
Rota, Nino - Sinfonia sopra una Canzone d'Amore
Nicht neu, aber gut
Label/Verlag: Arts music
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Eine Symphonie und ein Klavierkonzert von Nino Rota werden mit kleineren Makeln, insgesamt aber opulent präsentiert.
Sie können mit dem Schaffen der meisten Komponisten des 20. Jahrhunderts nur wenig anfangen? Sie lieben Symphonien und Instrumentalkonzerte im Stil eines Tschaikowsky, Strauss und Mahler und suchen Vergleichbares in der jüngeren Vergangenheit – ohne viele Dissonanzen, dafür zugänglich, melodiös und ein wenig plakativ? Dann sind Sie genau richtig bei Nino Rota (1911–79), der vor allem mit seinen Filmmusiken Erfolg hatte, aber auch ein beachtliches Oeuvre für Orchester schuf. Wie bei vielen seiner Kollegen, die (nicht nur) für den Film arbeiteten, hinterließ dieser ‘Broterwerb’ auch bei Rota Spuren in den instrumentalen Schöpfungen. Zwei Beispiele sind auf vorliegender CD versammelt: die 1947 entstandene ‚Sinfonia sopra una Canzone d´Amore‘ und das elf Jahre später komponierte Klavierkonzert, von Rota als ‚Concerto soirée‘ betitelt. Massimo de Bernart leitet in beiden Werken das Orchestra Sinfonica Siciliana, der Solist im Klavierkonzert ist Benedetto Lupo. Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1991.
Die Symphonie ist ein Beleg für die These, dass (bei entsprechender handwerklicher Virtuosität) auch im 20. Jahrhundert in der traditionellen viersätzigen Form noch originelle Ergebnisse möglich waren. Zu keinem Zeitpunkt wirkt das Werk epigonal oder rückständig, obwohl Rotas Harmonik stets im tonalen Rahmen bleibt. Die raffinierte Instrumentation zeigt Rota auf den Spuren seines Landsmannes Respighi, auch Richard Strauss war hier vorbildhaft. De Bernart gelingt es, durch relativ zügige Tempi eine Nähe zur übermäßigen Sentimentalität zu vermeiden, von der erster und dritter Satz nicht ganz frei sind. Hier und da tauchen bei den Holzbläsern kleinere Wackler auf, davon abgesehen bewegt sich die Interpretation auf hohem Niveau. Klanglich sind die Einschränkungen schon gravierender: Fast immer, wenn das Blech einsetzt, werden die anderen Instrumente zugedeckt. Bei Rotas ausdifferenzierter Instrumentation darf das eigentlich nicht passieren. Im langsamen Satz fällt diese Einschränkung naturgemäß weniger auf, aber die anderen drei Sätze leiden darunter. Ganz ungetrübt ist der Hörgenuss also nicht, obwohl die für die Musiker dankbare Symphonie unter solchen Einschränkungen weniger leidet als beispielsweise ein hochkomplexes Werk, bei dessen Einspielung jedes Details stimmen muss.
Im Klavierkonzert sind die klanglichen Probleme nicht so auffällig, die Balance zwischen Solo und Tutti ist zumindest akzeptabel. Formal weicht Rota von der dreisätzigen Norm ab und gliedert das Werk in fünf Abschnitte, die Tanzsätzen (Walzer, Cancan usw.) nachempfunden sind. Lupo ist dem Werk technisch gewachsen, ohne wirklich zu brillieren; verglichen mit den beiden ‚richtigen‘ Klavierkonzerten Rotas kann der Solist hier aber auch nicht so glänzen, wie man es in einem Konzert mit romantischen Wurzeln erwartet. Bernart und das sizilianische Orchester erledigen ihre Begleitaufgabe routiniert, minimale Unsauberkeiten bleiben weiterhin hörbar.
Wer an Rotas schwelgerischem, spätromantischem Tonfall Gefallen findet, wird sich für diese CD trotz der genannten Einschränkungen begeistern können. Bestürzend neue, originelle Musik darf man nicht erwarten – aber eine Symphonie und ein Klavierkonzert, die mit traditionellen Mitteln komponiert wurden und hierbei großes Geschick verraten. Zur Rota-Diskographie ist diese Veröffentlichung sicherlich ein wertvoller Beitrag.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Rota, Nino: Sinfonia sopra una Canzone d'Amore |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
Arts music 1 10.09.2007 049:15 1991 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
600554759623 47596-2 |
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"Obwohl Nino Rota sein Leben lang die normale Karriere eines „klassischen“ Komponisten mit zutiefst traditionalistischen Konzepten verfolgte, wurde er nach dem 2. Weltkrieg international vor allem als Filmkomponist bekannt. Der Filmregisseur Federico Fellini schätzte seine improvisatorischen Fähigkeiten am Klavier, seine Fantasie und seinen Ideenreichtum so sehr, dass er während seiner ganzen Karriere und bis zum Tode Rotas im Jahr 1979 ausschließlich Musik dieses Komponisten für seine Filme verwendete. Die jetzt im September bei ARTS Music erscheinende CD ist eine Hommage an des Konzert- und Symphonieschaffen von Nino Rota, welches heute leider wesentlich weniger bekannt ist als seine Filmmusik-Kompositionen. Lehnen Sie sich zurück, schließen Sie die Augen und lassen Sie sich von einer Musik verzaubern, die ihresgleichen sucht. " |
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Arts music ARTS wurde 1993 gegründet. Seither haben wir mehr als 6200 Tracks (das sind über 400 Datenträger) mit Klassischer Musik der letzten 5 Jahrhunderte veröffentlicht. Neben Alter Musik und Zeitgenössischem befindet sich in unserem Katalog auch Musik der größten Interpreten der letzten Jahrzehnte sowie Musik sehr erfolgreicher junger Künstler, die Ihren künstlerischen Zenith noch vor sich haben und diesen mit uns verbringen werden. Die Musikrichtungen reichen von Sakral bis Oper, Kammermusik bis Symphonik, Lied bis Operette. Große Werke Mozarts, Beethovens, Schuberts usw. sind ebenso vertreten wie Raritäten von Rossini, Verdi, Händel und vielen mehr.
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