> > > Buxtehude, Dietrich: Sonatas Op. 2
Samstag, 23. September 2023

Buxtehude, Dietrich - Sonatas Op. 2

Empfehlenswerte Sonatenkunst


Label/Verlag: Arts music
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Das Ensemble L’Estravagante überzeugt mit Dieterich Buxtehudes Sonatensammlung op. 2 und setzt damit seine jüngst begonnene Einspielung der Kammermusik fort.

Kaum ist die Aufnahme von Dieterich Buxtehudes Sonaten op. 1 durch das Ensemble L’Estravagante mit Stefano Motanari (Violine), Rodney Prada (Viola da gamba) und Maurizio Salerno (Cembalo) auf dem Markt, bringt Arts Music als Fortsetzung eine SACD mit der siebenteiligen, 1696 publizierten Sonatensammlung op. 2 (BuxWV 259-265). Wenn es noch eines Beweises für die musikalische Wandlungsfähigkeit der drei Musiker bedurft hätte, so wird man ihn hier ohne Probleme finden; und wie in der früheren Einspielung von BuxWV 252-258 findet das Ensemble auch hier zu einer in höchstem einer in höchstem Maße ausgewogenen Interpretation, die in gleichem Maße auf eine Herausarbeitung musikalischer Kontraste wie auf die möglichst organische Gestaltung der Satzübergänge zielt.

Eines der schönsten Beispiele hierfür ist die im ‚Stylus phantasticus’ gehaltene Sonata Nr. 5 A-Dur BWV 263, da sie aufgrund ihrer satztechnischen Eigenarten mehr als alle anderen Stücke dieser Sammlung den drei Musikern vielfältige Möglichkeit der Gestaltung erlaubt. Vor allem durch die plötzlich eintretenden Brüche ergeben sich besondere Aufgabenstellungen: Das tanzähnliche Präludium wird abgelöst durch ein kadenzartiges Solo, das – lediglich gestützt von einigen den harmonischen Verlauf umschreibenden Cembaloakkorden – ganz den individuellen Gestaltungswünschen des Geigers Raum gibt und sich anschließend – mit subtil beigesteuertem Gambenbass unterlegt – im durchlaufenden Metrum des ‚Concitato’-Satzes in Form einer Chaconne verfestigt. Wenn dann umgekehrt in einem zweiten Adagio-Solo die Gambe melodisch hervortritt, wirkt dies wie eine Entgegnung auf die große Soloszene der Violine, und beide Instrumente finden schließlich in dem fugierten Allegro zusammen, um von da an im musikalischen Dialog die Sätze zu gestalten, wobei Buxtehude seine Kunst der Ostinato-Variation insbesondere im abschließenden Poco Presto noch einmal zeigt.

Dies ist aber nicht der einzige Höhepunkt dieser Aufnahme. Großartig erscheinen beispielsweise die Wechsel der Stimmungen, so etwa in der siebensätzigen Sonata Nr. 1 B-Dur BuxWV 259: Der affektreiche, von der Gambe angestimmte Adagio-Abschnitt, der sich fast abrupt zum kontrapunktischen, ungeheuer leicht wirkenden Allegro wendet, aber auch das sich wiederum anschließende Grave, bei dem beide Streicher einander wechselseitig die ruhigen Phrasen zuspielen, offenbaren die hohe Qualität sehr überlegten und sorgfältig aufeinander abgestimmten Musizierens; und der Andante-Satz der Sonata Nr. 3 g-Moll BWV 261 mit seine klangreich in Parallelen geführten Streicherparts, die Einwürfe und Entgegnungen im eröffnenden Grave der Sonata Nr. 6 E-Dur BuxWV 263 sowie die vor Virtuosität überschäumende Passagen im Schlussallegro dieser Sonate überzeugen durch eine gleichermaßen stringente wie musikalisch schlüssige Umsetzung.

Dass darüber hinaus die Verzierungen – etwa im einleitenden Adagio der Sonata Nr. 2 D-Dur BWV 260 – trotz ihrer kunstvollen Ausführung immer lebendig bleiben und so den Eindruck von aus dem Augenblick heraus entstandenen Wendungen vermitteln, gehört gleichfalls zu den positiven Eindrücken, die das Ensemble hinterlässt – ebenso wie Gestaltung der ausgedehnten Arietta mit ihrer Serie von neun Variationen, die trotz der immer gleich bleibenden Instrumentation sehr abwechslungsreich erklingen. All dies zeigt, mit welch großer Professionalität und Hingabe sich die Musiker von L’Estravagante diesen wunderschönen Sonaten widmen. Folgerichtig und wünschenswert wäre jetzt eigentlich noch eine Veröffentlichung von Buxtehudes Sonatensammlung op. 3.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Buxtehude, Dietrich: Sonatas Op. 2

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Spielzeit:
Aufnahmejahr:
Arts music
1
14.01.2008
067:14
2006
Medium:
EAN:
BestellNr.:

SACD
600554773285
47732-8


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"Zu seinen Lebzeiten war Dieterich Buxtehude kaum weniger bekannt als heute die mit seiner Heimatstadt Lübeck verbundenen Nobelpreisträger Thomas Mann, Günter Grass und Willy Brandt. Die phantastische Musik des Komponisten begeisterte weit über die regionalen Grenzen der Hansestadt hinaus. So waren neben Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Johann Mattheson bei ihm in Lübeck, um sich in Komposition und Orgelspiel zu vervollkommnen. Neben der Vokalmusik und der Musik für Tasteninstrumente von Buxtehude sind zwei Publikationen von Triosonaten überliefert. Mit der vorliegenden SACD ist jetzt der 2. Teil der Triosonaten bei ARTS MUSIC erschienen. Ebenfalls eingespielt von dem renommierten Ensemble l‘Estravagante ist diese Musik eine wertvolle Entdeckung und eine gute Gelegenheit um nachzuspüren, was den Zeitgenossen an Buxthudes Musik so originell und phantastisch erschienen ist. "


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Pizzicato: ""Zwei absolut prachtvolle Cd- Produktionen" "


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