
Vivaldi, Antonio - Triosonaten op. 1 Nr. 1-12
Der Anfang
Label/Verlag: Glossa
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Schlüssige Interpretation von Vivaldis Opus 1: Enrico Gatti und das Ensemble Aurora mit dem kompletten Erstlingswerk des großen Venezianers.
Für jeden Komponisten ist das erste veröffentlichte Werk etwas Besonderes – man präsentiert sich der Öffentlichkeit, der wohlwollenden ebenso wie der missgünstigen, man riskiert erstmals nachprüfbar Erfolg und Misserfolg, nimmt erstmals enge Verbindung zum potenziellen Publikum auf und macht den ersten Schritt – zum Erfolg oder ins Vergessen. Auch dem jungen Antonio Vivaldi blieb dieser Moment nicht erspart, er wagte ihn entweder 1705 oder 1703 – die erste Zahl ist belegt, die zweite zu vermuten – und legte eine Sammlung von zwölf Sonaten für zwei Violinen und Bassinstrument vor.
Auch wenn dieses Opus 1 in seiner Gesamtheit deutlich von der Rezeption der späteren Werke überlagert wird, bietet es manch interessanten Blick auf den Anfang des Vivaldischen Komponierens: Schon hier zeigt sich die reiche melodische Invention bei formaler Konzentration. Der junge Vivaldi lotet die Möglichkeiten der Besetzung aus, deutet auch die späteren Stärken in den raschen und langsamen Sätzen an. Im Opus 1 dominieren knappe Sätze, die von den zu Grunde liegenden tänzerischen Modellen bestimmt werden. Die Wechsel und Abfolgen der Sätze sind zwingend gestaltet, variable musikalische Charaktere werden ausgeformt. Man kann sagen, der junge und gleichwohl schon von seinen Qualitäten überzeugte Komponist deutet seine Möglichkeiten an – Manches, das später klarer ausformuliert wird, ist schon deutlich wahrnehmbar. Zudem ist die Sammlung von hohen spieltechnischen Anforderungen geprägt.
Hohes Niveau
Gesamtaufnahmen des Opus 1 sind in der Gegenwart nicht sehr häufig. Umso erfreulicher ist es, von Enrico Gatti und dem kleinen Ensemble Aurora eine vorzügliche Interpretation geboten zu bekommen. Die Instrumentalisten agieren mit viel Temperament, bewegen sich sämtlich auf einer technisch starken Basis, gestalten expressiv, aber nie auf vordergründigen Glanz abzielend, lassen speziell bei den Sonaten in entlegeneren Tonarten auch rauere Töne zu, bewältigen die teils erheblichen technischen Herausforderungen mit selbstverständlicher Virtuosität und zeigen in etlichen Einzelsätzen ihr großes gestalterisches Potenzial – kulminierend in der Sonate Nr. 12 ‚Follia’, die als virtuoses Feuerwerk im Vergleich zu ihren weniger spektakulären Schwesterwerken häufig aufgeführt und eingespielt wird.
Umgesetzt ist das in einem klar disponierten Klangbild, das Wärme ausstrahlt und auch das vergleichsweise stark besetzte Continuo nicht überrepräsentiert. Gatti und seine Mitstreiter überlasten die Sätze nicht, sie wollen nicht den späten Vivaldi vorwegnehmen, sondern allenfalls das andeuten, was vom bekannten Meister der Konzerte im Opus 1 schon angelegt ist. Das gesamte Opus als durchaus gewichtigen Auftakt einer großen Karriere aufzufassen, erweist sich als tragfähige interpretatorische Entscheidung.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Vivaldi, Antonio: Triosonaten op. 1 Nr. 1-12 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Glossa 2 01.02.2008 |
Medium:
EAN: |
CD
8424562012035 |
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Glossa Spaniens renommiertestes Klassiklabel wurde 1992 von Carlos Céster und den Brüdern José Miguel und Emilio Moreno gegründet. Sein "Hauptquartier" hat es in San Lorenzo del Escorial in den Bergen nahe Madrid. Zahlreiche herausragende Künstler und Ensembles aus dem Bereich der Alten Musik (z.B. Frans Brüggen und das Orchestra of the 18th Century, La Venexiana, Paolo Pandolfo, Hervé Niquet und sein Concert Spirituel u.v.a.) finden sich im Katalog des Labels. Doch machte GLOSSA von Anfang an auch wegen der innovativen Gestaltung und Produktionsverfahren von sich reden. Zu nennen wären hier die Einführung des Digipacks auf dem Klassikmarkt und dessen konsequente Verwendung, der Einsatz von Multimedia Tracks oder die Platinum-Serie mit ihrem avantgardistischen Design. Innerhalb der vergangenen knapp zwei Jahrzehnte konnte GLOSSA so zu einem der interessantesten Klassiklabels auf dem Markt avancieren. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt auch dem Spiritus rector und Gesicht des Labels, Carlos Céster. Mehr Info... |
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