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Dienstag, 5. Dezember 2023

Diepenbrock, Alphons - Orchesterwerke

Bedeutender Romantiker, nach wie vor vergessen


Label/Verlag: Brilliant classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Doppel-CD mit zwei Lizenzaufnahmen aus den frühen 90ern. Nach wie vor hervorragende Einspielung von Orchesterwerken und -liedern des vernachlässigten Spätromantikers Alphons Diepenbrock.

Zwar wird Alphons Diepenbrock (1862-1921) von der Musikwissenschaft als einer der bedeutendsten Komponisten der Niederlande geehrt, in der Praxis hat sich sein Schaffen aber nicht durchsetzen können – weder zu Lebzeiten, wo so gut wie nichts gedruckt erschien, als auch nicht in der Folge, und auch weder in seiner Heimat noch im Ausland. Auch die beiden Anfang der 1990er Jahre bei Chandos erschienenen Produktionen mit Orchesterwerken und -liedern blieben letztlich folgenfrei und sind – als logische Folge – wieder aus dem Katalog verschwunden. Das für seine preisgünstigen Boxen bekannte Label Brilliant, in dessen Programm sich als Lizenzaufnahmen auch eine ganze Reihe solcher nicht mehr verfügbarer Produktionen findet, hat beide genannten Einspielungen nun gemeinsam wieder dem Markt zur Verfügung gestellt.

Immer noch gut

Die seinerzeit gelobten Einspielungen des Residentie-Orchesters The Hague wissen dabei auch heute noch zu gefallen. Neben der Ouvertüre zu Aristophanes’ ‚Die Vögel’ finden sich auf der ersten CD zwei Suiten – eine aus ‚Marsyas’, die andere aus ‚Elektra’, sowie die Hymne für Violine und Orchester. Während die Ouvertüre, die wohl zu den heitersten Kompositionen des ansonsten eher düsteren Schaffen des depressiv gestimmten Diepenbrock gehört, wird frisch und munter dargeboten. Dass die beiden Suiten neben vielen schönen Stellen auch einmal eine Länge aufweisen, ist nicht den Musikern anzulasten. Hochkarätiges hat Diepenbrock auf jeden Fall in seinen Orchestergesängen, von denen eine Auswahl auf der zweiten CD versammelt ist, geleistet. Dreh- und Angelpunkt der hier präsentierten Stücke ist dabei die Nacht, die Diepenbrock in berückenden Klangbildern zu zeichnen vermochte. Es finden sich die ‚Hymne an die Nacht’ Nr. 2 auf einen Text von Novalis sowie ‚Die Nacht’ nach Hölderlin für Mezzosopran und Orchester, die Tenor-Hymne ‚Wenige wissen das Geheimniß der Liebe’, einmal mehr nach Novalis, sowie schließlich ‚Im großen Schweigen’ auf einen Nietzsche-Text für Bass und Orchester.

Herausragende Interpretation 

Das niederländische Orchester spielt technisch herausragend und vor allen Dingen getragen von größter Einsatzfreude für diese Musik. Es entstanden Tondokumente, deren Spannung man auch heute noch unvermindert spürt. Hans Vonk modelliert die geheimnisvoll nächtlichen Stimmungen ebenso gut heraus, wie er die Musik – wo es gefordert ist – auch kraftvoll nach vorne treibt. Wunderbar sind zudem die vokalen Darstellungen von Linda Finnie (Mezzosopran), Robert Holl (Bass) und Christoph Hombert (Tenor). Klangtechnisch erfüllen die 1989 bzw. 1990 entstandenen Einspielungen nach wie vor die geforderten Standards, lediglich wenn es deutlich lauter zugeht, wirkt das Klangbild etwas verzerrt (das kommt zum Glück aber höchst selten vor). Die Produktion enthält einen für diese Preisklasse erstaunlich ausführlichen Einführungstext, der jedoch ausschließlich in englischer Sprache vorliegt, so wie auch die Dichtungen, hier jedoch nur im deutschsprachigen Original, abgedruckt wurden. Die beiden Aufnahmen sind beste Werbung für das Schaffen des bedeutenden, immer noch sträflich vernachlässigten Spätromantikers Alphons Diepenbrock. Dass Brilliant diese Produktion zum geringen Preis in vergleichsweise luxuriöser Ausstattung anbietet, ist nur zu begrüßen.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Diepenbrock, Alphons: Orchesterwerke

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Brilliant classics
2
25.05.2007
Medium:
EAN:

CD
5028421934129


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