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Freitag, 22. September 2023

Klose, Friedrich - Ilsebill

Sinfonische Märchenoper


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Das Märchen vom Fischer und seiner Frau als spätromantische Oper mit starken sinfonischen Akzenten. Musikalisch überzeugend dargeboten in einem Mitschnitt aus dem Theater Aachen.

Eine ‚dramatische Symphonie in 5 Bildern’ nennt Friedrich Klose (1862-1942) seine ‘Ilsebill’. Diese 1903 für Karlsruhe komponierte Oper des Bruckner-Schülers Klose folgt – mit einigen kleineren Abänderungen und einer Komprimierung der Handlung auf einen Tag – dem bekannten, auch von den Brüdern Grimm überlieferten plattdeutschen Märchen.

Klose, von Zeitgenossen geschätzt, vom legendären österreichischen Wagner-Dirigenten Felix Mottl protegiert, hat kein großes Oeuvre hinterlassen. Obwohl von Zeitgenossen geschätzt, hat er sich als Komponist nie dauerhaft durchgesetzt. Seine musikalische Sprache ist in der ‘Ilsebill’ in der Wagner-Nachfolge als neoromantisch zu beschreiben, weißt jedoch in den zahlreichen naturbeschreibenden Momenten der Oper auch impressionistische Einflüsse auf. Das große, spätromantische Orchester, das Klose bedient, erinnert an die Sprache von Liszts Tondichtungen ebenso, wie – etwa im großen Zwischenspiel vor dem letzen Bild – an Bruckners kontrapunktische Anlagen. Die sinfonische Prägung des Werks bestimmt die Form, was bei einer Spieldauer von über 135 Minuten hinweg wirkungsästhetisch leider auf Kosten einer wirkungsvollen Dramatik geht. Kloses ‘Ilsebill’ ist in ihre Wirkung ein typisches Beispiel der in der Wagner-Nachfolge konzipierten spätromantischen Opern um 1900, die erst mit Richard Strauss’ und Franz Schrekers Bühnenwerken neue Impulse erhalten wird.

Der bei CPO veröffentlichten Aufnahme liegt eine szenische Aufführung des Theater Aachen vom Mai 2004 zugrunde, die der WDR mitgeschnitten hat. Marcus Bosch lässt das ausgezeichnete Orchester des Hauses funkeln, bedient eine reiche Palette an Klangfarben und sorgt immer wieder für gut disponierte Steigerungen. Er zeigt, wie detailreich Klose hier instrumentiert hat, wie überlegt die sinfonische Anlage ist und sorgt für den großen spätromantischen Atem, der sich zum Fluss steigert. Das gute Sängerensemble des Theater Aachen wird in den drei Hauptpartien von Gästen ergänzt. Norbert Schmittberg gibt einen ebenso lyrisch grundierten wie tenorkräftigen Fischer, Sabine Türners stattet die Ilsebill überzeugend mit jugendlich-dramatischem Sopran und anrührenden Zwischentönen aus, und der polnische Bariton Jaroslaw Sielicki verleiht dem Wels kräftiges Auftreten. Das Engagement und das stilistische Einfindungsvermögen der drei Protagonisten steht ganz im den Dienst des Musikdramas.

Orchester, Chor und Solisten unter Marcus Bosch ist es zu verdanken, dass Friedrich Kloses ‘Ilsebill’ mit ihrer musikalischen Substanz zu überzeugen weiß. Als musikdramatisches, bühnentaugliches Werk jedoch bleiben beim bloßen Hören Zweifel. So ist die vorliegende Aufnahme eine vor allem musikhistorische interessante Ausgrabung, die einmal mehr Aufschluss über jene operngeschichtliche Lücke zwischen Wagner und Strauss gibt, die kaum eine deutsche Oper hervorgebracht hat, die sich bis heute dauerhaft auf den Spielplänen gehalten hat.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:




Uwe  Schneider Kritik von Uwe Schneider,


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Klose, Friedrich: Ilsebill

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
cpo
2
20.03.2009
Medium:
EAN:

CD
761203705726


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cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


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