
Wölfl, Joseph - Klavierkonzerte Nr. 1, 5 & 6
Spannende Entdeckung
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Diese Neueinspielung der Klavierkonzerte von Wölfl durch York Kronenberg und das SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern macht neugierig auf weitere Kompositionen des unbekannten Mozartzeitgenossen.
Er wurde in Salzburg geboren, sein Vater war beim Erzherzog Colloredo angestellt, seine musikalischen Lehrer waren Leopold Mozart und Michael Haydn: doch handelt es sich bei dem hier vorgestellten Komponisten - trotz vieler Parallelen! - nicht um Wolfgang Amadeus Mozart. Schon früh war das Talent des Jungen Joseph Wölfl seinen Eltern aufgefallen, so dass er im Alter von sieben Jahren als Violinvirtuose auftrat. Mit knapp 18 Jahren ging er 1790 nach Wien, wo der mit ihm befreundete Mozart ihn an den polnischen Grafen Oginski empfahl. Schnell kam Wölfl in adeligen Kreisen in Polen als Klaviervirtuose und Lehrer in Mode, doch brachte die polnische Teilung ein jähes Ende seiner dortigen Karriere. Wölfl kehrte nach Wien zurück, wo er für Emanuel Schikaneder arbeitete. Seine Schauspielmusiken wurden schnell populär. Doch auch sein virtuoses Können auf dem Klavier erregte viel Aufsehen. So trat er in einem musikalischen Duell gegen den drei Jahre älteren Beethoven an, wobei der Jüngere von beiden von der damaligen Presse als gleichwertiger Gegner gefeiert wurde.
1801 ging er für längere Zeit nach Paris, wo er neben mehreren Klavierkonzerten auch zwei französische Opern vorstellte und drucken ließ. Immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und besseren Einnahmen siedelte Wölfl dann 1805 nach London über, wo er ebenfalls von der Gesellschaft gefeiert wurde. Seine Sinfonien und Klavierkonzerte standen beim Publikum hoch im Kurs, so dass er schnell Einlass in die wichtigsten Musikerzirkel der Stadt fand. Neben Muzio Clementi zählten Ladislav Dussek und Johann Peter Salomon zu seinen engsten Bekannten. Mit 38 Jahren verstarb er 1812 in der englischen Hauptstadt.
Insgesamt erschienen sieben seiner Klavierkonzerte zu seinen Lebzeiten im Druck, wovon drei jetzt in einer Neueinspielung durch das Rundfunkorchester Kaiserslautern des SWR, dem Pianisten Yorck Kronenberg und dem Dirigenten Johannes Moesus beim Label cpo erschienen sind. Der Musikwissenschaftler Dr. Thomas Gebhard hat dafür die Erstdrucke der Konzerte Nr. 1 op. 20, Nr. 5 ‘Grand Military Concerto’, Nr. 6 ‘Der Kuckuck’ sowie den langsamen Satz des Konzerts Nr. 4 mit dem Beinamen ‘Die Ruhe’ bearbeitet und das Aufführungsmaterial aus Einzelstimmen zusammengestellt.
Kronenberg spielt die Stücke mit leichtem Anschlag und interpretatorischer Tiefe. Seine Dynamik und Phrasierung weisen ihn als hervorragenden Interpreten des Repertoires des 18.J ahrhunderts aus. Die Tempi sind durchweg gut gewählt, und er beherrscht den Wechsel zwischen süßer Tändelei und ernsthafter thematischer Arbeit mit souveräner Eleganz. Kronenberg lässt darin sowohl die räumliche als auch geistige Nähe zu Mozart und Beethoven deutlich werden, ohne Wölfl als Epigonen der beiden Wiener Meister darzustellen.
Das SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern zeigt sich als verlässlicher Partner und kann in den Tutti-Abschnitten mit guter Ensembleleistung punkten. Moesus setzt dabei auf einen leichten, durchsichtigen Gesamtklang, der bestens zum gefälligen Tonfall der schnellen Sätze passt. In den Langsameren könnte er etwas mehr die Mittelstimmen herausarbeiten, doch ist seine Interpretation durchweg stimmig. So ist diese Einspielung eine spannende Neuentdeckung eines brillanten Komponisten durch die kongeniale Interpretation von Kronberger und Moesus. Mehr davon!
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Wölfl, Joseph: Klavierkonzerte Nr. 1, 5 & 6 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
cpo 1 20.05.2008 |
Medium:
EAN: |
CD
761203737420 |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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