
Buxtehude, Dietrich - Sonaten op. 1 für Violine, Viola da Gamba und Cembalo
Gelungener Einstand
Label/Verlag: Arts music
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Arts Music legt eine beachtenswerte Buxtehude SACD-Einspielung vor, mit der das erst 2007 gegründete Ensembles L’Estravagante seinen Einstand gibt.
Wer vor einigen Jahren eine Einspielung der Sonate a due op. 1 von Dieterich Buxtehude haben wollte, hatte im Grunde wenig Auswahl und war auf die Interpretation beschränkt, die John Holloway (Violine), Jaap ter Linden (Viola da gamba) und Lars Ulrik Mortensen (Cembalo) 1994 im Rahmen ihrer beachtlichen und auch heute noch empfehlenswerten Gesamtaufnahme von Buxtehudes Kammermusik bei Marco Polo vorgelegt hatten. Mittlerweile hat sich – und das gerade verstrichene Buxtehude-Jubiläumsjahr 2007 dürfte sicherlich einen Anteil daran haben – das Bild grundlegend gewandelt, denn Einspielungen der erst 1694 publizierten Sonatensammlung sind inzwischen keine Mangelware mehr: Manfredo Kraemer (Violine), Juan Manuel Quintana (Viola da gamba) Dane Roberts (Violone) und Dirk Börner (Cembalo) haben etwa 2001 bei Harmonia mundi eine solche vorgelegt, Hyperion brachte 2002 eine Alternative mit dem Ensemble Convivium auf den Markt, und jüngst legte Arts Music eine SACD-Einspielung nach, mit der das erst 2007 gegründete Ensembles L’Estravagante seinen Einstand gibt.
Das vielleicht größte Verdienst dieser Aufnahme mit den Musikern Stefano Montanari (Violine), Rodney Prada (Viola da gamba) und Maurizio Salerno (Cembalo) ist es, zu einer in höchstem Maße ausgewogenen Interpretation bei der Darstellung von Buxtehudes Sonatenzyklus gefunden zu haben. Da ist etwa das präzise Musizieren, das auf eine sehr kontrastreiche Herausarbeitung der Sonatenstrukturen zielt, zugleich aber auch auf organische Übergänge zwischen den streng kontrapunktisch komponierten Werkteilen und den freieren, oft auch kadenzartigen Abschnitten mit ihren wie improvisiert wirkenden Passagen und den von den Musikern sehr gut platzierte Verzierungen angedeihen lässt; da ist aber auch der artikulatorisch durchdachte Vortrag, durch den die rascheren Sätze profilreich erscheinen. Dieser ausgeglichene Zugang unterstützt den Affektgehalt der Sonaten erheblich und trägt wesentlich dazu bei, jedem einzelnen Werk ein individuelles Gesicht zu verleihen, wodurch die planvolle Anordnung der Sonaten – Buxtehude lässt ihre Grundtonarten stufenweise von F-Dur bis hin zu e-Moll ansteigen – sehr gut herausgearbeitet wird.
Starke Momente finden sich etwa im Andante-Grave-Abschnitt der Sonata Nr. 1 e-Moll mit seinem Stillstand auf langsam voranschreitenden Akkorden, auf denen die beiden Streichinstrumente weich miteinander verschmelzen, aber auch in der kurzen Introduktion zur Sonate Nr. 2 G-Dur, wo Violine und Gambe in wohlklingenden Terzen miteinander harmonieren. Ein weiterer Pluspunkt ist die sehr lebendige Umsetzung, die – von der Akustik des Aufnahmeorts und der ausgezeichneten Klangqualität unterstützt – sich nicht scheut, den extrovertierten und bisweilen höchst virtuosen Gestus von Buxtehudes Werken in den Vordergrund zu stellen, wenn dies die Wirkung der Musik unterstützt. Dabei wird, wie in der mit unvermittelten Tempowechseln und formalen Brüchen dem ‚Stylus phantasticus’ verpflichteten Sonate Nr. 6 d-Moll oder in den Doppelgriffpassagen des Gambenparts aus der Sonate Nr. 7 e-Moll, auch deutlich, welche besonderen technischen Anforderungen der Komponist an die Musiker gestellt hat. Angesichts dieser Ansprüche erscheint auch die Entscheidung, den Continuopart allein mit Cembalo – und nicht etwa zusätzlich mit Lauteninstrumenten – zu besetzten, als gute Lösung, weil dadurch das Zwiegespräch von Montanari und Prada in den Vordergrund tritt.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Buxtehude, Dietrich: Sonaten op. 1 für Violine, Viola da Gamba und Cembalo |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
Arts music 1 14.12.2007 060:30 2007 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
SACD
600554773186 47731-8 |
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"Dieterich Buxtehude gehörte zu den ganz Großen seiner Zeit. Von überall her kamen Komponisten und Musiker um ihn - wie der junge Johann Sebastian Bach bemerkte - zu „behorchen“. Seine Orgelkenntnisse, seine virtuosen Fähigkeiten auf diesem Instrument und sein Wissen um Komposition waren legendär. Und so konnte auch Johann Sebastian Bach die Zeit seines Besuches in Lübeck nicht lang genug sein, um Buxtehude zu lauschen und ihm einige Kniffe abzuschauen. Mit den 6 Triosonaten op. 1 auf Hybrid SACD präsentiert ARTS MUSIC jetzt im Dezember bemerkenswerte Kammermusik. Eingespielt von dem renommierten Ensemble l‘Estravagante sind diese virtuosen Sonaten gemeinsam mit den Triosonaten op. 2 die einzigen im Druck erschienenen Kompositionen von Dieterich Buxtehude. Dass auch 300 Jahre nach dem Tod dieser Lübecker Musikerpersönlichkeit seine Musik noch nichts von ihrer Faszination verloren hat, beweist eindrucksvoll die vorliegende CD. " |
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Arts music ARTS wurde 1993 gegründet. Seither haben wir mehr als 6200 Tracks (das sind über 400 Datenträger) mit Klassischer Musik der letzten 5 Jahrhunderte veröffentlicht. Neben Alter Musik und Zeitgenössischem befindet sich in unserem Katalog auch Musik der größten Interpreten der letzten Jahrzehnte sowie Musik sehr erfolgreicher junger Künstler, die Ihren künstlerischen Zenith noch vor sich haben und diesen mit uns verbringen werden. Die Musikrichtungen reichen von Sakral bis Oper, Kammermusik bis Symphonik, Lied bis Operette. Große Werke Mozarts, Beethovens, Schuberts usw. sind ebenso vertreten wie Raritäten von Rossini, Verdi, Händel und vielen mehr.
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