
Monteverdi, Claudio - Madrigale Buch 6
Gekonnt
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Eine weitere Folge der Madrigale Claudio Monteverdis: Das sechste Buch in einer sehr gelungenen Aufnahme mit Marco Longhini und seinem Ensemble ‚Delitiæ Musicæ’.
Claudio Monteverdis epochenübergreifendes Werk ist denkbar vielgestaltig: In vielen musikalischen Gattungen und Formen vollzog Monteverdi den Wandel von der alten zur neuen Kompositionspraxis und etablierte sich als prägende Gestalt des stilistischen Wandels um 1600. Neun Jahre nach dem Druck des fünften brachte der Komponist in Venedig im Jahr 1614 sein sechstes Madrigalbuch heraus: Inzwischen waren so bedeutende Werke wie die Opern ‚L’Orfeo’ (1607), ‚L’Arianna’ (1608) und die Marienvesper (1610) entstanden und im Druck erschienen.
Das wohl berühmteste Stück des sechsten Buches ist zweifellos der ‚Lamento d’Arianna’, in der gänzlich verschollenen Oper von 1608 enthalten und hier in madrigalischer Setzweise aufgenommen. In einer beispielhaften, intensiven Haltung der Klage realisiert, korrespondiert es mit dem zweiten zentralen Stück der Sammlung, der ‚Sestina’, einer ebenfalls der Sphäre der trauernden Klage verpflichteten, mehrteiligen Arbeit. Neben diesen größeren Kompositionen stehen acht weitere Madrigale, die nicht nur den musikalisch hohen Stand der Kunst Monteverdis dokumentieren, sondern auch als überaus gelungene Beispiele textausdeutenden Komponierens beeindrucken.
Programmatisch durchaus sinnvoll ergänzt wird das sechste Madrigalbuch in der vorliegenden Aufnahme durch sämtliche Madrigale Monteverdis, die in verschiedenen Sammeldrucken enthalten waren und zwischen 1593 und 1634 gedruckt wurden. Diese häufig weniger komplexen Stücke wurden teils erstmalig eingespielt.
Klangschön & dezent
Das profilierte italienische Ensemble ‚Delitiæ Musicæ’ setzt mit dieser Platte eine Reihe fort, in der die Madrigalbücher Claudio Monteverdis für das Label ‚Naxos’ eingespielt werden – und das auf weithin anerkannt hohem Niveau: Die Vokalisten profilieren einen weichen, homogenen Klang. Mit dem markanten Bass Walter Testolin und dem Contratenor Alessandro Carmignani bestimmen zwei charakteristische Stimmen das Bild, geglückt verstärkt durch die ebenfalls sehr stilsicheren Mittelstimmen. Doch gehen die Möglichkeiten des Ensembles weit über den kultivierten Wohlklang hinaus: Eine makellose Intonation erlaubt es den Sängern, die harmonisch anspruchsvollen Passagen souverän zu meistern. Gekonnt werden große Bögen gestaltet, kommt der akzentuierten Textausdeutung die wünschenswerte Aufmerksamkeit zu. Ergänzt wird das positive Bild von einem sehr ausgewogenen Klangkonzept, das den Raum geschickt einbezieht und dennoch nahe bei den Vokalstimmen bleibt.
Mit der Besetzung ausschließlich mit männlichen Stimmen und den gewählten sehr gedehnten Tempi versucht Marco Longhini, seine Interpretation gezielt als Alternative unter den bisher verfügbaren Einspielungen der Madrigale Monteverdis zu platzieren – mit Erfolg. Auch wenn dieser Auffassung gelegentlich die dramatische Verve und dynamische Zuspitzung etwa der Aufnahme eines Rinaldo Alessandrini und seines ‚Concerto Italiano’ (naïve 2006) abgeht, gelingt Longhini und seinen Musikern eine sehr überzeugende interpretatorisch anspruchsvolle Deutung dieser musikalischen Kleinode.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Monteverdi, Claudio: Madrigale Buch 6 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Naxos 2 04.06.2007 |
Medium:
EAN: |
CD
747313531226 |
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Naxos Als der Unternehmer Klaus Heymann 1982 für seine Frau, die Geigerin Takako Nishizaki in Hongkong das Plattenlabel Marco Polo gründete, war dies der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Fünf Jahre später rief Heymann das Label NAXOS ins Leben, das in der Klassikwelt längst zur festen Größe geworden ist und es bis heute versteht, hohe Qualität zu günstigen Preisen anzubieten. Der einzigartige und sich ständig erweiternde Katalog des Labels umfasst mittlerweile über 8.000 CDs mit mehr als 130.000 Titeln - von Kostbarkeiten der Alten Musik über sämtliche berühmten "Klassiker" bis hin zu Schlüsselwerken des 21. Jahrhunderts. Dabei wird der Klassik-Neuling ebenso fündig wie der Klassikliebhaber oder -sammler. International bekannte Künstler wie das Kodály Quartet, die Geigerin Tianwa Yang, der Pianist Eldar Nebolsin und die Dirigenten Marin Alsop, Antoni Wit, Leonard Slatkin und Jun Märkl werden von NAXOS betreut. Darüber hinaus setzt NAXOS modernste Aufnahmetechniken ein, um höchste Klangqualität bei seinen Produktionen zu erreichen und ist Vorreiter in der Produktion von hochauflösenden Blu-ray Audios - Grund genug für das renommierte britische Fachmagazin "Gramophone", NAXOS zum "Label of the Year" 2005 zu küren. Auch im digitalen Bereich nimmt NAXOS eine Vorreiterrolle ein: Bereits seit 2004 bietet das Label mit der NAXOS MUSIC LIBRARY ein eigenes Streamingportal mit inzwischen über 1 Million Titel an und unterhält mit ClassicsOnline zudem einen eigenen Download-Shop. Mehr Info... |
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