> > > Wölfl, Joseph: Klavierkonzerte Nr. 1, 5 & 6
Sonntag, 4. Juni 2023

Wölfl, Joseph - Klavierkonzerte Nr. 1, 5 & 6

Spannende Entdeckung


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Diese Neueinspielung der Klavierkonzerte von Wölfl durch York Kronenberg und das SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern macht neugierig auf weitere Kompositionen des unbekannten Mozartzeitgenossen.

Er wurde in Salzburg geboren, sein Vater war beim Erzherzog Colloredo angestellt, seine musikalischen Lehrer waren Leopold Mozart und Michael Haydn: doch handelt es sich bei dem hier vorgestellten Komponisten - trotz vieler Parallelen! - nicht um Wolfgang Amadeus Mozart. Schon früh war das Talent des Jungen Joseph Wölfl seinen Eltern aufgefallen, so dass er im Alter von sieben Jahren als Violinvirtuose auftrat. Mit knapp 18 Jahren ging er 1790 nach Wien, wo der mit ihm befreundete Mozart ihn an den polnischen Grafen Oginski empfahl. Schnell kam Wölfl in adeligen Kreisen in Polen als Klaviervirtuose und Lehrer in Mode, doch brachte die polnische Teilung ein jähes Ende seiner dortigen Karriere. Wölfl kehrte nach Wien zurück, wo er für Emanuel Schikaneder arbeitete. Seine Schauspielmusiken wurden schnell populär. Doch auch sein virtuoses Können auf dem Klavier erregte viel Aufsehen. So trat er in einem musikalischen Duell gegen den drei Jahre älteren Beethoven an, wobei der Jüngere von beiden von der damaligen Presse als gleichwertiger Gegner gefeiert wurde.

1801 ging er für längere Zeit nach Paris, wo er neben mehreren Klavierkonzerten auch zwei französische Opern vorstellte und drucken ließ. Immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und besseren Einnahmen siedelte Wölfl dann 1805 nach London über, wo er ebenfalls von der Gesellschaft gefeiert wurde. Seine Sinfonien und Klavierkonzerte standen beim Publikum hoch im Kurs, so dass er schnell Einlass in die wichtigsten Musikerzirkel der Stadt fand. Neben Muzio Clementi zählten Ladislav Dussek und Johann Peter Salomon zu seinen engsten Bekannten. Mit 38 Jahren verstarb er 1812 in der englischen Hauptstadt.

Insgesamt erschienen sieben seiner Klavierkonzerte zu seinen Lebzeiten im Druck, wovon drei jetzt in einer Neueinspielung durch das Rundfunkorchester Kaiserslautern des SWR, dem Pianisten Yorck Kronenberg und dem Dirigenten Johannes Moesus beim Label cpo erschienen sind. Der Musikwissenschaftler Dr. Thomas Gebhard hat dafür die Erstdrucke der Konzerte Nr. 1 op. 20, Nr. 5 ‘Grand Military Concerto’, Nr. 6 ‘Der Kuckuck’ sowie den langsamen Satz des Konzerts Nr. 4 mit dem Beinamen ‘Die Ruhe’ bearbeitet und das Aufführungsmaterial aus Einzelstimmen zusammengestellt.

Kronenberg spielt die Stücke mit leichtem Anschlag und interpretatorischer Tiefe. Seine Dynamik und Phrasierung weisen ihn als hervorragenden Interpreten des Repertoires des 18.J ahrhunderts aus. Die Tempi sind durchweg gut gewählt, und er beherrscht den Wechsel zwischen süßer Tändelei und ernsthafter thematischer Arbeit mit souveräner Eleganz. Kronenberg lässt darin sowohl die räumliche als auch geistige Nähe zu Mozart und Beethoven deutlich werden, ohne Wölfl als Epigonen der beiden Wiener Meister darzustellen.

Das SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern zeigt sich als verlässlicher Partner und kann in den Tutti-Abschnitten mit guter Ensembleleistung punkten. Moesus setzt dabei auf einen leichten, durchsichtigen Gesamtklang, der bestens zum gefälligen Tonfall der schnellen Sätze passt. In den Langsameren könnte er etwas mehr die Mittelstimmen herausarbeiten, doch ist seine Interpretation durchweg stimmig. So ist diese Einspielung eine spannende Neuentdeckung eines brillanten Komponisten durch die kongeniale Interpretation von Kronberger und Moesus. Mehr davon!

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Wölfl, Joseph: Klavierkonzerte Nr. 1, 5 & 6

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
cpo
1
20.05.2008
Medium:
EAN:

CD
761203737420


Cover vergössern

cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...

Titel bei JPC kaufen


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag cpo:

  • Zur Kritik... Zwischen Schumann, Brahms und Reger: Zwei substanzielle Orchesterwerke Wilhelm Bergers hätten mehr Profilierung vertragen. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Mehr als Berliner Luft: Der erste Teil mit Ouvertüren von Paul Lincke ist rundum ein Vergnügen. Weiter...
    (Karin Coper, )
  • Zur Kritik... Etwas kühl: Ein unentschiedener, interpretatorisch wie auch aufnahmetechnisch nicht rundum befriedigender Blick auf Hans Gáls Schaffen für oder mit Klavier. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
blättern

Alle Kritiken von cpo...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Christiane Bayer:

  • Zur Kritik... Wo ist das Strahlen?: Die Stücke sind schön eingesungen, wenn auch ohne große interpretatorische Überraschungen. Weiter...
    (Dr. Christiane Bayer, )
  • Zur Kritik... Frühling für die Ohren: Stefen Temmingh und Dorothee Mields spüren mit Neugier den unterschiedlichen Vogelstimmen und deren Bedeutungen in der europäischen Barockmusik nach. Was für ein buntes Gezwitscher, bei dem einem Ohr und Herz aufgehen. Weiter...
    (Dr. Christiane Bayer, )
  • Zur Kritik... Ein würdiger Auftakt: Der Startschuss zu einer Kuhnau-Reihe bei cpo könnte fulminanter gar nicht ausfallen: tadellose Umsetzung großartiger Musik durch das Ensemble Opella Musica mit Unterstützung der Camerata Lipsiensis. Weiter...
    (Dr. Christiane Bayer, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Christiane Bayer...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

Class aktuell (1/2023) herunterladen (5900 KByte) NOTE 1 - Mitteilungen (2/2023) herunterladen (5000 KByte)

Anzeige

Jetzt im klassik.com Radio

Henri Bertini: Grand Trio op.43 in A major - Allegro

CD kaufen


Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Der Klarinettist Nicolai Pfeffer im Gespräch mit klassik.com.

"Auf der Klarinette den Sänger spielen, das ist einfach cool!"
Der Klarinettist Nicolai Pfeffer im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich