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Sonntag, 24. September 2023

amarcord singen - Werke von Poulenc, Rossini u.a

Neues Repertoire


Label/Verlag: Raumklang
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Das Ensemble ‚amarcord’ mit einem französischen Album: Feine Musik in wunderbarer Interpretation und bester klanglicher Umsetzung.

Mit seinen letzten Veröffentlichungen hat sich das erfolgreiche Leipziger Vokalensemble ‚amarcord’ immer deutlicher in der ersten Reihe der ambitionierten Formationen etabliert. Eine Tugend trat dabei neben anderen deutlich hervor: Die Fähigkeit, sich immer wieder neues Repertoire zu erschließen. Diesen Weg der musikalisch-stilistischen Vielfalt geht das Ensemble weiter und legt nun eine Platte mit französischer Vokalmusik vor.

Gleichsam ‚nebenbei’ spielen die sechs Vokalisten dabei das komplette Werk ein, das Francis Poulenc (1899-1963) für Männerstimmen geschrieben hat. Der Bogen wird jedoch musikhistorisch von zwei Vertretern des 19. Jahrhunderts eröffnet: Gioacchino Rossini (1792-1868) ist mit zwei Stücken aus dem weniger bekannten Alterswerk vertreten. Das ist expressive Musik, die auch harmonische Reize hat und dem Ensemble erhebliche Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet. Auch die beiden Werke aus der Feder von Camille Saint-Saëns (1835-1921) sind noch deutlich der klassisch-romantischen Tradition verbunden, bilden aber mit ihrer beweglichen Frische einen temperamentvollen Gegenpol zu den Arbeiten Poulencs. Dessen delikate, von charakteristischen Dissonanzen ebenso wie von archaischen Elementen geprägten, häufig eng gesetzte Harmonien sind Chance und Herausforderung zugleich: Sie fordern ausgezeichnetes Hören und eine sehr stabile Intonation – mit beidem kann ‚amarcord’ aufwarten.

Ergänzt wird das überschaubare, fein austarierte Programm durch eine Komposition von Darius Milhaud (1892-1974) und einen gewichtigen Zyklus des in Deutschland weitgehend unbekannten Komponisten Jean Cras (1879-1932), der neben und nach einer erfolgreichen Karriere als Marinesoldat, die er als Admiral beendete, ein ambitionierter und feinsinniger Komponist war. Das zeigen die charakteristischen, harmonisch anspruchsvollen, zerbrechlichen Stimmungsbilder der 1925 entstandenen Sätze aus ‚Dans la montagne’.

Reifeprozess

 

‚Amarcord’ hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zum Allround-Vokalensemble entwickelt, das durch seine programmatische Neugier auf sehr hohem Niveau vorangetrieben wird. Nach einer wirklich gelungenen Platte mit Musik von Pierre de la Rue und einer Veröffentlichung mit europäischen Madrigalen zeigt auch das vorliegende französische Album die Qualitäten des Ensembles: Ein leichter, freier, technisch sehr gut fundierter Klang erlaubt eine extrem stabile Intonation. In allen Lagen wird ohne Druck musiziert. Die sechs Vokalisten fühlen sich sichtlich wohl in der delikaten Harmonik der französischen Musik, artikulieren geschmeidig, gehen aber auch sehr offensiv in die klanglich große Geste. Insgesamt scheint es, als seien noch mehr changierende Farben hinzugekommen, als sei das Musizieren im Ensemble insgesamt noch stabiler und reifer geworden.

Kongenial bildet die klangliche Umsetzung die Stärken des Ensembles ab, Klarheit und Tiefenstruktur lassen nichts zu wünschen übrig. Und auch der einleitende Text im Booklet ist wie immer zweierlei: Kundig und launig – diese Mischung wird mehr und mehr zu einem Markenzeichen der Produktionen. Das Programm wird mit all seinen Stärken angenommen und gedeutet: Harmonik, Expressivität, dynamische Raffinesse kommen voll zur Geltung. Eine weitere beachtliche Platte eines potenten Ensembles.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:






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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    amarcord singen: Werke von Poulenc, Rossini u.a

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Raumklang
1
11.04.2008
Medium:
EAN:

CD
4039731101072


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Raumklang

Das Label RAUMKLANG wurde 1993 von Sebastian Pank in Leipzig gegründet. Nach wie vor steht der Name Raumklang für ein authentisches Klangerlebnis. Die Aufnahmen entstehen überwiegend mit nur einem Stereo-Kugelflächen-Mikrophon (One-Point-Recording).
Den Schwerpunkt aller RAUMKLANG-Veröffentlichungen bildet die Alte Musik. In jüngster Zeit ergänzt neben experimenteller/zeitgenössischer Musik eine Reihe mit Weltmusik das RAUMKLANG-Programm. Für seine aufwendig produzierten und anspruchsvoll gestalteten CDs mit ausführlichem Begleitheft erhielt RAUMKLANG bereits zahlreiche begehrte Auszeichnungen, darunter "Grand Prix de l'Académie Charles Cros" und den "Diapason 5".
Seit 1998 liegt der Hauptsitz des Labels auf Schloss Goseck in Sachsen Anhalt, auf dem sich in den letzten Jahren das "Europäsiche Musik- und Kulturzentrum" sowie ein Zentrum für Archäologie (7000 Jahre altes Sonnenobservatorium) etabliert haben. Nicht zuletzt aus dieser Verknüpfung ergeben sich zahlreiche Kontakte zu renommierten Künstlern der Alten Musik im In- und Ausland.
Seit 2003 veröffentlicht RAUMKLANG verschiedene Editionen. Jede Edition wird von einem anderen Produzenten herausgegeben und erweitert damit die Vielfalt des Labelrepertoires. So erscheint neben edition raumklang von Sebastian Pank (Schloss Goseck) die marc aurel edition in Köln, gegründet von Aurelius Donath. Aus der Zusammenarbeit mit der berühmten Schola Cantorum Basiliensis (SCB) in Basel hat sich die schola cantorum basiliensis edition ergeben. In dieser Reihe stellt der Produzent Thomas Drescher (stellv. Direktor der SCB) viel versprechende Absolventen aus Basel vor. 2005 entstand aus den engen Kontakten zur Musikstadt Leipzig eine weitere neue Edition: Unter dem Namen edition apollon veröffentlicht nun das international bekannte Vokalesemble "amarcord" seine CDs.


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