Oberlandesgericht Dresden weist Berufung zurück und bestätigt vorheriges Urteil
Gericht: Kündigung des Semperoper-Intendanten Serge Dorny nicht rechtmäßig
Dresden, . Das Oberlandesgericht Dresden hat der sächsischen Regierung eine Niederlage im Streit um den Intendanten Serge Dorny beschert. Das Gericht wies die Berufung des Landes zurück und bestätigte ein Urteil des Landgerichts Dresden, wonach die fristlose Kündigung des Semperopern-Intendanten Serge Dorny nicht rechtmäßig war. Der Vertrag besteht demnach weiter. Dorny war 2014 gekündigt worden, ehe er sein Amt in Dresden angetreten hatte (klassik.com berichtete). Der Gerichtsbeschluss stellt nun klar, "dass der Vertrag von Herrn Dorny durch die Kündigung nicht beendet wurde." Dem Gericht zufolge seien die Voraussetzungen für eine fristlose Kündigung nicht erfüllt worden. Das Land begründete die Kündigung rund ein halbes Jahr vor Amtsantritt damals damit, der designierte Intendant habe Vertrauen verspielt.
Einschätzungen des Kunstministeriums zufolge sei nicht damit zu rechnen, dass Serge Dorny trotz des weiter bestehenden Vertrages nach Dresden zurückkehren wolle. Darüber hinaus sei davon auszugehen, dass für den Freistaat Sachsen keine finanziellen Belastungen entstünden, da keine finanziellen Forderungen seitens des Intendanten gestellt wurden, mit der Ausnahme von Zahlungsansprüchen in Höhe von 60.000 Euro aus dem Vorbereitungsvertrag. Medienberichte sprachen zwischenzeitlich von etwaigen Kosten in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro für das Land Sachsen. Ob das Land dem designierten Intendanten Schadenersatz zahlen muss, ist bislang jedoch unklar. Ebenso ist offen, ob Serge Dorny überhaupt ein finanzieller Schaden entstanden ist, da er nach der fristlosen Kündigung in Dresden weiterhin Intendant der Oper Lyon blieb.
Das Kultusministerium hatte die Entlassung Dornys 2014 damit begründet, dass der mit einem Vorbereitungsvertrag bereits in Dresden tätige Intendant in kürzester Zeit Vertrauen verspielt hätte. Dorny sah sich hingegen als Opfer von Kompetenzstreitigkeiten mit Chefdirigent Christian Thielemann. Dornys Anwalt hatte betont, dass Dorny in Dresden ein Dreispartenhaus führen wollte, wozu auch die Dresdner Staatskapelle zähle. Dementsprechend wollte er vermeiden, dass diese unter Thielemann ein komplettes Eigenleben führe. Nach Darstellung des Freistaates habe Dorny die entsprechenden Klauseln zu Thielemanns Rechten gekannt. Dennoch habe er immer neue Forderungen an die damalige Kultusministerin gestellt und selbst mit fristloser Kündigung gedroht. Dorny sollte als Nachfolger der im Sommer 2012 verstorbenen Semperoper-Intendantin Ulrike Hessler wirken und einen Fünfjahresvertrag über rund 1,5 Millionen Euro erhalten. Als neuer designierter Intendant wurde Peter Theiler vorgestellt.
Serge Dorny wurde 1962 in Belgien geboren und studierte zunächst Kunstgeschichte, Archäologie, Musikwissenschaft und Kommunikationswissenschaft an der Universität sowie am Konservatorium in Gent. Erste Stationen seiner beruflichen Laufbahn waren das Theatre de la Monnaie in Brüssel unter Gerard Mortier (1983) und das Festival von Flandern, dessen künstlerischer Leiter er im Jahr 1987 wurde. 1996 übernahm Dorny die Generaldirektion und die künstlerische Leitung des London Philharmonic Orchestra. Ab Januar 2003 war er Generaldirektor der Opera National de Lyon. Neben diesen Aktivitäten ist Dorny bei diversen Wettbewerben beratend tätig: in Helsinki und Bamberg (Dirigat) und beim Internationalen Musikwettbewerb Königin Elisabeth (Gesang). Statt des geplanten Amtsantritts als Intendant der Semperoper Dresden 2014 kehrte er noch im April nach Lyon zurück.
Weiterführende Informationen:
Portrait Sächsische Staatsoper Dresden (Semperoper)Portrait Serge Dorny
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