
Bach, Johann Sebastian - Cellosonate D-Dur BWV 1028
Neapolitanische Bachklänge
Label/Verlag: ARS Produktion
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Vorliegende Einspielung präsentiert neben einem Arrangement von Kodály die ersten drei Cello-Suiten Bachs und die Sonate Nr. 2 in D-Dur für Violoncello und Klavier, BWV 1028 - eine ansprechende Produktion.
Seit 1978 konzertieren Wolfgang Schulz (Violoncello) und Ginette Kostenbader (Klavier) als Duo Postiglione mit größtenteils selten zu hörender Kammermusik. Rare Kompositionen von Bohuslav Martinů oder Zoltán Kodaly gaben dem Duo ein ganz eigenes Profil in der Musikszene. Neben den verschiedensten Werken der Klassischen Moderne hat sich das Duo Postiglione dabei aber auch immer zu Bach zurückgewandt. Eine nun vorliegende Einspielung präsentiert neben einem interessanten Arrangement von Kodály die drei ersten Cello-Suiten und die Sonate Nr. 2 in D-Dur für Violoncello und Klavier, BWV 1028.
Solistisch darf man die Einspielung durchaus an der Schwelle zum internationalen Niveau verorten. Einen Mischa Maisky oder Mstislaw Rostropowitsch wird man mit Wolfgang Schulz freilich nicht zu hören bekommen. Dennoch begeistert in seinem Stil durchaus ein nüchterner, klar strukturierter, ja geradezu unprätentiöser Zugang zu Bach, der nicht nur von einer profunden Kenntnis des linearen Kontrapunkts Zeugnis gibt, sondern auch eine tiefe seelische Verbundenheit mit der Musik spüren lässt. Gerade die Klangfarben des warmen Grundimpetus’ in Schulzes Spiel werden sicher auch den einen oder anderen Kenner der Suiten positiv überraschen und überzeugen können. Wie der Name des Duos, leitet sich auch dieses warmherzige Timbre der Aufnahme von einem alten neapolitanischen Meisterinstrument her, das Wolfgang Schulz seit vielen Jahren spielt. Dieses Cello wurde um 1807 von Vincentius Postiglione gebaut, der nun als Namenspatron für das Stuttgarter Duo seinen ‚klangfarbigen Segen’ spendet.
Auch Ginette Kostenbader ist als Solistin fraglos eine beachtenswerte Bach-Interpretin – so in der scharfsinnigen Fuge in a-Moll für Klavier solo, BWV 947, die man gern mehrmals hört. Wirklich erstklassig erweist sich aber erst die eigentliche Kammermusik im Duo und dabei vor allem die Interpretation der Sonate Nr. 2 in D-Dur BWV 1028. Die Klangübergänge, das aufmerksame Hören auf den jeweiligen Partner und die im Einklang gefühlte Agogik der musikalischen Atmung sind hier Ausdruck einer tief empfundenen, innerlichen Übereinstimmung – nicht nur über die Art und Weise, heute Bach zu interpretieren – sondern auch über den gemeinsamen Weg, Kammermusik dezidiert als Ausdruck von Intimität zu begreifen.
Nur wenige Interpreten – darunter in hervorragender Weise Thomas Demenga und Tobias Schabenberger am Hammerflügel – haben diese Sonate ähnlich ergreifend, und doch in allem vollends introvertiert und asketisch zum Leben erweckt.
