> > > Humori. Les voix baroques und les voix humaines spielen: Werke von Gastoldi, Vecchi, Praetorius u.a
Samstag, 23. September 2023

Humori. Les voix baroques und les voix humaines spielen - Werke von Gastoldi, Vecchi, Praetorius u.a

Humor in der Musik


Label/Verlag: Atma classique
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Eine interpretatorisch und programmatisch sehr gelungene Platte der kanadischen Formation Les Voix Baroques.

Die Musik des 16. und frühen 17. Jahrhunderts ist vielseitig: Überragende Werke auf dem Gebiet der sakralen Musik zeugen davon, aber auch eine lebendige weltliche Musik entstand in dieser Phase. Vor allem die Tradition der Madrigale ist hier vorbildhaft und stilprägend geworden, alle Bereiche menschlichen Existierens und Fühlens haben hier ihr musikalisches Abbild gefunden.

Die beiden kanadischen Ensembles Les Voix Baroques und Les Voix Humaines haben sich in der vorliegenden Aufnahme von meist kürzeren Stücken den verschiedenen Sphären des Humors gewidmet. Konzeptionelle Ausgangspunkte waren die europäische Karnevalstradition – der mit einem Augenzwinkern versehene öffentliche Ausbruch der Volksseele angesichts häufig erdrückender oder zumindest ernüchternder weltlicher und geistlicher Lebensbedingungen – einerseits und die reale oder vermeintliche Typologie verschiedener nationaler Arten von Humor andererseits: Die Deutschen – wie könnte es anders sein – als Vertreter des derben und martialischen Humors, die Franzosen als die Komischen, die Italiener als die Leichten und die Engländer als die Melancholischen.

Das vereint dann eine wirklich illustre Schar von Komponisten, unter anderem Orlando di Lasso, Samuel Scheidt, Claude Lejeune, Orazio Vecchi, Andrea Gabrieli, Claudio Monteverdi, Tarquinio Merula, John Dowland und Orlando Gibbons.

Das Programm ist überlegt und reflektiert zusammengestellt und gibt ein lebendiges Bild madrigalischer Musik. Alle vertretenen Komponisten garantieren hochwertige Satzkunst, und auch wenn die Einteilung der verschiedenen Humor-Varianten für die englische Melancholie klar zutrifft, zeigen sich im kontinentaleuropäischen Anteil des Programms doch mindestens ebenso klar die Gemeinsamkeiten von Stilen und Techniken wie etwaige Unterschiede.

Eine runde Sache

Das Ensemble Les Voix Baroques hat schon mit einigen qualitativ rundum überzeugenden Platten auf sich aufmerksam gemacht. In der Besetzung Suzie LeBlanc und Catherine Webster (Sopran), Matthew White (Countertenor), Charles Daniels und Colin Balzer (Tenor) sowie Sumner Thompson (Bariton) gelingt das auch mit der vorliegenden Aufnahme. Die Vokalisten singen agil, klangvoll, differenzieren ihren dynamischen Einsatz glänzend, verfügen über eine sehr homogene Deklamation und intonieren auch in bewegteren Abschnitten stabil. Auch der bei Madrigalen gelegentlich notwendige Mut zur charakteristischen Überzeichnung fehlt nicht. Und solistisch und in Teilbesetzungen agieren die Vokalisten ebenfalls überzeugend – ein famos gesungenes Tenorduett von Monteverdi mag dafür stehen.

