> > > Saint-Saens, Camille: Morceau de Concert op. 94
Samstag, 2. Dezember 2023

Saint-Saens, Camille - Morceau de Concert op. 94

Wunderhorn


Label/Verlag: ARS Produktion
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Ulrich Hübner stellt hier auf historischen Instrumenten wunderschöne französische Hornmusik des 19. Jahrhunderts vor. Eine einmalig schöne Gelegenheit, diese Stücke kennen zu lernen.

Die neueste Einspielung des Ensembles Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens stellt einen Solisten in den Vordergrund, der für diese Aufnahme mit einem Lorbeerkranz ausgezeichnet werden dürfte: den Hornisten Ulrich Hübner. Denn neben der lehrreichen Erfahrung, dass instrumententechnischer Fortschritt nicht ausschließlich Vorzüge mit sich bringt, hat die bei Ars Produktion erschienene, klangtechnisch sehr hochwertige Aufnahme ein Füllhorn voll von wunderschönen Preziosen zu bieten: französische Hornmusik.

Wie der Solist in dem von ihm verfassten, kenntnisreichen, aber nicht fachsimpelnden Booklettext deutlich macht, wurde die Erfindung des Ventilhorns nicht unbedingt mit Jubelgeschrei begrüßt. Denn was auf der einen Seite gewann (voll chromatische Skalen auch in den unteren Lagen und ein gleichmäßigeres Timbre), wurde auf der anderen verloren (spezifischer Klang der gestopften Töne, und nicht nur dieser). So wollten Komponisten – und nicht gerade wenige – auf die Klangeigenschaften des Naturhorn zurückgreifen, als längst das Ventilhorn erfunden war. Und auch in der instrumentalen Ausbildung schlug sich die (segensreiche!) Unausrottbarkeit des Naturhorns nieder.

Lyrische Stücke voller Farben und weicher Kantilenen

 

Der Hornvirtuose Ulrich Hübner, Spezialist für das im Zuge Alter Musik und historischer Aufführungspraktiken wieder etablierten Naturhorns, stellt auf dieser randvoll gepackten SACD Werke für Horn und Orchester französischer Provenienz vor. Und wie man schon erwarten könnte, wenn man von französischer Musik spricht: Der Farbwelt ist hier kein Ende, selbst auf dem engen Raum kurzer Charakterstücke finden sich jede Menge feiner Schattierungen, die von dem Orchester Akademie Köln unter der Leitung von Michael Alexander Willens sorgsam poliert werden, ohne der Versuchung zu verfallen, Hochglanz zu produzieren. Im Gegenteil, die erste Hälfte der Einspielung klingt stellenweise fast klassizistisch geformt und vergleichsweise trocken in der Instrumentierung. Erst mit den beiden Nocturnes von Aymé Kuns bzw. von Paul Jeanjean erhalten kaleidoskopische Farbwelten Einzug, die in dem titelgebenden ‘Chant d’Automne’ von Robert Guillemyn und dem ‘Larghetto’ von Emmanuel Chabrier ihren Höhepunkt erreichen.

In all diesen wunderschönen, mal durchwegs lyrisch-kantablen, mal mit Kontrasten gespickten Stücken kann Ulrich Hübner von seiner Virtuosität im Umgang mit dem Naturhorn wie dem Ventilhorn für sich einnehmen. Die zarten Kantilenen wirken ganz natürlich, gerundet in ihrer Phrasierung und mit treffsicherem Geschmack kleine Timbreunterschiede. Das ist technisch auf höchstem Niveau angesiedelt, aber viel wichtiger noch: musikalisch äußerst intelligent, feinfühlig, und umsichtig im Zusammenspiel mit dem Orchester umgesetzt – meisterlich in jeder Hinsicht.

Zauberhorn

 

Ulrich Hübner zaubert hier Stücke hervor, die es wert sind, nicht nur Hornspezialisten zugänglich zu sein, sondern einem breiteren Publikum; was dieser Einspielung nur zu wünschen ist! Auch wenn es historisch fraglich scheint, ob die sparsame Streicherbesetzung der Kölner Akademie den Werken von Jeanjean, Guillemyn, Strong oder Massenet angemessen ist. Vielleicht hätte man die Besetzungsstärken des Orchesters enger an den individuellen historischen Gegebenheiten orientieren können – mit dem Ergebnis höherer Flexibilität bzw. Abwechslung.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Saint-Saens, Camille: Morceau de Concert op. 94