Das Duo Postiglione hat mit seiner neuen, bei Ars Produktion erschienen Einspielung sicher keine schillernde, die Konkurrenz überbietende Aufnahme vorgelegt – aber doch gleichsam gezeigt, dass Perfektion, Expressivität und Virtuosität gerade bei Bach keineswegs Garanten für eine überzeugende Interpretation darstellen. Man wird sich auf die ‚Neapolitanischen Bachklänge’ von Schulz und Kostenbader wie auf einen Gedichtband im Detail konzentrieren müssen – auch weil ein leider recht lieblos gestaltetes Booklet keinen Anreiz zur visuellen Ablenkung bietet.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Bach, Johann Sebastian: Cellosonate D-Dur BWV 1028 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
ARS Produktion 1 08.01.2008 |
Medium:
EAN: |
SACD
4260052384817 |
![]() Cover vergössern |
Bach, Johann Sebastian |
![]() Cover vergössern |
|
![]() Cover vergössern |
ARS Produktion Das exquisite Klassiklabel ARS Produktion wurde 1987 von Annette Schumacher mit dem Ziel gegründet, jungen, aufstrebenden Künstlern und interessanten Programmen gleichermaßen eine individuelle musikalische Heimat und entsprechende Marktchancen, u.a. durch internationalen Vertrieb und Vermarktung zu geben. Die bei Paul Meisen ausgebildete Konzertflötistin hat sich damit nach langer aktiver Musikerlaufbahn einen geschäftlichen Traum erfüllt.
Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Von Toni Hildebrandt zu dieser Rezension empfohlene Kritiken:
-
Schultercello: Ein interessanter Ansatz Sigiswald Kuijkens: Die sechs Cello-Suiten Johann Sebastian Bachs in einer rundum gelungenen Aufnahme mit einem Violoncello da spalla. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, 28.02.2009)
-
Faszinierender Bach: Jean-Guihen Queyras legt bei Harmonia mundi eine ungemein faszinierende und einfallsreiche Gesamteinspielung der Violoncellosuiten von Johann Sebastian Bach vor. Weiter...
(Prof. Dr. Stefan Drees, 11.09.2007)
-
Beschwingtes Bach-Spiel: Mischa Maisky spricht in schönen Tönen, erzählt von Leid und Freud und hält für die Freunde des Cellospiels immer wieder Überraschungen parat. Weiter...
(Prof. Egon Bezold, 04.07.2007)
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag ARS Produktion:
-
Um den jüngsten Sohn: Varvara Manukyan ringt mit historischen Ästhetiken in aufnahmetechnisch problematischer Umgebung. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Makellose Stimme und brummelnde Orgel: Klaus Mertens lässt seinen hellen Bariton in barocker und romantischer Musik erklingen und überzeugt durch Klarheit und Intensität. Weiter...
(Diederich Lüken, )
-
Ungleicher Fokus: Aufnahmetechnische Probleme beeinträchtigen die vorliegende Kammermusik-CD empfindlich. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Weitere CD-Besprechungen von Toni Hildebrandt:
-
Stockhausens 1970: Die Neueinspielung von Pestova/Meyer/Panis kann heute als ideale Einführung in den klanglichen Kosmos von 'Mantra' gelten. Weiter...
(Toni Hildebrandt, )
-
Arvo Pärts missglückte Angelologie: Arvo Pärts Vierte Sinfonie trägt den Untertitel 'Los Angeles'. Sie wurde vom Los Angeles Philharmonic Orchestra uraufgeführt. Ergänzt um Fragmente des Kanon Pokajanen hat ECM Records nun die Premiere in der Reihe der New Series veröffentlicht. Weiter...
(Toni Hildebrandt, )
-
Wolffs historische Perspektiven: Christoph Wolff stellt in seiner Werkeinführung von Bachs h-Moll-Messe historisch-philologische Aspekte in den Vordergrund und drängt wesentliche Dimensionen des Werks an den Rand. Weiter...
(Toni Hildebrandt, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Neue Facetten aus Schweden: Leider ist das Engagement für Hugo Alfvén in nicht optimaler Weise kanalisiert. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Alt-neu konzipiert: Markus Schäfer und Zvi Meniker kehren zu Franz Schuberts ursprünglichen Liedopera-Konzepten zurück. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Schonungslos offen: Ning Feng mit einem großen Bach-Wurf. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
Portrait

Das Klavierduo Silver-Garburg über Leben und Konzertieren im Hier und Heute und eine neue CD mit Werken von Johannes Brahms
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich