
Mahler, Gustav - Sinfonie Nr. 1 D-Dur
Mit Parodie
Label/Verlag: Tudor
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Mit den Bamberger Symphonikern legt Jonathan Nott eine wunderbare Einspielung von Gustav Mahlers erster Sinfonie vor.
Dass Jonathan Nott nicht nur ein sicheres Gespür für Franz Schuberts Sinfonien, sondern auch Orchesterwerke der Spätromantik und der sogenannten klassischen Moderne besitzt, hat der derzeitige Chefdirigent der Bamberger Symphoniker in der letzten Zeit mehrfach unter Beweis gestellt. Nun erscheint bei dem schweizerischen Label Tudor eine SACD, auf der man sich 55 Minuten lang an Gustav Mahlers sinfonischem Erstling erfreuen kann. Die Entscheidung, mit den Bamberger Symphonikern wieder eine Mahler-Sinfonie einzuspielen, sorgt insofern für eine angenehme Überraschung, als Notts letzter Wurf mit der Fünften in cis-Moll nun beinahe vier Jahre zurückliegt.
Gleich die Eröffnung des 1889 in Budapest uraufgeführten Viersätzers weiß dank der nahezu idealen Transparenz des Klangbildes zu erzeugen: Das Ohr des Hörenden hat die freie Entscheidung, in welche Schicht des unbewegten Streicherklanges es, von den Kontrabässen bis zum höchsten a der Flageolets der Violinen, hinein hören möchte. Wenn dann nach und nach die Holzbläser einsetzen, Trompeten aus der Ferne sich hören lassen und man Vogelstimmenimitate vernimmt, wird bereits deutlich, dass Nott über ein Mahler-adäquates interpretatorisches Konzept verfügt, das die Bamberger Symphoniker überzeugend umzusetzen verstehen. Mit viel Klangfarbensinn und dem Bewusstsein für den ´Als-ob´-Charakter dieser Musik gelingt hier eine überaus schlüssige Inszenierung von Mahlers D-Dur Sinfonie. Ob es sich um den ´Bruder Jakob´ spielenden fahlen Wirtshauskontrabass zu Beginn des dritten Satzes handelt, um die bald darauf folgende Blaskapelle oder um die im zweiten Satz Tanzrhythmen stampfenden tiefen Streicher, über denen die Violinen sich in schwungvollen Jauchzerfiguren auslassen, die hier zu hörende orchestrale Spielfreude wirkt stets mitreißend.
Wie sorgfältig und zielbewusst der 1963 Geborene sämtliche in der Partitur verborgenen Details herausarbeitet, merkt man nicht zuletzt an der feinstufigen Behandlung der Steigerungskomplexe im Finale, die sich in spannungsvoller Entwicklung vom Pianissimo in den Streichern und Holzbläsern bis zu den im Fortissimo durchbrechenden Trompeten- und Hörnerfanfaren erstrecken. Als ebenso durchdacht erweist sich die Wahl der Tempi. So gestaltet Nott im ersten Satz den Verlauf zu Beginn, wie von Mahler vorgeschrieben, ´Schleppend´, was als Tempoanweisung zunächst vielleicht seltsam anmutet, für diesen Einleitungsteil aber hinsichtlich der musikalischen Dramaturgie sehr sinnvoll erscheint.
Den hervorragenden Gesamteindruck, den diese SACD hinterlässt, ergänzt ein schön gestaltetes Booklet, in dem sich ein sowohl ausführlicher als auch informativer Einführungstext befindet.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Mahler, Gustav: Sinfonie Nr. 1 D-Dur |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: |
Tudor 1 03.04.2008 55:25 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
SACD
7619911071479 C7147 |
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