
Tomasini, Luigi - Baryton Trios
Zum fürstlichen Divertissement
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die editorische Betreuung ist hervorragend, der Begleittext umfassend – typisch cpo. Selbst die Künstlerbiographie geht im Umfang über den gängigen Standard hinaus.
Luigi Tomasini hat in den Annalen der Musikgeschichte seinen festen Platz – allerdings nicht als Komponist, sondern als Primgeiger der von Joseph Haydn geleiteten Hofkapelle des Fürsten Esterhazy. Mit Haydn verband Tomasini nicht nur eine intensive künstlerische Partnerschaft, sondern enge Freundschaft. Kaum bekannt sind Tomasinis kompositorische Tätigkeit und seine Werke – primär Kammermusik. Das Esterházy Ensemble unternimmt eine musikalische Entdeckungsreise in unbekanntes Terrain.
Das Baryton – eine Kuriosität Auch das Lieblingsinstrument des Fürsten Nikolaus Esterhazy, das Baryton, ein schwer zu spielendes Streichinstrument mit zusätzlichen Resonanzsaiten und einem zarten, leisen Klang, hat Tomasini berücksichtigt. Wie Joseph Haydn komponierte Tomasini Barytontrios. Als Geiger kombiniert er das Baryton allerdings häufig mit Violine und Violoncello, während bei Haydn immer eine Bratsche und ein Cello zum Baryton treten. Tomasinis Trios sind unterhaltsame, gut geschriebene Kompositionen von unterhaltendem Charakter, fürstliche Divertissements für das private Musizieren. Diesem Anspruch wird Tomasini voll gerecht, mehr will er nicht. Ausdruckstiefe und Kunstfertigkeit überschreiten nie den Divertimento-Rahmen – und so muss man diese Musik auch hören, als elegante, galant-unkomplizierte U-Musik im Umkreis der Klassik, an Haydn innerhalb der genannten Schranken durchaus messbar. Die Musiksprache ist durchaus klassisch und damit für die Entstehungszeit modern.
Musizierfreude und Noblesse
Die Herrn und Damen des Esterházy Ensembles haben ihre Freude mit Tomasinis eleganter Musik. Mit Feuer ‚all’Ungharese‘ wird das Allegretto ma non troppo des G-Dur-Trios aufgepeppt, mancher Eröffnungssatz (e-Moll-Trio!) atmet sinfonischen Geist, insgesamt aber überwiegt ein Divertimentoton, der von den Musikerinnen und Musikern mit angemessener musikantischer Vitalität zelebriert wird. Die beschränkte dynamische Palette des Barytons legt den begleitenden Instrumenten einiges an Zurückhaltung auf, die hier tatsächlich geübt wird. Michael Brüssing spielt das fragile Instrument mit Verve und Esprit; gerne baut er auch mal eine Kadenz ein, um seine Fingerfertigkeit ins rechte Licht zu rücken.
Das ist eine CD für alle, die gehobene Unterhaltung suchen und vor unspektakulärer (aber qualitätvoller) Musik nicht zurückschrecken; Freunde exotischer Instrumente werden ebenso ihre Freude damit haben wie Haydn-Freaks, die auch über das Umfeld am Hof des Fürsten Esterházy Bescheid wissen wollen.
Die editorische Betreuung ist hervorragend, der Begleittext umfassend – typisch cpo. Selbst die Künstlerbiographie geht im Umfang über den gängigen Standard hinaus.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Tomasini, Luigi: Baryton Trios |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
cpo 1 06.05.2005 |
Medium:
EAN: |
CD
0761203997329 |
![]() Cover vergössern |
Tomasini, Luigi |
![]() Cover vergössern |
cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag cpo:
-
Blutarm: Ein großes Bühnenwerk Carl Heinrich Grauns leider nur in 'musikalischer Gesamteinspielung'. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Schwedische Wunderlampe: Kurt Atterbergs Oper 'Aladin' verzaubert im spätromantischen Stil. Weiter...
(Karin Coper, )
-
Musikalische Andacht: Buxtehudes Membra Jesu Nostri: Opella Nova und Gregor Meyer bieten eine delikate Deutung dieses qualitätvollen Klassikers des barocken Repertoires. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Franz Gratl:
-
20 Jahre alt - und immer noch taufrisch: Eine ältere Einspielung, die durch niveauvolles Musizieren und interessante Musik kaum an Glanz eingebüßt hat. Weiter...
(Dr. Franz Gratl, )
-
Mendelssohn hätte wohl seine Freude: Ein erfreulicher Beitrag zum Mendelssohn-Jahr auf dem Liedsektor. Weiter...
(Dr. Franz Gratl, )
-
Eine Überraschung der positiven Art: Eine Liedeinspielung der Sonderklasse, sehr empfehlenswert. Weiter...
(Dr. Franz Gratl, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Shakespeare!: 'Sounds and Sweet Airs' heißt eine neue Platte, deren Inhalt durch den Untertitel 'A Shakespeare Songbook' konkretisiert wird. Weiter...
(Dr. Jan Kampmeier, )
-
Feine Nuancen: Wolfgang Rihms Kammermusik mit Violoncello. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Pianistische Größe und Grenzen: Behzod Abduraimov überzeugt mit kanonischem Repertoire von Debussy, Chopin und Mussorgsky. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Portrait

"Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht."
Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich