
Lasso, Orlando di - Eine Marienvesper
Das Abonnement zur Gipfelbesteigung des Olymps Alter Musik
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Manfred Cordes’ Weser-Renaissance Bremen auf dem Weg zum Olymp der Alten Musik: die Zusammenstellung einer Marienvesper mit Musik von Orlando di Lasso ist in ihrer interpretatorischen Perfektion die ideale Fahrkarte hierfür.
Der Titel der neuen CD des Weser-Renaissance Ensembles unter Manfred Cordes ist ein wenig irreführend: eine Marienvesper in der Kohärenz, wie sie Claudio Monteverdi im Jahr 1610 in seiner Marienvesper walten lassen sollte, hat Orlando di Lasso als Kapellmeister der Münchener Hofkantorei nicht geschrieben. Wohl aber schuf er ein breites Repertoire liturgischer Musik, die problemlos bei der musikalischen Umrahmung der diversen Heiligen- und Marienfeste einsetzbar war. Ganz im Sinne Paul McCreeshs, der mit seinem Gabrieli Consort schon einige geglückte Versuche der Rekonstruktion musikalischer Abläufe im Rahmen großer Festgottesdienste unternommen hat, ist Manfred Cordes daran gegangen, eine Marienvesper mit den dazugehörigen von Orlando di Lasso vertonten Teilen zusammenzustellen, wie sie von der Münchener Hofkapelle unter der Leitung Lassos hätte aufgeführt werden können. Dieser Versuch ist Cordes geglückt – nicht nur im Hinblick auf die historische Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses, sondern auch – und im Falle des Weser-Renaissance Ensembles möchte man fast sagen: wie immer – in interpretatorischer Hinsicht.
Diese Zusammenstellung einer Marienvesper von Lasso öffnet einmal mehr ein Fenster zur musikalischen Heimstatt des Weser-Renaissance Ensembles. In dieser Musik sind sie zuhause. Diese Musik zelebrieren sie. Punktgenaue Einsätze, phänomenal klangreine Transparenz, wunderbar fein strukturierte Phrasierung – all dies macht die vokale Perfektion des Bremer Weser-Renaissance Ensembles aus, dessen Gesangsmitglieder problemlos auch die solistischen Aufgaben stimmlich ausgesprochen konturiert und mit kernigen Timbres zu lösen wissen. Der Festtagston dieser Einspielung ist omnipräsent: Manfred Cordes lässt breit phrasieren und evoziert hierdurch eine komplexe Plastizität des Klangs im Geflecht der polyphonen Interaktionen, die das siebenköpfige Gesangsensemble in idealer Homogenität, profilierter Agogik und dynamischem Feinschliff umsetzt. Zink, Posaunen und Dulzian erklingen dazu so delikat intoniert, so rund ausgespielt und so dezidiert präsent und doch in fein abgestufter Balance zum Vokalen, wie man ausgereifter nur schwerlich anderswo zu hören bekommt. Bestnoten kann man auch der Tontechnik geben, die die vokalen und instrumentalen Schichtungen perfekt gewichtet hat. Das Booklet ist einmal mehr, wie bei cpo üblich, bestens ediert. Bevor man aber eine ideale Aufnahme totredet, sollen auf Worte nun Taten folgen, und die bestehen darin, diese herausragende Aufnahme zu empfehlen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Lasso, Orlando di: Eine Marienvesper |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
cpo 1 20.02.2007 64:22 2005 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
761203718221 CPO 777 182-2 |
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Lasso, Orlando di |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.
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