
Wolfgang Amadeus Mozart, © Barbara Krafft
Polnischer Wirtschaftswissenschaftler behauptet gesteigerte Kreativität nach Phasen der Traurigkeit
Ode an die Traurigkeit: Niedergeschlagenheit als Kreativitäts-Katalysator bei Mozart und Beethoven?
Odense, . Der polnische Wirtschaftswissenschaftler Karol Jan Borowiecki unterstreicht mit Ergebnissen einer statistischen Analyse eine seit langem gehegte Vermutung, dass Melancholie und Traurigkeit zu höherer Kreativität führen. Er belegt dies anhand einer Untersuchung, die biographische Rahmenbedingungen von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Franz Liszt mit deren Schaffen in Beziehung setzt. Die Studie mit dem Titel "How are you, my dearest Mozart? Well-being and Creativity of Three Famour Compossers Based on their Letters" wurde von der Zeitschrift "The Review of Economics and Statistics" zur Veröffentlichung angenommen.
Um den Gemütszustand der betreffenden Komponisten in bestimmten Phasen ihres Lebens festzustellen, wertete der Statistiker mittels Software sämtliche 1.400 Briefe von Mozart, Beethoven und Liszt nach vorher festgelegten Codewörtern aus. Es wurden über 400 Wörter im Bereich positiv konnotierter Emotionen und rund 500 Wörter im Bereich negativer Gemütszustände definiert. Darüber hinaus wurden Änderungen der persönlichen Umstände durch Wechsel der Anstellung, Krankheit, Heirat oder Tod eines Angehörigen erfasst. In einem zweiten Schritt überprüfte er, wie hoch die Produktionsrate bedeutender Werke bei verschiedenen Komponisten in der Folgezeit der Traurigkeitsphase war; als bedeutende Werke wertet Borowiecki solche, die eine Aufführungstradition bis in die Gegenwart haben, also zum Kanon des Konzert- und Opernrepertoires gehören. Der an der Universität Odense lehrende Wissenschaftler kommt letztlich für sich zu dem Schluss, dass Phasen der Niedergeschlagenheit in der Vergangenheit Komponisten zu höherer Kreavität angelegt hätten.
Mit dieser These fügt Karol Jan Borowiecki dem bis in die Antike zurückgehenden und dann vor allem in der Romantik grell ausgemalten Bild von der Schaffenskraft des leidenden Künstlers weitere Pinselstriche hinzu. Mittlerweile wird in der Wissenschaft die Gegenposition allerdings ebenso stark vertreten; demnach führten vor allem positive emotionale Zustände zu einer Steigerung der Kreativität.
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