
Dard, Antoine - 6 sonates pour le violoncelle avec le basse continue
Wer die Früchte sät
Label/Verlag: Raumklang
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Antoine Dards Werke werden hier etwas monoton zu Gehör gebracht. Auch die klangliche Umsetzung kann nicht überzeugen.
Die Früchte schlafloser Nächte sind gewachsen aus trockener Saat. Sie zu ernten gilt es der Cellistin Kristine von der Golz und ihren Kolleginnen Hille Perl (Viola da Gamba) und Christine Schornstein (Cembalo). In der Edition Raumklang legen sie in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk ein Album mit sechs Sonaten des französischen Theoretikers und Komponisten Antoine Dard vor.
Die hier eingespielte, zunächst nicht veröffentliche erste Sammlung mit Sonaten aus dem Jahr 1759, strapaziert die gestischen und rhetorischen Konventionen des Generalbasszeitalters über und bringt sie gleichermaßen an ihre Grenzen. Fast auseinandergespreizt, und doch gleichzeitig erklingend wirken die Einzelteile der Musik. Ein Zusammenspiel zwischen den instrumentalen Parts scheint bereits in der Komposition peripher angelegt zu sein. Der musikalische Grundduktus wirkt disparat und sucht selten harmonischen Gleichklang.
Es sind Werke, die der Komponist nur einer Hand voll Kennern überlassen und deren Interpreten an den Rand des technisch Machbaren führen wollte. Grenzerfahrungen schlafloser Nächte, die nur noch sehr wenig mit einer höfisch nonchalanten Machart gemein haben. Wo die epochalen Grenzen zwischen Barock, Rokoko und Klassik verschwimmen, bleibt auch hier offen. Dards Musik ist eigenbrötlerisch. Sie wehrt sich gegen bestehende Zwänge ohne dabei eine andere Richtung angeben zu können. Fast scheint die Grundhaltung eine verweigernde.
Obwohl die Sonaten für Fagott anstelle des Violoncellos komponiert wurden, wirkt der Instrumententausch nicht unbedingt störend. Vielleicht hätte ein Bläser durch stärkere Kontrastbildung mit dem Continuo für mehr klangliche Transparenz gesorgt. Die Interpretinnen bemühen sich hörbar um einen unwirschen Schmollton, der sich gebetsmühlenartig durch die Kompositionen zieht und fast vorhersehbar an- und abschwillt. Ob dies immer angebracht ist, sei dahingestellt.
Doch gerade für die Feinheiten hinter dem Fassadendekor gerät die Raumklangmischung insgesamt betont basslastig und wird streckenweise gar zum Brummelbrei. Grund dafür mag der Nachhall der gewählten Räumlichkeit sein, der die Darbietung diffus werden lässt. Die Intimität des kammermusikalischen Tuns bleibt nicht gewahrt. Im aufgeschwemmten Klangbild gehen interessante strukturelle Details verloren. Die Frucht des Zorns zermanscht noch in der Hand.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Dard, Antoine: 6 sonates pour le violoncelle avec le basse continue |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Raumklang 1 14.09.2007 |
Medium:
EAN: |
CD
4018767027013 |
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Raumklang Das Label RAUMKLANG wurde 1993 von Sebastian Pank in Leipzig gegründet. Nach wie vor steht der Name Raumklang für ein authentisches Klangerlebnis. Die Aufnahmen entstehen überwiegend mit nur einem Stereo-Kugelflächen-Mikrophon (One-Point-Recording).
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