> > > The King´s Singers singen: Werke von Morales, Melgas u.a
Freitag, 1. Dezember 2023

The King´s Singers singen - Werke von Morales, Melgas u.a

Ausdrucksstarke Generalisten


Label/Verlag: signum classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Die King’s Singers in der iberischen Renaissance: Gelungene Interpretation gewichtiger Stücke als Plädoyer für das Potenzial der Generalisten.

Ein breites und stilistisch vielfältiges Repertoire bietet viele Chancen: Mit offenem Blick kann ein einzelner Künstler oder ein Ensemble nach Neuem Ausschau halten, schon bekanntes neu bewerten oder auch Riskantes ausprobieren. Natürlich, es gibt auch Risiken: Wer eine breite Palette bedient, wird von den echten Spezialisten vielleicht nicht ernst genommen, dringt mit seiner Deutung aber vielleicht auch tatsächlich nicht zum Kern der Musik vor.

Die King’s Singers überschreiten seit vierzig Jahren mit großer Nonchalance ebendiese Grenzen im Repertoire und haben schon oft gezeigt, dass sie vielen Sätteln gerecht werden, ohne im eigentlichen Sinn Spezialisten für eine bestimmte Epoche zu werden. Aber auch Generalisten haben etwas zu sagen, und oft ist das Ergebnis musikalisch überzeugend. In den vergangenen Jahren hat sich die britische Formation beim Label ‚Signum Classics’ mit programmatisch ambitionierten Platten hervorgetan und so nochmals interpretatorisches Gewicht hinzugewonnen. Für eine sechsstimmige Besetzung beinahe zwangsläufig setzen sich die Vokalisten nun mit einigen Stücken des ‚Siglo de Oro’, des Goldenen Zeitalters der iberischen Vokalmusik auseinander.

Gewichtiges

 

Es sind dies ausnahmslos Werke von kompositorischem Gewicht. Das Programm folgt einer geschickten Dramaturgie und wird mit dem schlichten ‚Crux fidelis’ des Königs Johann IV. von Portugal eingeleitet, bevor als inhaltlicher Startpunkt das Kyrie aus der ‚Missa Mille Regretz’ des Vaters des Goldenen Zeitalters, Cristóbal de Morales, erklingt. Danach folgen Arbeiten von Tomás Luis de Victoria, Diogo Dias Melgas, Sebastián de Vivanco, Juan Gutiérrez de Padilla und Alonso Lobo, die sämtlich der Sphäre des Klagens und der Trauer zuzuordnen sind. Mehrfach erklingen Vertonungen des tieftraurigen, in der spanischen und portugiesischen Vokalpolyphonie besonders populären Texts ‚Versa est in luctum’ aus dem Buch Hiob.

Stilsichere Generalisten

 

Und die King’s Singers fühlen sich in dieser Sphäre deutlich zu Hause. Mit entspannten Tempi, einer feinen dynamischen Staffelung mit schönen organischen Entwicklungen intonieren sie atemberaubend sicher. Optimal gestaltete Phrasen vermitteln den Eindruck, die sechs Sänger beschäftigten sich ausschließlich mit der Vokalpolyphonie der Renaissance. Und das ist vielleicht der interessanteste Aspekt: Dass das Ensemble so deutlich kompetent an diese Musik herantritt, sämtliche interpretatorischen Entscheidungen so geglückt scheinen. Das alles wird in einem klaren, warmen und geradezu luxuriösen Klangbild realisiert, das zudem im Vergleich zu früheren Aufnahmen noch gelungener auf den Ensembleklang orientiert zu sein scheint.

Natürlich: Die Vokalisten haben sich für das Programm nur echte Filetstücke herausgepickt. Vielleicht wäre es interpretatorisch ‚anstrengender’ und interessanter, wenn sie beispielsweise eine komplette Messe eingesungen hätten. Aber das können die Generalisten mit einiger Leichtigkeit getrost den Spezialisten überlassen. Zumal dann, wenn die eigene Einspielung so geschlossen und interpretatorisch geglückt ist, wie im vorliegenden Fall.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    The King´s Singers singen: Werke von Morales, Melgas u.a

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
signum classics
1
01.04.2008
Medium:
EAN:

CD
635212011928


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signum classics

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