> > > Mahler, Gustav: Sinfonie Nr. 1 D-Dur
Freitag, 31. März 2023

Mahler, Gustav - Sinfonie Nr. 1 D-Dur

Technisch tadelloser Titan


Label/Verlag: LSO Live
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Gergjews Titan wirkt kaum wie ein Livemitschnitt: Technisch äußerst perfekt, aber auch ohne knisternde Konzertspannung.

Auf der Vorderseite ist ein Blitzstrahl zu sehen, hinten der Dirigent Walerij Gergjew in energischer Pose. Ein elektrisierender Titan also? Das London Symphony Orchestra ist auf einer neuen Super Audio CD seines eigenen Labels LSO Live in einem Konzertmitschnitt vom Januar 2008 mit Mahlers erster Symphonie zu hören. Das Klangbild der Aufnahme aus dem Londoner Barbican ist transparent, verrückt allerdings dynamisch nicht die Maßstäbe, die durch andere, neuere und ältere Aufnahmen gesetzt wurden (etwa eine klanglich nach wie vor beeindruckende, bereits vom Anfang der 60er datierende Aufnahme mit Bernard Haitink).

In Staunen kann man schon geraten ob der unglaublichen Präzision, die das London Symphony Orchestra an den Tag legt. Balance und Intonation sind tadellos gelungen, und an keiner Stelle spürt man Ungenauigkeiten, die sonst Konzertmitschnitte von Studioaufnahmen unterscheiden – bei einer Partitur Mahlers ist dies schon eine beachtliche Leistung. Allerdings ist auch keine für Konzerte eigentlich typische draufgängerische und knisternde Spannung spürbar, andere Orchester haben in dieser Hinsicht fesselndere Einspielungen vorgelegt.

So ist der erste Satz unter Gergjews Leitung dynamisch insgesamt sehr zurückhaltend, Rubati werden zwar überzeugend aber doch gemäßigt gestaltet. Stets bleibt das Temperament, bei aller klanglichen Opulenz, etwas gezügelt. Auch der zweite Satz klingt insgesamt sehr kontrolliert und erinnert eher an Studio als an Konzertsaal. Im dritten Satz sind die parodistischen Elemente, die den Reiz dieser Musik ausmachen, nicht genügend beleuchtet. Das Finale schließlich ist wiederum ein Wunder an Präzision, und hier erzielen die Musiker auch den nötigen wilden und ruppigen Ausdruck.

Das London Symphony Orchestra hat somit unter seinem Chefdirigenten Walerij Gergjew eine technisch beeindruckende Version des Titanen vorgelegt, die allerdings gestalterisch nicht ganz an einige der älteren Spitzenaufnahmen heranreicht und für einen Konzertmitschnitt erstaunlich gezügelt klingt. Das Beiheft dieser Produktion enthält ausführliche und genaue Einführungen zu Mahlers Musik und den Umständen ihrer Entstehung, ohne dabei in einen zu wissenschaftlichen Ton zu verfallen.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Mahler, Gustav: Sinfonie Nr. 1 D-Dur

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
LSO Live
1
01.09.2008
Medium:
EAN:

SACD
822231166320


Cover vergössern

LSO Live

Einspielungen des Labels LSO Live vermitteln die Energie und Emotion der großartigsten Aufführungen mit höchster technischer Qualität und Finesse.

Liveaufzeichnungen bedeuteten früher gewöhnlich Kompromisse, aber heutzutage kann mit Hilfe der besten Aufnahmetechnik im Konzertsaal die Vitalität festgehalten werden, die im Studio so schwer nachzustellen ist.
Durch das Zusammenschneiden mehrerer Aufführungen können wir eine Vorlage schaffen, die die Spannung einer Konzertaufführung ohne unerwünschte Nebengeräusche bewahrt.

Seit 2000 veröffentlichte das LSO Live über 80 Alben und nahm zahlreiche Preise entgegen. Das London Symphony Orchestra war schon früher das am meisten aufgenommene Orchester der Welt, hatte es doch für zahlreiche Plattenfirmen gearbeitet und viele der berühmtesten Filmmusiken eingespielt. Die Investition in unsere eigenen Aufnahmen ermöglicht dem Orchester jedoch abzusichern, dass jede Veröffentlichung den höchsten Qualitätsansprüchen genügt und das Hören der besten Musik allen Menschen zugänglich ist.

Das LSO Live war eines der ersten klassischen Plattenfirmen, die Downloads anboten, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Wir geben auch unsere Einspielungen im SACD Format (Super Audio Compact Disc) heraus. SACDs lassen sich auf allen CD-Spielern abspielen, ermöglichen aber den Hörern mit speziellen SACD-Spielern den Genuss eines hochaufgelösten, mehrkanaligen Klangs.

London Symphony Orchestra
Das London Symphony Orchestra wurde 1904 von einer Gruppe von Musikern gegründet, die für den Dirigenten Henry Wood spielten. Sie wollten ihr eigenes Orchester leiten und die Wahl haben, mit welchen Dirigenten sie zusammenarbeiteten. Sie beschrieben das LSO als eine musikalische Republik, und das Orchester war über Nacht ein Erfolg.

Heute gibt das LSO ungefähr 70 Konzerte pro Jahr in London und bis zu 90 auf Tournee. Es ist regelmäßig auf Konzertreise durch Europa, Nordamerika und im Fernen Osten. Waleri Gergijew ist seit 2007 Chefdirigent des LSO und Sir Colin Davis sein Präsident.

Das LSO organisiert auch das in der Welt am längsten laufende und umfangreichste Bildungsprogramm eines Orchesters: LSO Discovery. Mit seinem Sitz im Londoner Musikbildungszentrum LSO St Lukes schafft Discovery die Möglichkeit für Menschen aller Altersgruppen und Veranlagungen, mit Musikern des LSO zusammenzuarbeiten, etwas über Musik zu lernen und ihre Fertigkeiten zu entwickeln.


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...

Titel bei JPC kaufen


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag LSO Live:

  • Zur Kritik... Wege nach Innen: Simon Rattle und die 2. Sinfonie von Rachmaninow in der ungekürzten Fassung. Weiter...
    (Michael Pitz-Grewenig, )
  • Zur Kritik... Klassische Kopplung: Der Operndirigent Pappano als vorzüglicher Vaughan-Williams-Dirigent. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Auf dem richtigen Sitzplatz: Die vorliegende Produktion ist ein weiteres überzeugendes Plädoyer für die Akustik der Londoner Barbican Hall. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
blättern

Alle Kritiken von LSO Live...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jan Kampmeier:

  • Zur Kritik... Nüchterner Balakirew: Die Niederrheinischen Sinfoniker unter Mihkel Kütson und die Pianistin Dinara Klinton haben Musik von Milij Balakirew aufgenommen. Weiter...
    (Dr. Jan Kampmeier, )
  • Zur Kritik... Beschwingt und beherzt: Das Malevich Ensemble debütiert auf dieser neuen Platte mit unbekannten Klavierquartetten von Camille Saint-Saëns und Sergej Tanejew. Weiter...
    (Dr. Jan Kampmeier, )
  • Zur Kritik... Seltene Cello-Werke: Bartosz Koziak spielt Musik von Bohuslav Martinu. Weiter...
    (Dr. Jan Kampmeier, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Jan Kampmeier...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

NOTE 1 - Mitteilungen (3/2023) herunterladen (5000 KByte)

Anzeige

Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich