
Rota, Nino - Sämtliche Musik für Viola und Klavier und für Violine und Klavier
Ein Meister des Eklektizismus
Label/Verlag: Arts music
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Bei Arts Music erscheint eine SACD mit sämtlichen Werken für Violine bzw. Viola und Klavier von Nino Rota.
Für die Entwicklung der Musik im europäischen Film ist der italienische Komponist Nino Rota (1911-1979) mit seinen 145 Filmmusikpartituren – zu seinen vielleicht bekanntesten Arbeiten gehört die Musik zu Fedrico Fellinis ‚La dolce vita’ (1960) und zu den beiden ersten Teilen von Francis Ford Coppolas ‚The Godfather’ (1972 und 1974) – von zentraler Bedeutung. Sein übriges, gleichfalls sehr umfangreiches Schaffen, das neben sinfonischer Musik, konzertanten Werken und Kammermusik auch eine Reihe von Opern umfasst, spielt hingegen im öffentlichen Diskurs kaum eine Rolle. In der Tat gestaltet sich die Beurteilung dieser Hinterlassenschaft schwierig, denn Rotas Musik gleicht dem Auftreten eines schon ausgestorben geglaubten Dinosauriers. Eine bei Arts Music veröffentlichte SACD mit dem Gesamtwerk für Viola bzw. Viola und Klavier, eingespielt von Marco Fornaciari (Viola und Violine) und Gabriele Baldocci (Klavier), macht dies zur Genüge deutlich.
Sechs Kompositionen sind es, die Rota für diese beiden Instrumentenkombinationen hinterlassen hat: die Sonaten G-Dur (1934/35) und C-Dur (1945) sowie das ‚Intermezzo’ h-Moll (1945) für Viola und Klavier, die Sonate G-Dur (1936/37) plus zwei als ‚Impovviso’ betitelte Stücke (1947 und 1969) für Violine und Klavier. Sicherlich ist es wichtig, diese Violin- und Violakompositionen auf Tonträgern zu fixieren zu haben, und vielleicht könnte sich zumindest eine der Bratschenkompositionen auf kurz oder lang im Repertoire verankern lassen. Aufs Ganze gesehen zeigt die Musik aber nicht mehr als das, was auch Rotas Arbeiten für den Film deutlich machen: Dass er nämlich ein Eklektizist ist, der ein sehr glückliches Händchen für musikalische Wirkungen hat und sich dementsprechend spätromantischer, impressionistischer oder auch neoklassizistischer Elemente bedient und diese in einem großen Schmelztiegel miteinander verbindet. Rotas musikalische Sprache ist immer die der anderen: Aus ihr schöpft er seine gemeinhin schönen, doch manchmal auch die Grenze zum Kitsch überschreitenden melodischen Einfälle, ihr bleibt er auch bei deren Verarbeitung uneingeschränkt verpflichtet.
Vielleicht würden die Kompositionen in anderen Händen einen wirkungsvolleren Eindruck machen, denn im Hinblick auf das musikalische Ausdrucksvermögen kann Fornaciari weder als Geiger noch als Bratschist immer überzeugen: Sein Ton wirkt beengt, sein Vibrato ist weder auf der Viola noch auf der Violine besonders wandlungsfähig, so dass er insbesondere bei der Gestaltung von Rotas Melodiebögen kaum nennenswerte Nuancen an den Tag legt. Hinzu kommt, dass die Phrasen – wie etwa im ‚Intermezzo’ – nicht immer befriedigend ausmusiziert werden, Ornamentierungen manchmal zu schwerfällig erscheinen und hin und wieder auch Intonationsschwankungen auftreten. All dies ist umso prekärer, als die Musik dem Interpreten eine Fülle gesanglicher Passagen an die Hand gibt, gerade daher aber auch auf einen möglichst differenzierten Umgang mit der vorherrschenden Kantabilität angewiesen ist.
Dies ist aber – neben der passagenweisen Dominanz des Klaviers über Violine oder Viola – genau das Problem der Einspielung: Aufgrund der eingeschränkten Klanggebung, die vielleicht auch aus der Überforderung durch die Doppelfunktion als Geiger und Bratscher resultiert, werden Rotas Kompositionen rasch uninteressant, der Gesang wirkt ausgebremst, die einzelnen Werke werden einander noch ähnlicher, als sie es – trotz einiger gewichtiger Unterschiede – ohnehin schon sind. Wenn darüber hinaus noch technische Unzulänglichkeiten wie Defizite im Doppelgriffspiel bei der ‚Improvviso aus dem Film »Amanti senza amore«“ hinzukommen, kann trotz einiger sehr schöner Momente (insbesondere in den beiden Sonaten aus den Dreißigerjahren) nur noch eingeschränkt von einer gelungenen Aufnahme die Rede sein.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Rota, Nino: Sämtliche Musik für Viola und Klavier und für Violine und Klavier |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
Arts music 1 22.10.2007 065:03 2006 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
SACD
600554771885 47718-8 |
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"Die Tatsache, dass Nino Rota auch beachtenswerte Kammer- und Orchester-musik komponiert hat, ist durch seinen großen Ruhm als Filmmusikkomponist eher in den Hintergrund gedrängt worden. Umso schöner ist es daher, dass bei ARTS MUSIC jetzt eine weitere Einspielung mit Rotas Werken jenseits der Filmmusik erschienen ist. Auf Hybrid SACD im unübertroffenenm 5-Kanal-Ton und mit 24 Bit / 96 kHZ Technik Sie brilliante Kammermusik für Geige und Klavier sowie für Bratsche und Klavier, interpretiert von Marco Formaciari und Gabriele Baldocci, erleben. Nach seinem Studium an dem Conservatorio di Santa Cecilia in Rom besuchte Nino Rota - dem Rat Arturo Toscaninis folgend - von 1931-1932 das Curtis Institute in Philadelphia (Pennsylvania). Er studierte dort Komposition und Dirigieren und entdeckte in dieser Zeit die großen Hollywood-Filme sowie die Musik George Gershwins für sich. Wieder zurück in Europa wandte Rota sich verstärkt der Filmmusik zu, schrieb aber auch mit beachtlichem Erfolg für den Konzertsaal und die Oper. " |
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Arts music ARTS wurde 1993 gegründet. Seither haben wir mehr als 6200 Tracks (das sind über 400 Datenträger) mit Klassischer Musik der letzten 5 Jahrhunderte veröffentlicht. Neben Alter Musik und Zeitgenössischem befindet sich in unserem Katalog auch Musik der größten Interpreten der letzten Jahrzehnte sowie Musik sehr erfolgreicher junger Künstler, die Ihren künstlerischen Zenith noch vor sich haben und diesen mit uns verbringen werden. Die Musikrichtungen reichen von Sakral bis Oper, Kammermusik bis Symphonik, Lied bis Operette. Große Werke Mozarts, Beethovens, Schuberts usw. sind ebenso vertreten wie Raritäten von Rossini, Verdi, Händel und vielen mehr.
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