> > > Dirigent Andris Nelsons wirft in Bayreuth kurzfristig das Handtuch
Dienstag, 26. September 2023

Nelsons sollte in vier Wochen die diesjährige Festspielpremiere des Parsifal leiten

Dirigent Andris Nelsons wirft in Bayreuth kurzfristig das Handtuch

Bayreuth, . Der Dirigent Andris Nelsons hat sich kurzfristig von den Bayreuther Festspielen zurückgezogen. Der lettische Dirigent sollte eigentlich die diesjährige Festspielpremiere des "Parsifal" in knapp vier Wochen leiten. Wie die Bayreuther Festspiele mitteilten, sei Nelsons nun zurückgetreten, da "die Umstände der diesjährigen Festspiele nicht die Atmosphäre ermöglichten, die Nelsons für seine künstlerische Arbeit benötigt". Brancheninsider mutmaßen derweil, dass der Grund für Nelsons plötzlichen Rückzug mit der Person des musikalischen Direktors der Bayreuther Festspiele, Christian Thielemann, zusammenhänge. Thielemann habe sich erheblich in die Probenarbeit eingemischt und damit die künstlerische Souveränität des Premierendirigenten Andris Nelsons infrage gestellt. Wer an Stelle von Nelsons den "Parsifal" leiten wird, ist bislang unklar.

Andris Nelsons wurde am 18. November 1978 in Riga geboren. Er lernte zunächst Trompete an der Emil-Darzins-Musikfachschule in seiner Heimatstadt, bevor er an der lettischen Musikakademie und am Konservatorium von Sank Petersburg bei Alexander Titow studierte. Meisterkurse im Fach Dirigieren belegte er bei Neeme Järvi und Jorma Panula, ab 2002 nahm er Unterricht bei Mariss Jansons. Während seines Studiums war er als Trompeter an der Lettischen Nationaloper in Riga tätig. Nach dem Studienabschluss sammelte er internationale Erfahrungen in Finnland und den USA, unter anderem beim Chicago Civic Orchestra. Im Jahr 2003 wurde er Chefdirigent der Lettischen Nationaloper, 2006 übernahm er die Nordwestdeutsche Philharmonie Herford. Mit der Spielzeit 2008/2009 übernahm er das City of Birmingham Symphony Orchestra. Seit der Saisons 2013/2014 ist er Chefdirigent des Boston Symphony Orchestra und wird parallel dazu 2017 die Leitung des Gewandhausorchesters Leipzig übernehmen. Zu seinen Auszeichnungen zählen u.a. der Große Musikpreis von Lettland 2001, der Preis der Deutschen Schallplattenkritik 2009 und der Diapason d'Or 2012.

Die Bayreuther Festspiele wurden 1876 mit der zyklischen Gesamtdarstellung des "Ring des Nibelungen" zum ersten Mal veranstaltet. Nach dem Tode Richard Wagners wurden sie zunächst von seiner Frau Cosima, dann von Sohn Siegfried und bis 1944 von dessen Frau Winifred fortgeführt. Nach dem zweiten Weltkrieg öffnete das Haus 1951 wieder seine Pforten. Seit 1973 ist die Richard-Wagner-Stiftung Träger des Opernfestivals. Die Leitung der Festspiele liegt nach wie vor in den Händen der Familie Wagner. Nach dem Rücktritt des langjährigen Leiters Wolfgang Wagner 2008 übernahmen dessen Töchter, Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier, die Leitung der Bayreuther Festspiele. Seit 2015 ist Katharina Wagner Festspielleiterin, die neu geschaffene Stelle des Musikdirektors hat Christian Thielemann inne.

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Bisherige Kommentare:

  1. Thielemann widerspricht Gerüchten
    Nach dem kurzfristigen Rückzug des lettischen Dirigenten Andris Nelsons von den Bayreuther Festspielen tritt der Bayreuther Musikdirektor Christian Thielemann Gerüchten entgegen, Grund für Nelsons' Abgang sei ein Dissens zwischen ihm und Nelsons. In zahlreichen Berichten wurde - auch wegen des diplomatisch verfassten Rückzugsschreibens und den bedeckten Verlautbarungen aus dem Festspielhaus - vermutet, Nelsons habe die Leitung die Zusammenarbeit in Bayreuth aufgekündigt, weil Thielemann auf die musikalische Gestaltung Einfluss genommen habe. Dies dementiert Thielemann und spricht von einem guten, fast freundschaftlichen Verhältnis zwischen den beiden Dirigenten. Er würde Nelsons mit offenen Armen empfangen, sollte er zurückkehren wollen, so Thielemann in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung.
    Redaktion, 04.07.2016, 10:22 Uhr

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