
Vivaldi, Antonio - Konzerte op. 8 Nr. 7-12
‘Modern Talking’
Label/Verlag: Arts music
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Diese Platte begeistert! Sie werden sie wieder hören wollen - und wieder - und wieder....
Das einzige, was Antonio Vivaldi, Anton Bruckner und Dieter Bohlen eint, ist, dass man ihnen nachsagt, sie hätten im Prinzip nur ein Stück geschrieben: der erste ungezählte, dabei gleiche Violinkonzerte, Bruckner neun identische Monumentalsinfonien, auf den dritten sei hier aus Gründen des guten Geschmacks nicht näher eingegangen.
So polemisch sich ein derartiges Aburteilen auch ausnimmt, ganz von der Hand zu weisen sind die Beweggründe hierfür nicht. Einigermaßen abschätzig gesprochen, ließe sich Vivaldis Schreibe als gefällig bezeichnen. Sein unverwechselbarer Stil trägt ebenfalls dazu bei, diesen wahrhaft großartigen Meister zu verkennen. Man neigt leicht dazu, sein umfangreiches Schaffen auf wenige Werke zu reduzieren.
Wer sich vom Gegenteil der unterstellten Einfallslosigkeit Vivaldis überzeugen möchte, dem sei die vorliegende Aufnahme anempfohlen. Unter der Leitung von Ottavio Dantone hat die Accademia Bizantina mit den Solisten Stefano Montanari (Violine) und Paolo Grazzi (Oboe) die zweite Hälfte, also die Konzerte 7-12 der Sammlung ‘Il cimento dell’armonia e dell’inventione’ op. 8 eingespielt. Die Platte ist beim Label ‘Arts’ erschienen und ist, wie zu vermuten, die Ergänzung zur ebenfalls erschienen Veröffentlichung der ersten sechs Konzerte aus op. 8, zu denen die populären ‘Vier Jahreszeiten’ zählen.
Ein fulminanter Geiger, ein Oboist, dessen Klang die Seele wärmt, ein Ensemble, das sensibler und inspirierender nicht begleiten könnte unter der Leitung eines Cembalisten, der delikat und unprätentiös, wenngleich sensationell den Part des basso coninuo ausziert, was in dieser Art seinesgleichen sucht. Dass Kunst auch und vor allem im Detail passiert, dafür steht dieser Ohrenschmaus.
Immer wieder blitzen Versatzstücke auf, die man zu kennen glaubt. Das besondere daran ist der nachgerade sprühende Reichtum an Ornamenten und Varianten, an Schattierungen und Nuancen, der den Blickwinkel jedes Mal aufs Neue ändert. Hier zeichnet vor allem der herrlich souverän und opulent, wahrlich frei auszierende Stefano Montanari verantwortlich. Man ist geneigt, neuerlich eine Schublade zu ziehen: ‘So etwas können eben nur Italiener!’ – und ganz falsch ist dieser Ausruf nicht. Es ist doch allemal auffällig, welch eine betörende Klangrede all diese italienischen Ensembles, seien es Streicher oder Bläser, führen. Besonders in den Kreisen der historischen Aufführungspraxis zeigt sich das, es seien nur das Ensemble Zefiro, Europa Galante und Fabio Biondi genannt. Concerto Köln, eines der führenden deutschen Ensembles, das auf Originalinstrumenten musiziert, hat prompt reagiert und eben Montanari als einen der ständigen Konzertmeister verpflichtet. Vielleicht erklärt das auch, wieso die italienischen Violinen nach wie vor so begehrt sind; sie sind klanglich einfach unerreicht. Paolo Grazzi ist natürlich beileibe kein unbeschriebenes Blatt. Lauscht man seinem berückenden Spiel, fragt man sich ernsthaft, wieso man die Barockoboe überhaupt zu unserem modernen Instrument weiter(?)entwickelt hat.
Das mehrsprachige Booklet nimmt sich ein wenig karg aus, informiert immerhin, ohne jedoch allzu liebevoll gestaltet zu sein. Interessanter als erschöpfende aufnahmetechnische Einzelheiten wäre vermutlich eine Liste der zu hörenden Instrumente gewesen. Die exquisite Accademia Bizantina für sich genommen speist ihre schier unerschöpfliche Farbpalette aus der hervorragenden Qualität der einzelnen Musiker. Ottavio Dantone schafft Übergänge und agiert wunderbar effizient nach der Devise ‘weniger ist mehr’, und damit erreicht er zusätzliche Transparenz. Schade, dass die Aufnahme nicht ebenso detailfreudig ausgesteuert wurde. Zwar hat diese etwas nachlässige technische Betreuung den Charme des Echten und der Improvisation, indes geht doch ein wenig von der barocken Pracht der in dieser Einspielung endgültig rehabilitierten Musik Vivaldis verloren.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Vivaldi, Antonio: Konzerte op. 8 Nr. 7-12 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
Arts music 1 10.09.2007 055:42 1999 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
SACD
600554756585 47565-8 |
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"Dies ist die zweite SACD (Vol. II) der vollständigen Concertos op. 8 „Il Cimento dell`Armonia e dell`Invenzione“, welche ARTS nun im HybridSACD-Format mit 5+1 Kanalton präsentiert. Wir sind stolz, Ihnen diese Meisterwerke Vivaldis in einer aufregenden Interpretation von einem der führenden italienischen Ensembles auf Originalinstrumenten präsentieren zu können. Herausragende italienische Solisten wie Stefano Montanari (Barock-Violine), Paolo Grazzi (Barock-Oboe) und Ottavio Dantone (Cembalo), der auch das international bekannte Ensemble Accademia Bizantina dirigiert, werden Ihnen ein unvergessliches Musikerlebnis bereiten. Diese neue Aufnahme der „Vier Jahreszeiten“ und der anderen berühmten Concertos des op. 8 wird charakterisiert durch ein weites und vielfältiges Continuospiel sowie durch eine kraftvolle, fantasievoll-innovative Interpretation, die der neuen, kritischen Betrachtung des Vivaldi-Werkes folgt. Die SACD-Version präsentiert die ersten 6 Concertos auf Vol. 1 (47564-8: „Die Vier Jahreszeiten“, „La tempesta di mare“ und „Il Piacere“) und die weiteren 6 Concertos, einschließlich der zwei Oboen-Konzerte, auf Vol. 2 (47565-8 ). " |
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Arts music ARTS wurde 1993 gegründet. Seither haben wir mehr als 6200 Tracks (das sind über 400 Datenträger) mit Klassischer Musik der letzten 5 Jahrhunderte veröffentlicht. Neben Alter Musik und Zeitgenössischem befindet sich in unserem Katalog auch Musik der größten Interpreten der letzten Jahrzehnte sowie Musik sehr erfolgreicher junger Künstler, die Ihren künstlerischen Zenith noch vor sich haben und diesen mit uns verbringen werden. Die Musikrichtungen reichen von Sakral bis Oper, Kammermusik bis Symphonik, Lied bis Operette. Große Werke Mozarts, Beethovens, Schuberts usw. sind ebenso vertreten wie Raritäten von Rossini, Verdi, Händel und vielen mehr.
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