
Fux, Johann Joseph - Dafne in Lauro
Solistische Defizite trüben das Gesamtbild empfindlich
Label/Verlag: NEI - Nuova Era Internazionale
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Diese ältere Aufnahme einer barocken Wiener Opernrarität leidet an empfindlichen vokalen Defiziten.
Bei dieser CD handelt es sich um eine Aufnahme aus dem Jahr 1990. Die Opern von Johann Joseph Fux führen ja heute fast durchwegs eine eher bescheidene Existenz als Randnotizen in der musikwissenschaftlichen Fachliteratur. Man kennt Fux, den berühmten Theoretiker, im Opernbereich allenfalls die legendär prächtige Krönungsoper Costanza e Fortezza von 1723, vielleicht auch das eine oder andere Stück Kirchenmusik.
Eine handlungsarme Kammeroper mit melodischen Perlen
Die Kammeroper ‘Dafne in Lauro’, die Fux zum Geburtstag Kaiser Karls VI., seines Dienstherrn, komponierte, ist kein dramatischer Reißer. Die Oper ist handlungsarm, und das Werk hat natürlich Huldigungscharakter mit einem Schlusschor, der sich direkt auf den Anlass und den Gefeierten bezieht. Das kleine musiktheatralische Stück hat durchaus seine Qualitäten: Es weist durchaus einige schöne, melodisch interessante Arien auf, auch die Besetzung ist teilweise unkonventionell: Zu Streicherapparat und Basso continuo treten konzertierende Instrumente, darunter das Chalumeau, eine damals gerade moderne Vorform der Klarinette.
Schwache Sopranistinnen, exzellenter Countertenor
Keine besonders glückliche Hand bewies René Clemencic in der Auswahl der Solistinnen: Sowohl Mieke van der Sluis als Diana als auch Lina Akerlund zeigen gesangstechnisch erhebliche Schwächen: Unsaubere Töne, ein unschönes ‚Anschwingen’ der Noten und ein unangenehmes Flackern in der Stimme verbinden beide Sängerinnen. Technisch noch am souveränsten, aber wenig charakteristisch gestaltet Silvia Piccollo (Amore) ihren Part. Gut, aber auch nicht mehr, ist Martin Klietmanns Leistung als Mercurio. Der Gesangsstar im Ensemble ist eindeutig Gerard Lesne mit seinem flexibel geführten Countertenor. Er versteht es am besten, die unterschiedlichen Affekte in seinen Arien adäquat und glaubhaft zum Ausdruck zu bringen. Ein bewegliches Solistenensemble sorgt für eine treffliche Wiedergabe der schlichten, meist homophonen und knappen Chöre. Die Leistung des Instrumentalensembles ist solide, die Intonation allerdings nicht immer auf sicherem Terrain. Übrigens stammt die Aufnahme aus einer Zeit, als Mark Minkowski noch Barockfagott spielte. So löblich es ist, dass René Clemencic hier eine echte Rarität präsentiert: Die Leistungen auf vokalem Gebiert sind aber eher schwach bis ärgerlich – mit der rühmlichen Ausnahme von Gerard Lesne.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Fux, Johann Joseph: Dafne in Lauro |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
NEI - Nuova Era Internazionale 2 17.10.2008 118:45 1990 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4011222324702 232470 |
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"Johann Joseph Fux schrieb die Kammeroper „Dafne in Lauro“ 1714 anlässlich des Geburtstags von Kaiser Karl VI. Sie zählt zu den „Festa teatrale“, die ausschließlich für festliche Anlässe der Habsburger verfasst wurden und damit nur einem kleinen Kreis zugänglich waren. Sie ist in Italienisch geschrieben: Wien war eine der Hauptstädte der italienischen Oper. Fux gilt als Wegbereiter der Wiener Klassik. Die „Festa teatrale“ greifen mythologische Handlungen auf, wie in „Dafne in Lauro“ die Liebestragödie zwischen der Nymphe Daphne und dem Gott Apoll. Sie verwandelt sich am Ende in einen Lorbeerbusch (Lauro), damit Apoll seinem Gott-Sein wieder würdig ist. - Das steht symbolisch für die Ruhmerhöhung Kaiser Karls VI. Am Ende der Oper erklingt daher auch ein „Austriaco Giove“ (österreichischer Jupiter). Die vorliegende Aufnahme von „Dafne in Lauro“ stammt von 1990 von dem renommierten Orchestre baroque du Clemencic Consort, unter der Leitung seines Gründers René Clemencic, und dem Vokalensemble La Cappella." |
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