
amarcord singen - Werke von Poulenc, Rossini u.a
Neues Repertoire
Label/Verlag: Raumklang
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Ensemble ‚amarcord’ mit einem französischen Album: Feine Musik in wunderbarer Interpretation und bester klanglicher Umsetzung.
Mit seinen letzten Veröffentlichungen hat sich das erfolgreiche Leipziger Vokalensemble ‚amarcord’ immer deutlicher in der ersten Reihe der ambitionierten Formationen etabliert. Eine Tugend trat dabei neben anderen deutlich hervor: Die Fähigkeit, sich immer wieder neues Repertoire zu erschließen. Diesen Weg der musikalisch-stilistischen Vielfalt geht das Ensemble weiter und legt nun eine Platte mit französischer Vokalmusik vor.
Gleichsam ‚nebenbei’ spielen die sechs Vokalisten dabei das komplette Werk ein, das Francis Poulenc (1899-1963) für Männerstimmen geschrieben hat. Der Bogen wird jedoch musikhistorisch von zwei Vertretern des 19. Jahrhunderts eröffnet: Gioacchino Rossini (1792-1868) ist mit zwei Stücken aus dem weniger bekannten Alterswerk vertreten. Das ist expressive Musik, die auch harmonische Reize hat und dem Ensemble erhebliche Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet. Auch die beiden Werke aus der Feder von Camille Saint-Saëns (1835-1921) sind noch deutlich der klassisch-romantischen Tradition verbunden, bilden aber mit ihrer beweglichen Frische einen temperamentvollen Gegenpol zu den Arbeiten Poulencs. Dessen delikate, von charakteristischen Dissonanzen ebenso wie von archaischen Elementen geprägten, häufig eng gesetzte Harmonien sind Chance und Herausforderung zugleich: Sie fordern ausgezeichnetes Hören und eine sehr stabile Intonation – mit beidem kann ‚amarcord’ aufwarten.
Ergänzt wird das überschaubare, fein austarierte Programm durch eine Komposition von Darius Milhaud (1892-1974) und einen gewichtigen Zyklus des in Deutschland weitgehend unbekannten Komponisten Jean Cras (1879-1932), der neben und nach einer erfolgreichen Karriere als Marinesoldat, die er als Admiral beendete, ein ambitionierter und feinsinniger Komponist war. Das zeigen die charakteristischen, harmonisch anspruchsvollen, zerbrechlichen Stimmungsbilder der 1925 entstandenen Sätze aus ‚Dans la montagne’.
Reifeprozess
‚Amarcord’ hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zum Allround-Vokalensemble entwickelt, das durch seine programmatische Neugier auf sehr hohem Niveau vorangetrieben wird. Nach einer wirklich gelungenen Platte mit Musik von Pierre de la Rue und einer Veröffentlichung mit europäischen Madrigalen zeigt auch das vorliegende französische Album die Qualitäten des Ensembles: Ein leichter, freier, technisch sehr gut fundierter Klang erlaubt eine extrem stabile Intonation. In allen Lagen wird ohne Druck musiziert. Die sechs Vokalisten fühlen sich sichtlich wohl in der delikaten Harmonik der französischen Musik, artikulieren geschmeidig, gehen aber auch sehr offensiv in die klanglich große Geste. Insgesamt scheint es, als seien noch mehr changierende Farben hinzugekommen, als sei das Musizieren im Ensemble insgesamt noch stabiler und reifer geworden.
Kongenial bildet die klangliche Umsetzung die Stärken des Ensembles ab, Klarheit und Tiefenstruktur lassen nichts zu wünschen übrig. Und auch der einleitende Text im Booklet ist wie immer zweierlei: Kundig und launig – diese Mischung wird mehr und mehr zu einem Markenzeichen der Produktionen. Das Programm wird mit all seinen Stärken angenommen und gedeutet: Harmonik, Expressivität, dynamische Raffinesse kommen voll zur Geltung. Eine weitere beachtliche Platte eines potenten Ensembles.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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amarcord singen: Werke von Poulenc, Rossini u.a |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Raumklang 1 11.04.2008 |
Medium:
EAN: |
CD
4039731101072 |
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Raumklang Das Label RAUMKLANG wurde 1993 von Sebastian Pank in Leipzig gegründet. Nach wie vor steht der Name Raumklang für ein authentisches Klangerlebnis. Die Aufnahmen entstehen überwiegend mit nur einem Stereo-Kugelflächen-Mikrophon (One-Point-Recording).
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