
The golden age of light music - Childhood memories Vol. 2
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit...
Label/Verlag: Guild
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Eine CD mit britischen ‚Light Classics’, in vorbildlich restaurierten Aufnahmen von 1931 bis 1957. Es werden Erinnerungen an eine untergegangene Ära geweckt, mit Miniaturen, die durch melodischen Einfallsreichtum und brillante Orchestration bestechen.
Im Booklet von ‚Childhood Memories: Volume 1’ war zu lesen: ‚Die sorgenfreie Kinderzeit bietet seit Jahrhunderten Schriftstellern und Komponisten Inspiration, oft, indem sie glückliche Erinnerungen weckt, die weit weg scheinen von den Realitäten des Alltagslebens. Manchmal braucht jeder von uns eine Pause von der Wirklichkeit, eine Flucht in einer Welt, wo es keine Probleme gibt. Wir hoffen, dass die Musik dieser Kompilation genau solch eine willkommene Flucht ermöglicht.’
Offensichtlich war die Nachfrage nach kurzen Light Classic-Stücken, die man in den 1950er Jahren in England im BBC-Radio und Fernsehen in Kinder- bzw. Jugendprogrammen hören konnte, groß. Denn die Firma Guild Light Music bringt nun schon ‚Volume 2’ heraus: 27 wunderbar unkomplizierte, melodisch eingängige, charmante Orchesterstücke von meist drei bis vier Minuten Dauer, die zeigen, dass die Briten einen ideologisch unkomplizierteren Umgang mit Unterhaltung haben als Deutsche und weniger Probleme mit ‚Leichter Klassik’, die – wie man hier hört – gar nicht billig sein muss. Vielmehr macht sie Spaß und ist (in allen Fällen!) brillant orchestriert und schwungvoll dirigiert von Männern wie Robert Farnon, Barnabas von Geczy, Dolf van der Linden oder Hans May, aufgenommen zwischen 1931 (‚A Fairy Ballet’) und 1957 (‚Pinocchio March’).
Dass sich hinter dieser so sorgenfreien Musik teils dramatische Exilschicksale verbergen, etwa im Fall von Barnabas von Geczy, merkt man keiner der Kompositionen/Aufnahmen an. Sie versetzen den Hören in eine Gute-Laune-Stimmung, der eine Prise Melancholie und Nostalgie beigemischt ist. Und unwiderstehliche Mischung, für mich zumindest. (Und ich habe in den Fünfziger Jahren noch nicht gelebt, um diese BBC-Sendungen gesehen zu haben. Trotzdem...)
Es ist schade, dass in Deutschland – als Erbe des Nationalsozialismus und seiner Vergewaltigung gerade der Unterhaltungsmusik – das Leichte Klassik-Repertoire nicht auf vergleichbar vorbildliche Weise gepflegt wird, wie es die Briten mit diesem 2. Teil von ‚Childhood Memories’ tun. Eine vorbildliche Edition, mit äußerst informativen Ausführungen im Booklet zu jeder Einzelnummer, ihrem Dirigenten und Komponisten. Mein persönlicher Favorit ist die knallige ‚Popgun Patrol’ von Frank Perkins – oder doch lieber der sprudelnde ‚Dance of the Pirate’ (mit genialem Einsatz der Harfe und der Blechbläser unter rauschenden, vielfach geteilten Streichern)? Aber Achtung: Für eingefleischte E-Musikverfechter mit unumstößlichem intellektuellen Anspruch an die hehre Kunst ist diese CD nicht geeignet!
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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The golden age of light music: Childhood memories Vol. 2 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Guild 1 18.07.2008 |
Medium:
EAN: |
CD
795754514421 |
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Guild Guild entstand in den frühen Achtzigerjahren auf Initiative des berühmten englischen Chorleiters Barry Rose, der den St Paul's Cathedral Choir in London leitete. Der Name hat nichts mit der nahe gelegenen Londoner Guild Hall zu tun, sondern kommt von Barry Roses erstem Chor, dem Guildford Cathedral Choir. Das frühere Logo (ein grosses G) entstand indem Barry Rose kurzerhand eine Teetasse umstülpte und mit einem Bleistift ihrem Rand bis zum Henkel entlang fuhr. Seit 2002 hat die Firma als Guild GmbH ihren Sitz in der Schweiz, in Ramsen bei Stein am Rhein. Mehr Info... |
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