
Sarah Christ - La Passione dell'Opera
Wie frisches Quellwasser
Label/Verlag: Cavalli Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Opernmusik für Harfe arrangiert - das stellt die junge Solistin Sarah Christ vor und bieten dem Hörer traumverlorene ‚Easy Listening’-Klänge zum Entspannen und Wohlfühlen.
Es gibt im englischen Sprachraum die Musikkategorie ‚Easy Listening’: Musik, die man angenehm nebenbei hören kann und die entspannt, ohne dass das negativ gemeint ist. (Schließlich gehören Klassiker wie Frank Sinatra und Ella Fitzgerald zu den Parade-Exponenten dieser Musikrichtung.) Auch aus dem Bereich der Klassik haben einige Stücke den Weg in die ‚Easy Listening’-Abteilungen dieser Welt gefunden, was der Musik von Seiten der (vorzugsweise deutschen) Vertreter der sogenannten Hochkultur zwar das Verdikt des ‚Nicht Vollwertigen’, nur ‚Unterhaltenden’ und ‚Niveaulosen’ eingebracht hat, zugleich der Popularität dieser Musik beim breiten Publikum keinerlei Abbruch getan hat. Man muss fast an das alte jüdische Sprichwort denken, wo es heißt: ‚Niveau ist, wenn man nicht versteht, sich auf sein Publikum einzustellen!’
Sollten Sie (wie ich) zu denjenigen gehören, die ‚Easy Listening’ ab und an schätzen und besonders zu jener Subkategorie, die ‚Easy Listening Classic’ mag, dann werden Sie an der CD ‚La Passione dell’Opera: Die schönsten Harfenfantasien der Opernliteratur’ trotz des altbackenen Titels viel Freude haben. Die junge Harfenspielerin Sarah Christ (geb. 1980) stellt darauf sieben ‚kleine Traumgemälde der Oper’ vor (wie es im Booklet heißt), sieben Arrangements von bekannten Melodien aus Opern wie ‚Norma’, ‚Faust’, ‚Rheingold’ oder ‚Hänsel und Gretel’ – sowohl historische aus dem 19. Jahrhundert (von Elias Parish Alvars, der im Orchester der Wiener Hofoper spielte oder von Johannes Snoer, Soloharfenist des Gewandhausorchesters Leipzig) als auch solche aus dem 20. Jahrhundert (etwa von dem amerikanischen Harfenisten Marcel Grandjany oder der Italienerin Elena Zanibona). Man hört die zeitlichen Unterschiede kaum, außer in der Wahl der Opern: waren im 19. Jahrhundert Bellini, Donizetti und Gounod die Stars, so sind es im 20. Jahrhundert vor allem Puccini und Wagner.
So wie deren bekannte Melodien hier präsentiert werden, wehen sie wie ein Lufthauch am Ohr vorbei, zart und elegisch, traumverloren. Die Akkorde perlen wie frisches Quellwasser, die Melodien schweben förmlich schwerelos durch den Raum. Das passt besonders gut zu Bellinis ‚Norma’, die in dieser Harfen-Reinkarnation wirklich allen romantischen Idealen des Komponisten gerecht wird. Statt die großen Arien und Duette von dramatischen Sopranistinnen zu hören, die sich durch die Koloraturen quälen, erlebt man sie hier als ‚jungfräuliche Gesänge’, was durchaus im Sinn der Uraufführungs-Epoche war. Das gilt auch für Donizettis ‚Lucia’, wo die Harfe (genau wie bei ‚Norma’) passenderweise auch keltische Assoziationen weckt. Im Fall von Wagners ‚Rheingold’ bekommt die bombastische Musik der ‚Regenbogenbrücke’ ebenfalls eine Schwerelosigkeit, die ihr gut steht.
Da die Themen oft einfach aneinandergereiht sind und die ‚Harfenfantasien’ nicht mehr (und nicht weniger) sind als klangschöne Potpourris, ist es auch nicht weiter dramatisch, wenn man als Zuhörer zwischendurch mit seinen Gedanken abdriftet – man kommt spätestens beim Einsatz der nächsten Melodie wieder ‚rein’. D.h., zum wirklich konzentrierten Hören von Anfang bis Ende eignet sich die CD nicht, aber um sie im Hintergrund als ‚Ambience Music’ laufen zu lassen, ist sie ideal. Sie verbreitet Wohlfühlatmosphäre und ein starkes Harmonie-Gefühl. Und irgendwie auch eine gewisse ungezwungene Eleganz.
In Vergleich zu anderen Veröffentlichungen der ‚Easy Listening’ Kategorie fällt das etwas biedere Cover auf. Bei dem italienischen Titel (‚Passione dell’Opera’) und der vielen italienischen Musik wäre ein mehr life styliges Bild aus Italien (bei Sonnenaufgang oder -untergang) passender. Vielleicht kommt das ja noch, wenn die CD bei einem größeren Label neu herausgegeben wird, vielleicht im Zusammenarbeit mit einer Zeitschrift wie ‚Freundin’ oder ‚Brigitte’? Bis dahin: Viel Spaß mit Sarah Christ und ihrer Harfe (trotz des Covers) und viel Freude mit der Begegnung mit dieser wunderbaren Melodien. (Würden sie doch ab und an im Opernhaus auch so schwerelos klingen...)
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Sarah Christ: La Passione dell'Opera |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Cavalli Records 1 01.02.2007 |
Medium:
EAN: |
CD
4028183001436 |
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Cavalli Records Das Label CAVALLI-RECORDS entwickelte seit 1990 ? dem Beginn der CD-Produktionen ? ein klares Firmenprofil: Aufnahme und Veröffentlichung von qualitätvollen Werken der Musikliteratur aller Epochen, die bisher nicht auf Tonträgern erhältlich waren. So stellte gleich eine der ersten Produktionen ? CCD 206 mit bisher unbekannten und unveröffentlichten Streichquartetten von Ludwig van Beethoven ? eine kleine Sensation dar, die in der Fachpresse entsprechend gewürdigt wurde. Durch eigene musikologische Forschungsarbeit sowie durch Zusammenarbeit mit namhaften Musikerpersönlichkeiten bereichert seither das Repertoire von CAVALLI-RECORDS die einschlägigen Kataloge immer wieder mit Komponistennamen, die man bisher vergeblich in Schallplattenkatalogen suchte. Aber auch selten oder nicht eingespielte Werke von bekannteren Komponisten finden ihren Weg in unser Repertoire, sei es dank besonderer Interpretation der jeweiligen Musikerpersönlichkeit, sei es durch besondere Berücksichtigung der entsprechenden Aufführungspraxis und des zeitgenössischen Instrumentariums. Somit stellt sich CAVALLI-RECORDS als Label für ein besonderes Repertoire aus fünf Jahrhunderten dar, immer auf Entdeckungsreise im weiten Reich der Klassischen Musik. Jedoch: die ?Kleine Nachtmusik? sucht man bei CAVALLI-RECORDS vergebens... Mehr Info... |
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