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Donnerstag, 30. November 2023

Buxtehude, Dietrich - In te Domine Speravi

Agil und solide


Label/Verlag: Accent
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Und noch einmal Buxtehude: Erik van Nevel und seine ‚Currende’ mit einigen Kantaten des barocken Meisters. Solide und angemessen musiziert.

Etliche Aufnahmen mit der Musik Dietrich Buxtehudes (1637-1707) sind im vergangenen Jubiläumsjahr 2007 erschienen, viele davon in bemerkenswerter Qualität. Erik van Nevel legt nun mit seinem Ensemble ‚Currende’ eine Platte mit einigen Kantaten des norddeutsch-nordeuropäischen Meisters vor. Die Kompositionen BuxWV 12, 41, 53, 60 und 78 bilden dabei einen fast repräsentativen Ausschnitt des Werks des Komponisten ab: Die Sätze sind formal variabel und vielgestaltig, überzeugen durch ihre leichte, elegante Setzweise und stilistische Phantasie. Und obwohl sie meist kurz und stark strukturiert sind, gibt es doch auch stärker durchgeformte Sätze, die eine individuelle Tonsprache hörbar machen.

Buxtehude nimmt mit seinen Kantatenkompositionen eine wichtige Mittelstellung zwischen den älteren deutschen Traditionen und dem italienisch beeinflussten Kantatenschaffen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein. Das zeigt sich unter anderem in der Funktion der Soli: Sie gehen wesentlich selbstverständlicher aus dem Tutti-Geschehen hervor und zeichnen sich noch keineswegs durch die später etwa bei Johann Sebastian Bach übliche Virtuosität aus. Bei Buxtehude ist der Gegensatz zwischen Ensemble und solistischer Partie kompositorisch noch wenig manifest. Das Solo erscheint häufig als ‚Fortsetzung’ des chorischen Teils, so etwa in der Kantate ‚Herzlich lieb hab ich Dich, O Herr’ BuxWV 41.

Frische Interpretation

 

Erik van Nevels Ensemble ‚Currende’ setzt das mit seiner schlanken Besetzung agil um. Das Klangideal der Formation kommt der Musik entgegen – die Musik wird nicht mit allzu viel applizierter Deutung überlastet, stattdessen setzen van Nevel und seine Mitstreiter auf die häufig einfache Affekthaltung der Kompositionen. Im Zusammenspiel mit den Instrumenten artikulieren die Sängerinnen und Sänger sehr bewusst und überzeugen auch durch ihre sehr aktive Textbehandlung – sicher eine der Stärken des Ensembles. Alle Soli lösen sich ohne Niveauverlust aus dem Ensemble und lassen den oben beschriebenen geringen kompositorischen Unterschied zwischen Solo und Tutti so gering wie möglich werden, haben daher aber eben auch keinen wirklich individuellen Zugriff auf diese Abschnitte.

Der eigentlich klare und gut strukturierte Klang gibt gelegentlich kleinere Rätsel auf: Die Vokalisten – besonders in ihren solistischen Abschnitten – bleiben etwas zu sehr in einer diffusen Räumlichkeit, das Continuo steht gelegentlich zu sehr im Vordergrund. Diese Ungenauigkeiten im Klangkonzept stören den Eindruck jedoch nicht entscheidend: Es ist gleichwohl eine von Agilität und Energie getragene Interpretation einiger der wichtigsten Kantaten aus dem reichen Schaffen Dietrich Buxtehudes entstanden, die den Stärken der Musik deutlich gerecht wird.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Buxtehude, Dietrich: In te Domine Speravi

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Accent
1
01.01.2008
Medium:
EAN:

CD
4015023241848


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Accent

Schon bei der Gründung des Labels 1979 durch Andreas Glatt war klar, dass ACCENT sich fast ausschließlich mit Alter Musik in historischer Aufführungspraxis beschäftigen würde. Die Künstler, die für ACCENT aufnehmen oder aufgenommen haben, gehörten von Anfang an zu den renommiertesten Interpreten der "Alte-Musik-Szene": darunter die Brüder Barthold, Sigiswald und Wieland Kuijken, René Jacobs, Jos van Immerseel, Maria Cristina Kiehr mit La Colombina, Paul Dombrecht, Marcel Ponseele mit seinem Ensemble Il Gardellino, aber auch jüngere Künstler wie Ewald Demeyere und sein Bach Concentus, das Ensemble Private Musicke mit Pierre Pitzl oder das Amphion Bläseroktett. Der ACCENT-Katalog möchte den neugierigen Musikfreund auf eine Reise durch die Welt der Alten Musik mitnehmen. Dabei wird er, neben ausgewählten Standardwerken, nicht selten Stücken begegnen, die kaum im Konzertbetrieb oder auf CD anzutreffen sind. Erstaunlicherweise stammen sie nicht nur von wenig bekannten Komponisten, sondern auch von so großen Namen wie Johann Sebastian Bach oder Georg Philipp Telemann. Diese Raritäten werden für ACCENT nicht allein um ihres Seltenheitswerts aufgenommen, sondern vielmehr, weil sie wichtige, bislang sträflich vernachlässigte Werke sind, deren Entdeckung zu einem persönlichen Anliegen der Interpreten wurde.


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