die französische Fassung 1994 in Paris vom Ensemble Intercontemporain, die deutsche 1996 in Zürich. Michael Jarrell steht mit seiner Komposition in der Tradition des Melodrams, hier wiederum in der Spezialform des Monodramas. Gesprochener Text überlagert hier die Instrumentalmusik, ohne dass gesungen wird, lediglich Anweisungen zur Koordination zwischen Sprecherin und Musik finden sich in der Partitur. Michael Jarrell wählte als Textvorlage Christa Wolfs 'Kassandra’, eine Erzählung der Geschehnisse um die Belagerung von Troja aus der Perspektive der Seherin Kassandra, der, von Apollo in den Mund ,gespuckt’, trotz ihrer zutreffenden Vorhersagen keiner glaubt. Eine Aufnahme der französischen Fassung hat jetzt das Wiener Label Kairos veröffentlicht, eingespielt im Oktober 2008 wiederum vom Ensemble Intercontemporain unter der Leitung von Susanna Mälkki.
Zwei Welten
Michael Jarrells Komposition trägt das Problem der gewählten Gattung mit sich herum. Hier treffen zwei verschiedene Welten aufeinander, die kunstvoll auskomponierte Musik auf der einen Seite und die gesprochene Sprache auf der anderen. Die Musik wird von der nach klanglichen Gesichtspunkten nicht organisierten Sprache überlagert, wird Hintergrund, Kulisse, gerät zur bloßen Untermalung. Dabei ist Jarrells Musik reich an feinen Differenzierungen, ist abwechslungs- und farbenreich gearbeitet, folgt klangschön den seelischen Bewegungen Kassandras. Die Sprache ist im Vergleich zur Musik, obwohl sie von der Sprecherin Astrid Bas sehr differenziert und gut moduliert gesprochen wird, von ihrem Wesen her wesentlich monotoner. Es gelingt kaum, durch die Sprache hindurchzuhören, auf die Musik zu hören. Zudem fällt noch ins Gewicht, dass vorliegend die französische Version eingespielt wurde und man also, wenn man die Sprache nicht beherrscht, viel schwerer einen Zugang zu dem Text findet. Man muss im Booklet mitlesen, so dass sich der Text noch über die Sprache legt. Auch wenn die Forderung vielleicht etwas vermessen ist: Rezensent wünscht sich, die Komposition einmal ohne Sprecher hören zu können. Das Ensemble Intercontemporain jedenfalls spielt seinen Part sehr sensibel, fast fließend, und doch ungemein präzise. Das Booklet ist, wie immer bei Kairos, mit Biographien, Fotos, Notenbeispielen und einem längeren Einführungstext gelungen gestaltet.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Jarrell, Michael: Cassandra (Gesprochene Oper für Ensemble & Darsteller) |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Kairos 1 15.05.2009 |
Medium:
EAN: |
CD
9120010281488 |
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