
Schubert, Franz - Schwanengesang
Und wieder grosser Schubert
Label/Verlag: Challenge Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Christoph Prégardien und Andreas Staier mit Schuberts ‚Schwanengesang’: Fortsetzung der bemerkenswerten Schubertaufnahmen bei Challenge Classics auf höchstem Niveau.
Die Zusammenarbeit, die Christoph Prégardien mit dem Label Challenge Classics verbindet, hat bereits jetzt zu zwei aufsehenerregenden Aufnahmen geführt: Da wäre zunächst die vielbeachtete und wegen des Einsatzes zahlreicher vokaler Verzierungen auch viel diskutierte Einspielung der 'Schönen Müllerin', die Prégardien mit dem Pianisten Michael Gees, realisiert hat. Und nun liegt eine Aufnahme des letzten der großen Schubert-Liedzyklen, des ‚Schwanengesangs’ vor. Diese Arbeit führte Prégardien wieder mit seinem anderen langjährigen Begleiter, Andreas Staier zusammen.
Beide Künstler zeigen sich als gereifte Gestalter, bereit und in der Lage, die sehr verschiedenen Lieder der Sammlung konsequent nach ihrem jeweiligen Ausdruck zu formen und zu gestalten. Der ‚Schwanengesang’ wurde im Jahr nach Schuberts Tod vom Verleger Haslinger unter diesem Namen veröffentlicht und vereint drei doch recht verschiedene Gruppen: Sieben Lieder nach Texten von Ludwig Rellstab, sechs Lieder auf Verse von Heinrich Heine und, etwas isoliert, 'Die Taubenpost' nach einer Dichtung des Schubert persönlich Vertrauten Johann Gabriel Seidl. Eigentlich handelt es sich demnach weniger um eine wirklich geschlossene Reihe oder gar einen Zyklus, als um wenigstens zwei mehr oder weniger geschlossene Teile mit Rellstab- und Heine-Liedern. Auch das erklärt das große Spektrum der musikalischen Prägung – vom leichten Hauch bis zur schweren Expressivität. Die Mehrzahl der Lieder ist für die Singstimme ambitioniert gesetzt, wartet mit großen Intervallen und erheblichen Ausdrucksunterschieden auf engstem Raum auf. Harmonisch ist die Begleitung avanciert, gelegentlich kühn und in die Zukunft weisend – Schubert zeigt sich in diesen 1828 entstandenen Miniaturen auf der Höhe seiner Kunst. Ganz nebenbei wirft das eine Was-wäre-wenn-Frage auf: Was hätte der Einfluss eines siebzig oder achtzig Jahre lebenden und schöpferisch arbeitenden Schubert in der Musikgeschichte bewirken können?
Spitzeninterpreten
Doch zur Interpretation, die schlicht atemberaubend zu nennen ist. Prégardien zeigt sich als der große Souverän des Liedgesangs, technisch und gestalterisch mit allen Möglichkeiten, mit einer wirklich beispielhaften Deklamation und einem bemerkenswert unauffälligen Lagenausgleich – er bewältigt auch größte Tonsprünge scheinbar ohne jeden Aufwand, dabei stets mit idealem Stimmsitz und in der tieferen Lage mit beinahe baritonaler Wärme versehen. Die im Zusammenhang mit der vor kurzem erschienenen 'Schönen Müllerin' viel besprochenen Verzierungen setzt der große Stilist in dieser Aufnahme deutlich dezenter ein, damit auch dokumentierend, dass derlei Deutungszusatz kein Selbstzweck ist, sondern aus den musikalischen Potenzialen einer Komposition hervorgeht.
Andreas Staier nutzt die klanglichen Möglichkeiten seines Hammerklaviernachbaus aus und findet zu einem mild durchsonnten Grundklang, der gleichwohl auch eine solide Kraftentfaltung nicht ausschließt. Staier artikuliert auch in kleineren musikalischen Entwicklungen aktiv und sehr differenziert. Die für Schuberts Klavierbegleitsätze typischen perlenden Bewegungen der rechten Hand scheinen für diesen Instrumententypus wie gemacht.
Das alles wird in einem warmen, direkten und erfreulich plastischen Klangbild realisiert. Die Vokalstimme ist optimal fokussiert, das dynamische Spektrum wird differenziert abgebildet. Prégardien und Staier verfügen über die gesamte Bandbreite der expressiven Möglichkeiten, entfalten in gleichem Maße souverän Kraft und lyrische Konzentration. Das ist ausdrucksgebundene Gestaltung auf allerhöchstem Niveau und in reinster Form. Angesichts der enormen musikalisch-technischen Herausforderungen besonders bemerkenswert: Nie liegt ein Hauch von Anstrengung auf den Deutungen, alles wirkt selbstverständlich und leicht. Ganz große Interpretationskunst.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Schubert, Franz: Schwanengesang |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
Challenge Classics 1 03.10.2008 74:48 2008 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
SACD
608917230222 CC 72302 |
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"Das Erfolgs-Duo ist zurück: Christoph Prégardien & Andreas Staier Seit ihrer ersten gemeinsamen CD-Veröffentlichung mit Schuberts „Schöner Müllerin“ bei DHM (1992) steht das Duo Prégardien/Staier für allerhöchste Lied-Kunst. Bei zahllosen weltweiten Konzerten werden sie enthusiastisch gefeiert. Legendär zu nennen ist ihre „Winterreise“ von 1997 bei Warner Classics; 2001 erschien dort ihre letzte gemeinsame Aufnahme mit Liedern von Schubert nach Texten von Johan Mayrhofer. CHALLENGE CLASSICS ist stolz, nun beide Künstler mit dem noch fehlenden Schubert-Zyklus „Schwanengesang“ präsentieren zu dürfen, ergänzt mit ausgewählten Lieder nach Texten von Seidl. " |
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