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Das Junge Orchester NRW, © djoNRW
Junges Orchester NRW plante Aufführung der 2. und 3. Sinfonie des russischen Komponisten
Stadt Lindlar cancelt Jugendorchester-Auftritt wegen Musik von Tschaikowski
Lindlar, . Ende Juni hatte das Junge Orchester NRW (djoNRW) zum Abschluss einer gemeinsamen Probenphase die Aufführung der 2. und 3. Sinfonie des russischen Komponisten Peter Iljitsch Tschaikowski (1840-1893) geplant. Aufgrund zahlreicher ukrainischer Flüchtlinge vor Ort greift die nordrhein-westfälische Stadt Lindlar nun mit einem Verbot der öffentlichen Aufführung seiner Musik in die Kunstfreiheit des Orchesters ein.
"Wir haben uns als Gemeindeverwaltung gegen eine öffentliche Generalprobe von Tschaikowski-Musik ausgesprochen, weil sich der russische Krieg gegen die Ukraine, gegen das Leben der Menschen dort und gegen ihre Kultur richtet. Wir möchten daher aktuell kein Forum mit einem Schwerpunkt auf russischer Kultur bieten", so der Lindlarer Bürgermeister Georg Ludwig (CDU) in einer Stellungnahme. Im Vorfeld der Entscheidung hatte bereits der Kulturbeirat der Stadt den Entwurf des Ankündigungsplakats kritisiert.
Das junge orchester NRW (djoNRW) mit Sitz in Krefeld bietet seit mehr als 30 Jahren begabten Schülern, Studenten und jungen Berufstätigen die Möglichkeit zum Zusammenspiel in einer hochqualifizierten Orchesterbesetzung. Geleitet wird das Orchester von seinem Gründer, Universitätsmusikdirektor Ingo Ernst Reihl.
Der Komponist Peter (Pjotr) Iljitsch Tschaikowsky wurde am 7. Mai 1840 im russischen Wotkinsk geboren. Nachdem er zunächst bis 1863 als Justizbeamter tätig war, studierte er in Petersburg Musik, unter anderem bei Anton Rubinstein. 1866 bis 1877 nahm er ein Lehramt für Musiktheorie am Moskauer Konservatorium an. Es folgten Dirigententätigkeiten in nahezu allen europäischen Ländern, während derer er häufig im Ausland lebte. In jene Zeit fällt auch Tschaikowskys Bekanntschaft mit seiner Gönnerin Nadeschda von Meck, die ihm bis 1890 eine jährliche Pension gewährte und mit der er einen sehr vertraulichen Briefwechsel führte. Tschaikowsky gilt als bedeutendster Komponist der westlich orientierten russischen Schule. Seine Kompositionen wurden unter anderem durch die Werke Mozarts und Chopins beeinflusst. Sein Schaffen umfasst Orchesterwerke, Solokonzerte, Kammermusik, Klaviermusik, Ballette und Vokalwerke. Tschaikowsky starb am 6. November 1893 in St. Petersburg.
Weiterführende Informationen:
Portrait Peter TschaikowskyDieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Bisherige Kommentare:
- Stadt Lindlar rudert zurück
Laut Information der Stadt Lindlar ist nach Einigung mit dem Orchester und dessen Dirigent Ingo Ernst Reihl nun Ende Mai ein Benefizkonzert für die Ukraine geplant. In der Veranstaltung soll den Angaben zufolge neben der ukrainischen Nationalhymne auch Musik des russischen Komponisten Peter Tschaikowski erklingen. Erlöste Spenden sollen anschliessend Musikern aus der Ukraine zugute kommen.
Redaktion, 09.05.2022, 08:11 Uhr - Zensur in Lindlar - einfach nur peinlich
Chapeau - da sind die Verantwortlichen ja schön in die Lawrow-Falle getappt. Was kann denn bitte der romantische russische (homosexuelle) Komponist Tschaikowsky des 19. Jahrhunderts für den grausamen und perversen Angriffskrieg von Putin und seinen Mitverbrechern heute? Was können junge engagierte Menschen in einem Orchester für die Grausamkeiten, die in der Ukraine verübt werden? Die Absage der Konzerte ist ein Armutszeugnis und Wasser auf die Mühlen der russischen Staatspropaganda. Gerade jetzt wäre eine gute Gelegenheit gewesen die Kraft der Musik wirken zu lassen. Wollen wir denn auch noch Rachmaninow (vor der Oktoberrevolution in die USA geflohen) und Shostakovich (zeitlebens schikaniert und im Stalinismus mehrfach vom Tod bedroht gewesen) noch verbieten? Die Verantwortlichen in Lindlar haben der Musik und der Kultur einen Bärendienst erwiesen - man sollte sich dort dafür schämen. Von der Materie und wie man wahrhaftig Stellung zu Putins Krieg beziehen könnte keine Spur. Von den Ämtern sollten die Verantwortlichen am Besten zurück treten und sie Menschen überlassen, die von Kultur und Kunst etwas verstehen. Vielleicht können die Konzerte ja kurzfristig an einem anderen Ort stattfinden !
Nutzer_QNIVGWB, 07.05.2022, 20:54 Uhr - Kleingeistig
M.E. Resultat defizitärer Bildung
Nutzer_IRFZUMP, 07.05.2022, 14:49 Uhr - Unfug
Halte das für eine Überreaktion. Tschaikowsky kann nichts für Putin und ich entdecke keinen Putin in Tschaikowsky. Kleine Einschränkung: den Beiname "Kleinrussische" bei der Zweiten sollte man kritisch diskutieren, denn Kleinrussland ist die vereinnamende Bezeichnung für die Ukraine. Aber für das kritisch diskutieren reicht ein Einführungsvortrag oder ein Programmheft
Nutzer_MPLGPXP, 07.05.2022, 12:39 Uhr - Verfassungsbruch
Grundgesetz Artikel 5, Absatz 1: Eine Zensur findet nicht statt. Grundgesetz Artikel 5, Absatz 3: Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.
Nutzer_PKKAMTX, 07.05.2022, 08:06 Uhr
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