Begleitend, gelegentlich auch mit solistischer Virtuosität prunkend etablieren sich die Instrumentalisten daneben ganz selbstverständlich und mühelos, ebenfalls vor Spielfreude und Temperament überschäumend. Bemerkenswert ist die sehr kleinteilige und fein ausgearbeitete Artikulation der Instrumentalisten, eine Intrada und Galliard aus der Feder des Hallensers Samuel Scheidt konzentriert diese Qualitäten hörbar. Ein ebenso plastisches wie ausgewogenes Klangbild rundet die Aufnahme ab. Zukünftige Produktionen dieses interessanten und hochkompetenten Ensembles werden mit Interesse zu verfolgen sein.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Humori. Les voix baroques und les voix humaines spielen: Werke von Gastoldi, Vecchi, Praetorius u.a

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Atma classique
1
15.01.2009
Medium:
EAN:

CD
722056250429


Cover vergössern

Atma classique

Das Label ATMA - Seele oder Lebensgeist auf Sanskrit - wurde 1995 gegründet und bietet inzwischen mehr als 200 Aufnahmen von mittelalterlicher bis zu zeitgenössischer Musik mit einem besonderen Schwerpunkt im Barock. Für ihre Aufnahmen umgibt sich Johanne Goyette, Direktorin und zugleich Toningenieurin der Firma, gerne mit wagemutigen Künstlern, um in ihrem Studio Unerhörtes (und Ungehörtes) zu schaffen.
ATMA Classique vertreibt in Kanada, den Vereinigten Staaten, in Europa, Australien und Asien. Das Label erfreut sich zunehmend großen Erfolgs und genießt weltweite Anerkennung für die hohe Produktionsqualität sowohl in aufnahmetechnischer als auch in künstlerischer Hinsicht. Zahlreiche Aufnahmen wurden mit Preisen (Diapason d?or, Goldberg, Prix Opus, Félix, JUNO u.a.) ausgezeichnet.
Im Juni 2004 hat ATMA Classique in Zusammenarbeit mit dem Festival Montréal Baroque den Grundstein zu einem anspruchsvollen Großprojekt gelegt: Über die nächsten fünfzehn Jahre sollen Johann Sebastian Bachs 200 geistliche Kantaten zum ersten Mal im hybriden SACD-Format (Super Audio Compact Disc) mit Surround-Sound aufgenommen werden.


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...

Titel bei JPC kaufen


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Atma classique:

  • Zur Kritik... Sperrige Kammermusik eingängig vermittelt: Das Quatuor Molinari überzeugt mit Henryk Góreckis drei Streichquartetten. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
  • Zur Kritik... Ein Hauch Paris: Cameron Crozman und Philip Chiu überzeugen durch ihr sympathisch unaufgeregtes Spiel und eine spannende Programmwahl. Weiter...
    (Benjamin Künzel, )
  • Zur Kritik... Vielhändig: Klassiker der Musikgeschichte brauchen keine sechs Konzertflügel zum Erfolg. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
blättern

Alle Kritiken von Atma classique...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Matthias Lange:

  • Zur Kritik... Komplexe Kunst: Verlässlich bringt das Orlando Consort wie hier mit Machaut ferne Musik ans Ohr der Gegenwart und lässt sie ebenso regelmäßig auf erstaunliche Weise bei aller Komplexität frisch, relevant und dringlich klingen. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Eleganter Passions-Ton: Johann Heinrich Rolles in dessen Lukas-Passion vorgestelltes Idiom entfaltet sich bei Michael Alexander Willens pointiert, in einem ästhetisch zum Zeitpunkt der Entstehung nach vorn gewandten Zug. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Sonaten in Entwicklung: Carl Philipp Emanuel Bach umschreibt einen eigenen kompositorischen Kosmos. Rachel Podger und Kristian Bezuidenhout richten gekonnt einen Blick auf sein durchaus eigenwilliges Sonatenschaffen. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Matthias Lange...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

NOTE 1 - Mitteilungen (3/2023) herunterladen (4400 KByte)

Anzeige

Jetzt im klassik.com Radio

Henri Bertini: Nonetto op.107 in D major - Final - Allegro

CD kaufen


Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Roger Morelló über seine neue CD, die dem katalanischen Cellisten Pau Casals gewidmet ist.

"Casals kämpfte für den Frieden."
Roger Morelló über seine neue CD, die dem katalanischen Cellisten Pau Casals gewidmet ist.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich