
Cage, John - Werke für Cello & Klavier
Sterne am Klanghimmel
Label/Verlag: WERGO
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Der Cellist Friedrich Gauwerky und der Pianisten Mark Knoop arbeiten mit an Kompositionen von John Cage.
Der Komponist John Cage hat unter anderem versucht, den Komponisten aus dem Vorgang des Komponierens weitestgehend herauszunehmen. Die Musik sollte ohne jemanden entstehen, dessen Denken, dessen Tradition oder dessen Prägung die Komposition beeinflussen könnte, ob bewusst oder unbewusst. Dieses Ziel versuchte er auf verschiedenen Wegen zu erreichen. Der wichtigste ist die Verwendung aleatorischer Elemente. In seiner wohl bekanntesten Komposition '4'33"' spielt der Interpret keinen Ton, zu hören sind die zufälligen Geräusche des Saals, der Zuhörer, das Knacken, Knistern und Knarren der Mauern, das Hüsteln der Hälse.
Papierstruktur
Seit einigen Jahren schon legt das Label Wergo die Edition John Cage auf, wozu nicht nur Musik, sondern auch eine 8-CD-Box mit Auszügen aus den Tagebüchern von John Cage gehört, gelesen von ihm selbst. Auf der zuletzt herausgegeben CD interpretieren der in Köln lebende Cellist Friedrich Gauwerky, der auch die eingespielten Fassungen erstellt hat, und der in London lebende Dirigent und Pianist Mark Knoop Cages Kompositionen 'Etudes Boreales' (1978), 'Harmony' (1976) und 10'40.3". 10'40.3" ist eigentlich ein Teil der Komposition 26'1.1499" (1955), und zwar die ersten 640,3 Sekunden. Cage selbst hat diese Variante in 26'1.1499" vorgesehen; der Interpret ist frei, nur einen Ausschnitt der Komposition zu wählen. Der Titel muss dann entsprechend geändert werden. Nicht nur in Titel und Dauer, obwohl der ursprüngliche Titel an ein genau determiniertes Werk denken lässt, wendet John Cage Techniken an, die das Ergebnis unvorhersehbar werden lassen. Die Komposition verlangt keinen willenlosen Ausführenden – Friedrich Gauwerky muss einen eigenen Teil zum Entstehen der Komposition beitragen. Andererseits enthält das Werk auch exakt determinierte Elemente, die, wie so oft bei Cage, mit Zufallsoperationen entwickelt wurden. Hier war es die Struktur des Papiers.
Sterne und Kometen
Grundlage von 'Etude Boreales' wiederum war eine Sternkarte, aus der Cage mit Hilfe von Zufallsoperationen des I Ging die Komposition herleitete. In der von Mark Knoop gespielten Soloversion für Klavier klingt es, als wären die Sterne jetzt Klänge, die unbeweglich und unerreichbar in der Unendlichkeit eines Klanghimmels von überwältigender Schönheit prangen. In der Duoversion mit Friedrich Gauwerky tönen die Cellosphären wie Kometen, bewegte Himmelskörper in den Himmelswelten vor den Fixsternen. Vervollständigt wird die schlüssig zusammengestellte CD mit vier zur Komposition 'Apartment House 1976' gehörenden 'Harmonies'. Die Mitarbeit von Friedrich Gauwerky und Mark Knoop an Cages Werken ist überaus gelungen. Sie setzen die Klänge und Töne zurückhaltend in die Welt. Sie drängen sich nicht auf, sie sind einfach da. Ganz so, wie es der Intention von John Cage entspricht.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Cage, John: Werke für Cello & Klavier |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
WERGO 1 01.04.2010 |
Medium:
EAN: |
CD
4010228671827 |
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WERGO Als 1962 die erste Veröffentlichung des Labels WERGO erschien - Schönbergs "Pierrot lunaire" mit der Domaine musicale unter Pierre Boulez -, war dies ein Wagnis, dessen Ausgang nicht abzusehen war. Werner Goldschmidt, ein Kunsthistoriker, Sammler und Enthusiast im besten Sinne, war es, der - gemeinsam mit dem Musikwissenschaftler Helmut Kirchmayer - den Grundstein zu dem Label legte, das seit inzwischen 50 Jahren zu den führenden Labels mit Musik unserer Zeit zählt. Mehr Info... |
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