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
ARS Produktion
1
01.05.2008
Medium:
EAN:

SACD
4260052380277


Cover vergössern

Blanc, Adolphe
 - Romance op. 43 -
Blanter, Matvei
Chabrier, Alexis Emanuel
 - Larghetto -
Dubois, Theodore
 - Cavatine -
Guillemyn, Robert
 - Chant d´Automne -
Jeanjean, Paul
 - Nocturne -
 - Romance -
Kunc, Ayme
 - Nocturne -
Massenet, Jules
 - La Mer, Melodie de Franz Schubert -
Pessard, Emile
 - Dans la Foret op. 130 -
Radoux, Jean-Toissaint
 - Meditation -
Saint-Saens, Camille
 - Morceau de Concert op. 94 -
 - Romance op. 36 -
 - Romance op. 67 -
Strong, George Templeton
 - Hallali -


Cover vergössern

Dirigent(en):Willens, Michael Alexander
Orchester/Ensemble:Kölner Akademie
Interpret(en):Hübner, Eckart


Cover vergössern

ARS Produktion

Das exquisite Klassiklabel ARS Produktion wurde 1987 von Annette Schumacher mit dem Ziel gegründet, jungen, aufstrebenden Künstlern und interessanten Programmen gleichermaßen eine individuelle musikalische Heimat und entsprechende Marktchancen, u.a. durch internationalen Vertrieb und Vermarktung zu geben. Die bei Paul Meisen ausgebildete Konzertflötistin hat sich damit nach langer aktiver Musikerlaufbahn einen geschäftlichen Traum erfüllt.
Für die hervorragende Aufnahmequalität der zahlreichen ARS Produktionen ist Manfred Schumacher, Tonmeister und Aufnahmeleiter, verantwortlich.
Spezifisch für das Label und die Haltung seiner Macher/in: stets wird u.a. den klanglichen Erfordernissen der jeweiligen Werke, Musikepochen und Instrumente in größtmöglicher Weise Rechnung getragen sowie im Übrigen die neueste, beste Technik eingesetzt.
Annette und Manfred Schumacher sind ?Überzeugungstäter?. Zwei Individualisten, die Kunst, Kommerz und Können geschickt vereinbaren.
?Die SACD - Super Audio CD kombiniert die Präzision der digitalen Reproduktion mit der Wärme des analogen Klanges. Das hat uns überzeugt.?


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...

Titel bei JPC kaufen


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag ARS Produktion:

  • Zur Kritik... Ausladend paraphrasiert: Vier Pianisten in perfekter Harmonie. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Ein neuer Weg?: Gabiz Reichelt legt interessante Darbietungen von Klaviersonaten Haydns, Beethovens und Prokofievs vor. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
  • Zur Kritik... Präsenz der Violine: Bei vielen dieser Werke für Violine und Klavier gerät das Hammerklavier etwas ins Hintertreffen. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
blättern

Alle Kritiken von ARS Produktion...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Tobias Pfleger:

  • Zur Kritik... Tiefe persönliche Betroffenheit: Das Atos Trio nimmt mit einer glühend intensiven Aufnahme zweier tschechischer Klaviertrio-Meisterwerke für sich ein. Weiter...
    (Dr. Tobias Pfleger, )
  • Zur Kritik... Durchdringung: Das Wiener Klaviertrio eröffnete mit gewohnter Klasse eine neue Reihe der Brahms-Klaviertrios. Weiter...
    (Dr. Tobias Pfleger, )
  • Zur Kritik... Geist der Vergangenheit: Masaaki Suzuki nähert sich Strawinskys Neoklassizismus im Geist der Alten Musik. Weiter...
    (Dr. Tobias Pfleger, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Tobias Pfleger...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

  • Zur Kritik... Gediegen: Philippe Herreweghes gelegentliche Erkundungen im Reich der Bach-Kantate gefallen. Sie sind auf eine – im Sinne der Erkenntnisse historisch informierter Praxis – klassische Weise gediegen. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Ausladend paraphrasiert: Vier Pianisten in perfekter Harmonie. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Elisabethanische Virginalmusik: Pieter-Jan Belder legt eine grandiose Gesamteinspielung des 'My Ladye Nevells Booke' beim Label Brilliant Classics vor. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

NOTE 1 - Mitteilungen (4/2023) herunterladen (4868 KByte)

Anzeige

Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.

"Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht."
Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich