
Triagonale 2007. Festival der alten Musik - Werke von Machaut, Telemann, Mancini u.a
Arbeitsnachweis
Label/Verlag: Raumklang
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Nachlese der ‚Trigonale 2007’: Ein diskographisch nicht sehr geglückter Versuch, der den hochklassigen Interpreten nicht gerecht wird.
Wenn man sich die Liste der Interpreten anschaut, die ihre künstlerische Visitenkarte auf der vorliegenden Doppel-CD abgeben, kann man sich kaum vorstellen, nach dem Hören etwas ratlos und enttäuscht zurückzubleiben. Und doch ist es so.
Aber woran liegt es, dass diese Sammlung mit Konzertausschnitten vom Kärntner Festival der Alten Musik ‚Trigonale’ des Jahres 2007 – so benannt nach dem geographischen Dreieck, das die Aufführungsorte St. Veit/Glan, Maria Saal und St. Georgen/Längsee bilden – keinen nachhaltigen Eindruck hinterlässt? An den vertretenen Ensembles mit Sicherheit nicht: Das sind das Hilliard Ensemble, il Giardino Armonico, La Fenice, das Harmony of Nations Baroque Orchestra unter seinem famosen Leiter Riccardo Minasi, das Ensemble Unicorn, Concerto Amarilli sowie die erfahrene Cembalistin und Pianistin Christine Schornsheim.
Von allen ist der Hörer qualitativ hochwertige Produktionen gewohnt. Auf zwei Platten werden nun sieben Ausschnitte aus den Konzerten des Jahres 2007 präsentiert. Worin ein erster erklärender Ansatz liegt: Das, was dem CD-Hörer zu Ohren kommt – und nur darum geht es bei der Betrachtung der Produktion – ist programmatisch zwangsläufig extrem heterogen. Das Spektrum reicht von Guillaume de Machaut und filigraner Musik vom Hof von Zypern am Beginn des 14. Jahrhunderts über Meister des italienischen Frühbarock bis zu Georg Philipp Telemann, Wilhelm Friedemann Bach, Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart. Um Missverständnissen vorzubeugen: Das alles hat seinen Reiz, wird mit Expertise, sicherem Gespür und in überwiegend überzeugender Qualität geboten. Es kann sich im gegebenen Zusammenhang aber weder inhaltlich noch ästhetisch entfalten.
Zudem liegt in der notwendigen Kürze der gewählten Ausschnitte – alle bewegen sich etwa um das Maß einer Viertelstunde – begründet, dass die innere Dramaturgie, die den feinen Programmen ganz sicher zu Grunde gelegen hat, sich nicht entfalten kann. Und die verschiedenen Aufführungsorte erschweren die Entstehung eines gemeinsamen Klangideals – auch Räume sind klingende Instrumente. Und so differieren Klarheit, Plastizität und Tiefenstruktur der aufgenommenen Musik im Ergebnis doch deutlich.
Ein Wort zum Booklet: Es gibt keins. Auch wenn die Programmfolge auf dem Cover abgedruckt ist, bleibt das doch ein erhebliches Ärgernis, lässt an der Ernsthaftigkeit des Vorhabens zweifeln und schmälert auch den dokumentarischen Wert erheblich.
Für das Jahr 2008 sind unter anderem Konzerte mit L’Arpeggiata, dem Clemencic Consort, Concerto Soave und der Lauttencompagney geplant: Vielleicht wäre es für die Dokumentation dieser vermutlich wiederum interessanten Programme sinnvoll, sich für die Veröffentlichung auf einzelne Konzerte zu konzentrieren. Damit wäre auch den ambitionierten und diskographisch üppig im Markt vertretenen Ensembles mehr gedient – sonst bleibt es vor allem Arbeitsnachweis und interessantes Souvenir für die Besucher der Konzerte.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Triagonale 2007. Festival der alten Musik: Werke von Machaut, Telemann, Mancini u.a |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Raumklang 2 11.04.2008 |
Medium:
EAN: |
CD
4018767027051 |
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Raumklang Das Label RAUMKLANG wurde 1993 von Sebastian Pank in Leipzig gegründet. Nach wie vor steht der Name Raumklang für ein authentisches Klangerlebnis. Die Aufnahmen entstehen überwiegend mit nur einem Stereo-Kugelflächen-Mikrophon (One-Point-Recording).
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