
Richard Wagner (1813-1883), © Franz Seraph Hanfstaengl
Konzertante Rheingold-Aufführung in der Berliner Philharmonie massiv gestört
Eklat um Richard Wagner: Nationale Bewegung für Leitkultur sorgt für Veranstaltungsunterbrechung
Berlin, . Bei einer konzertanten Aufführung von Richard Wagners Musikdrama "Das Rheingold" ist es in der Berliner Philharmonie am vergangenen Wochenende zu einem Eklat gekommen. Lokalen Medienberichten zufolge wurde das ausverkaufte Konzert mit der Berliner Landeskapelle unter Leitung von Horst Bergfried mehrfach durch Zwischenrufe gestört und musste schließlich aufgrund von Tumulten unterbrochen werden. Erst nach einer halbstündigen Pause, in der der Saal zwischenzeitlich geräumt wurde, konnte die Aufführung schließlich zu Ende gebracht werden.
Nach übereinstimmenden Aussagen von Augenzeugen war im Publikum bereits zu Beginn der Aufführung beim Einsatz der Rheintöchter Unruhe entstanden. So hätten beim "Weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege! Wagalaweia! Wallala weiala weia!" Zwischenrufer laut gefordert, man solle gefälligst verständlich und auf Deutsch singen. Auch im weiteren Verlauf sei die Aufführung dann immer wieder von Gelächter und "Aufhören"-Rufen gestört worden. Als es schließlich zu der Szene kam, in der Göttervater Wotan dem Nibelungen Alberich seinen Ring durch List und Gewalt raubt, seien mehrere ältere weiße Männer aufgestanden und hätten den renommierten New Yorker Bass Ryan Thompson als "Amerikanischen Betrüger" und "Verräter" beschimpft. Daraufhin gab es im Publikum Gegenrufe und es entstand ein Handgemenge, sodass Bergfried sich gezwungen sah, die Aufführung zu unterbrechen.
Wie sich herausstellte, gehörte an diesem Abend ein Teil des Publikums dem Berliner Ortsverein der "Nationalen Bewegung für Deutsche Leitkultur" (NBfDL) an. In einer Pressemitteilung gab dieser bekannt, dass sie die Aufführung zu Sondierungszwecken besucht habe, um in Erfahrung zu bringen, ob der deutsche Komponist Richard Wagner als zentraler Pfeiler ins Programm der Bewegung aufgenommen werden solle. Man habe sich nach der Aufführung jedoch einheitlich dagegen entschieden, da "Das Rheingold", wie überhaupt der gesamte "Ring des Nibelungen", die nordische Götterwelt in verunglimpfender Weise porträtiere und Wagner, der ja auch für den Text verantwortlich zeichnet, kein verständliches reines Deutsch schreibe, und somit auch nicht als Vorbild dienen könne. Bereits vor einiger Zeit war der Kölner Ortsverein der NBfDL in den Medien aufgefallen, als dessen Mitglieder in der Kölner Philharmonie die Aufführung des Stücks "Piano Phase" von Steve Reich durch den iranischen Cembalisten Mahan Esfahani durch lautes Klatschen und Zwischenrufe unterbrochen hatten.
Richard Wagner wurde am 22. Mai 1813 in Leipzig geboren. Im Alter von 18 Jahren begann er sein Musikstudium in Dresden und nahm Unterricht bei dem Thomaskantor Theodor Weinlig. 1833 wurde Wagner Korrepetitor in Würzburg. Später folgten Stationen in Magdeburg, Königsberg, Dresden und München als Hofkapellmeister. Nach Ende seines Münchener Aufenthaltes zog er 1866 nach Triebschen bei Luzern, wo er zumeist mit Cosima, Tochter Franz Liszts und Ehefrau Hans von Bülows, wohnte. Vier Jahre später heirateten sie und zogen 1872 nach Bayreuth. Dort legte Wagner den Grundstein für das Festspielhaus, in dem 1876 die ersten Festspiele mit der Gesamtaufführung des 'Ring des Nibelungen' stattfanden. Wagners Schaffen umfaßt neben einigen Liedern, Orchester- und Chorwerken hauptsächlich Opern bzw. Musikdramen, darunter neben dem 'Ring' 'Der fliegende Holländer', 'Tannhäuser', 'Lohengrin', 'Tristan und Isolde' und 'Die Meistersinger von Nürnberg'. Wagner starb am 13. Februar 1883 in Venedig.
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