
Bach, Johann Sebastian - Musikalisches Opfer BWV 1079
Souveräner Blick fürs Wesentliche
Label/Verlag: ORFEO
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Konstantin Lifschitz’ Einspielung des 'Musikalischen Opfers' erschließt eine neue, unbedingt hörenswerte Perspektive auf dieses Monumentalwerk Bachs.
Bachs ‘Musikalisches Opfer’ BWV 1079 darf man getrost zu den Juwelen nicht nur der Krone seines eigenen Schaffens, sondern auch der gesamten Musikgeschichte zählen. Die Geschichte rund um die aus der spontan unlösbaren königlichen Aufgabe Friedrichs II. entstandene ‘Hausarbeit’ ist hinlänglich bekannt und obendrein zuverlässig verbrieft. Erstmals vollständig auf dem modernen Konzertflügel hat der 33-jährige, an der renommierten Moskauer Gnessin-Akademie ausgebildete Konstantin Lifschitz den hoch komplexen Mikrokosmos beim Label Orfeo eingespielt.
Vom einleitenden ‘Ricercar à 3’ an legt der junge Russe ein beeindruckendes Verständnis für die stimmlichen Strukturen an den Tag und versteht es, das architektonische Gesamtgefüge des polyphonen Gebäudes detailliert darzustellen. Auf überzeugende Art und Weise meistert er den Spagat zwischen einer rational-sachlichen Diktion einerseits und lebendigem, inspiriertem Musizieren andererseits. Ein hohes Maß an Anschlagskultur sowie eine scharf konturierte Artikulation und Ornamentik tragen zusätzlich dazu bei, dass es Lifschitz durchgehend gelingt, stringente und gehaltvolle musikalische Aussagen zu formulieren. Auch die Wahl der Tempi überzeugt und verzichtet auf jegliche nicht sachdienlichen Experimente (die man sonst gelegentlich durchaus antreffen kann). Welche Wirkung das Werk nach seiner schlussendlichen Übermittlung auf seinen Adressaten hatte, ist leider nicht überliefert. In jedem Fall hinterlässt die vorliegende Interpretation aber einen bleibenden Eindruck.
Nach diesem zentralen Kraftakt ist anschließend noch Bachs Präludium und Fuge BWV 552 mit der Besonderheit zu hören, dass Lifschitz hier nicht auf die transkribierte Version Busonis zurückgreift, sondern eine eigene Bearbeitung präsentiert. Darin beweist er nicht nur seine eigene satztechnische Kompetenz, sondern zeichnet auch weiterhin stets klare und stimmlich transparente Linien mit souveränem Blick für das Wesentliche.
Quasi als Zugabe gibt es dann abschließend noch drei Toccaten von Girolamo Frescobaldi (1583–1643), in denen man ebenso seltene wie spannende Impressionen aus dem Oeuvre dieses frühbarocken klavieristischen Pioniers erhält.
Ein kompetentes, dreisprachiges Booklet optimiert die Veröffentlichung schließlich noch durch viele wissenswerte Hintergrundinformationen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Bach, Johann Sebastian: Musikalisches Opfer BWV 1079 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
ORFEO 1 29.10.2007 |
Medium:
EAN: |
CD
4011790676128 |
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ORFEO Erschienen die ersten Aufnahmen des 1979 in München gegründeten Labels noch in Lizenz bei RCA und EMI, produziert und vertreibt ORFEO seit 1982 unter eigenem Namen. Durch konsequente Repertoire- und Künstlerpolitik konnte sich das Label seit seinem aufsehenerregenden Auftritt am Anfang der Digital-Ära dauerhafte Präsenz auf dem Markt verschaffen. Nicht nur bekannte Werke, sondern auch weniger gängige Musikliteratur und interessante Raritäten - davon viele in Ersteinspielungen - wurden dem Publikum in herausragenden Interpretationen zugänglich gemacht. Dabei ist es unser Bestreben, auch mit Überraschungen Treue zu klassischer Qualität zu beweisen.
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