
Händel, Georg Friedrich - Le Cantate per il Marchese Ruspoli
Jugendliche Reife
Label/Verlag: Glossa
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Händel in Italien: Einige der Kantaten, die der junge Händel für den Marchese Ruspoli komponierte - temperamentvoll und dramatisch umgesetzt durch Emanuela Galli und ‚La Risonanza’.
In einer Zeit, als auch hochbegabte und mit offenkundigem Talent ausgestattete Musiker fast vollkommen von vermögenden Gönnern abhingen, war es für den jungen, in Halle und Hamburg bereits vielseitig gebildeten Georg Friedrich Händel ein großes Glück, bei seiner Ankunft in Rom sofort in die ‚famiglia’ des Marchese Francesco Maria Ruspoli aufgenommen zu werden: Dieser war erst kurz zuvor und nach jahrelange Erbstreitigkeiten zu einem enormen Vermögen gelangt und darüber hinaus in die Spitze der römischen Adelsgesellschaft vorgestoßen.
In seinen Palazzi, auf Landsitzen und bei häufigen Feiern war es immer wieder notwendig, repräsentative Musik aufzuführen. Der junge und vielversprechende Sachse wusste also, was sein Mäzen wünschte – und lieferte in rascher Folge und hoher Qualität genau das, den gesellschaftlichen Ruf seines Herrn mehrte und auch ihm selbst Anerkennung einbrachte. Vor allem in weltlichen Kantaten von überschaubaren Ausmaßen zeigte Händel seine Begabung. Seine leichte Hand beherrschte affektsicher alle gängigen und zeitüblichen Formate. Der junge Komponist passte seine Kunst instinktsicher in die Bedürfnisse seines Gönners ein – und profilierte damit auch eine später zu beobachtende Stärke seiner Arbeitsweise, was ihn vermutlich auch stets ein bisschen weniger sperrig als den fraglos ebenfalls enorm vielseitigen Johann Sebastian Bach scheinen lässt.
Die auf der vorliegenden Platte eingespielten Kantaten entstanden innerhalb weniger Wochen im Frühling und Sommer des Jahres 1707 und charakterisieren in ihrer konsequenten Ausarbeitung, der sprühenden Phantasie, der dennoch allerorten spürbaren Routine und Erfahrung den frappierend begabten, früh gereiften 22jährigen Komponisten. Einen besonderen Höhepunkt in der Reihe der fünf Kantaten markiert HWV 79 mit wunderbaren Echoeffekten zwischen Vokalisten und Trompete – ein wirkliches Schmuckstück.
Geglückt
Im Zentrum der Aufnahme steht die italienische Sopranistin Emanuela Galli. Sie gestaltet diese zweite Platte einer Reihe mit den italienischen Kantaten Händels, die das umtriebige spanische Label ‚Glossa’ betreut. Galli verfügt über eine bewegliche, gut fokussierte und ebenso geschmackvoll wie unangestrengt intonierende Stimme. Sie setzt die vielfältigen dramatisch-gestalterischen Mittel der italienischen Sprache zielsicher ein und gestaltet mit den affektreichen Accompagnato-Rezitativen und den charaktervollen Arien kleine Kammerdramen.
Gestützt und begleitet wird sie vom Ensemble ‚La Risonanza’ unter der Leitung von Fabio Bonizzoni, das klar konturiert, mit technischen und klanglichen Stärken agiert. Vor allem in den absolut geglückten dynamischen Differenzierungen zeigen die Instrumentalisten ihr gestalterisches Potential. Eine sehr feine und gleichermaßen von allen Beteiligten getragene Artikulierung rundet das Bild.
Mit dieser zweiten Platte mit Händels italienischen Kantaten – geglückt ergänzt durch ein instruktives Booklet – weisen die Protagonisten ihr künstlerisches Vermögen nach und lassen für weitere Projekte hoffen. Nicht zuletzt ist es ein gelungenes Soloalbum der überzeugenden Emanuela Galli.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Händel, Georg Friedrich: Le Cantate per il Marchese Ruspoli |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Glossa 1 01.06.2007 |
Medium:
EAN: |
CD
8424562215221 |
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Glossa Spaniens renommiertestes Klassiklabel wurde 1992 von Carlos Céster und den Brüdern José Miguel und Emilio Moreno gegründet. Sein "Hauptquartier" hat es in San Lorenzo del Escorial in den Bergen nahe Madrid. Zahlreiche herausragende Künstler und Ensembles aus dem Bereich der Alten Musik (z.B. Frans Brüggen und das Orchestra of the 18th Century, La Venexiana, Paolo Pandolfo, Hervé Niquet und sein Concert Spirituel u.v.a.) finden sich im Katalog des Labels. Doch machte GLOSSA von Anfang an auch wegen der innovativen Gestaltung und Produktionsverfahren von sich reden. Zu nennen wären hier die Einführung des Digipacks auf dem Klassikmarkt und dessen konsequente Verwendung, der Einsatz von Multimedia Tracks oder die Platinum-Serie mit ihrem avantgardistischen Design. Innerhalb der vergangenen knapp zwei Jahrzehnte konnte GLOSSA so zu einem der interessantesten Klassiklabels auf dem Markt avancieren. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt auch dem Spiritus rector und Gesicht des Labels, Carlos Céster. Mehr Info... |
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